Und vor dem schwarzen Gesicht der Küchenjungen er- schrecken! Jst nicht Brandiß der Koch aus einer fürstlichen Küche? Wird er nicht eben so gut, als wir, die Schwämme be- reiten?
Also sprach sie vergebens. Denn, unter den zärt- lichen Klagen, Hatte die Gräfin sich schon mit einer Schürze gewafnet; Und sie lachte voll Hoheit, und sprach: Komm, folg- mir, Feige! Alsbald stiegen sie beyde hinab in der Küche Gewölber, Gleich dem beherzten Ulyß', und gleich dem frommen Eneas, Jn die brüllende Hölle, voll Gluth, und prasselnder Flammen. Warlich! schreckliche Bilder! An einen Bratspieß ge- schmiedet, Drehte der schwitzende Cunz, ein andrer Jxion, den Braten. Karpfen lagen allhier mit aufgerissenen Bäuchen, Schwammen in eigenem Blut, und schnappten nach eignen Gedärmen. Kochender Eßig wird bald wild über die Floßfedern strömen,
Und
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Erſter Geſang.
Und vor dem ſchwarzen Geſicht der Kuͤchenjungen er- ſchrecken! Jſt nicht Brandiß der Koch aus einer fuͤrſtlichen Kuͤche? Wird er nicht eben ſo gut, als wir, die Schwaͤmme be- reiten?
Alſo ſprach ſie vergebens. Denn, unter den zaͤrt- lichen Klagen, Hatte die Graͤfin ſich ſchon mit einer Schuͤrze gewafnet; Und ſie lachte voll Hoheit, und ſprach: Komm, folg- mir, Feige! Alsbald ſtiegen ſie beyde hinab in der Kuͤche Gewoͤlber, Gleich dem beherzten Ulyß’, und gleich dem frommen Eneas, Jn die bruͤllende Hoͤlle, voll Gluth, und praſſelnder Flammen. Warlich! ſchreckliche Bilder! An einen Bratſpieß ge- ſchmiedet, Drehte der ſchwitzende Cunz, ein andrer Jxion, den Braten. Karpfen lagen allhier mit aufgeriſſenen Baͤuchen, Schwammen in eigenem Blut, und ſchnappten nach eignen Gedaͤrmen. Kochender Eßig wird bald wild uͤber die Floßfedern ſtroͤmen,
Und
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Erſter Geſang.
Und vor dem ſchwarzen Geſicht der Kuͤchenjungen er-
ſchrecken!
Jſt nicht Brandiß der Koch aus einer fuͤrſtlichen Kuͤche?
Wird er nicht eben ſo gut, als wir, die Schwaͤmme be-
reiten?
Alſo ſprach ſie vergebens. Denn, unter den zaͤrt-
lichen Klagen,
Hatte die Graͤfin ſich ſchon mit einer Schuͤrze gewafnet;
Und ſie lachte voll Hoheit, und ſprach: Komm, folg-
mir, Feige!
Alsbald ſtiegen ſie beyde hinab in der Kuͤche Gewoͤlber,
Gleich dem beherzten Ulyß’, und gleich dem frommen
Eneas,
Jn die bruͤllende Hoͤlle, voll Gluth, und praſſelnder
Flammen.
Warlich! ſchreckliche Bilder! An einen Bratſpieß ge-
ſchmiedet,
Drehte der ſchwitzende Cunz, ein andrer Jxion, den
Braten.
Karpfen lagen allhier mit aufgeriſſenen Baͤuchen,
Schwammen in eigenem Blut, und ſchnappten nach
eignen Gedaͤrmen.
Kochender Eßig wird bald wild uͤber die Floßfedern
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/343>, abgerufen am 30.07.2024.
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