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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Phaeton

Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei-
ner Commode,

Wo Cornetten und Hemder und Schürzen bey Dutzen-
den liegen,

Eine häusliche Schürze, und folge mir nach in die Küche,
Denn dem Vater will ich dies Essen selber bereiten.
Da schlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar-
morhände

Ueber dem Kopfe zusammen, und sprach mit weinen-
der Stimme:

Meine schöne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit
Schaft in deiner verwegenen Brust so stolze Gedanken!
Welche Gräfin waget sich wohl zum untersten Stock-
werk

Jn die Küche? so tief hinab zum flammenden Feuer,
Welches die Schönheit verderbt, und alle Farbe ver-
wüstet?

Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten,
Deine hochadliche Nase trotz alles Rappee nicht erfüllen?
Laß uns, o Schöne, doch nicht zu schmutzigen Köchin-
nen finken,

Und

Der Phaeton

Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei-
ner Commode,

Wo Cornetten und Hemder und Schuͤrzen bey Dutzen-
den liegen,

Eine haͤusliche Schuͤrze, und folge mir nach in die Kuͤche,
Denn dem Vater will ich dies Eſſen ſelber bereiten.
Da ſchlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar-
morhaͤnde

Ueber dem Kopfe zuſammen, und ſprach mit weinen-
der Stimme:

Meine ſchoͤne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit
Schaft in deiner verwegenen Bruſt ſo ſtolze Gedanken!
Welche Graͤfin waget ſich wohl zum unterſten Stock-
werk

Jn die Kuͤche? ſo tief hinab zum flammenden Feuer,
Welches die Schoͤnheit verderbt, und alle Farbe ver-
wuͤſtet?

Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten,
Deine hochadliche Naſe trotz alles Rappee nicht erfuͤllen?
Laß uns, o Schoͤne, doch nicht zu ſchmutzigen Koͤchin-
nen finken,

Und
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[278/0342] Der Phaeton Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei- ner Commode, Wo Cornetten und Hemder und Schuͤrzen bey Dutzen- den liegen, Eine haͤusliche Schuͤrze, und folge mir nach in die Kuͤche, Denn dem Vater will ich dies Eſſen ſelber bereiten. Da ſchlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar- morhaͤnde Ueber dem Kopfe zuſammen, und ſprach mit weinen- der Stimme: Meine ſchoͤne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit Schaft in deiner verwegenen Bruſt ſo ſtolze Gedanken! Welche Graͤfin waget ſich wohl zum unterſten Stock- werk Jn die Kuͤche? ſo tief hinab zum flammenden Feuer, Welches die Schoͤnheit verderbt, und alle Farbe ver- wuͤſtet? Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten, Deine hochadliche Naſe trotz alles Rappee nicht erfuͤllen? Laß uns, o Schoͤne, doch nicht zu ſchmutzigen Koͤchin- nen finken, Und

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/342>, abgerufen am 25.11.2024.