Der Gott des Puders eilt, Selinden zu be- triegen, Und überläßt die Schaar dem stillen Mißvergnügen; Nimmt drauf vom Charamund Gestalt und Klei- der an, Und eilt, in Stutzertracht Selinden sich zu nahn. Die Freyheit hatte fast ihr junges Herz verlassen, Und soll sie länger noch den rothen Absatz hassen, Durch den ihr Balamir das stolze Herz geraubt? Sie liebt ihn, da sie ihn nur nicht zu hassen glaubt. Der Geist ließ seinen Blick in beyder Herzen dringen, Er sah, daß sie ihn kaum als einen Freund empfingen; Er sah des Stutzers Herz, das schon verzweifelnd liebt, Und auch Selindens Herz, das sich bereits ergiebt. Warum, (sprach er,) lenkst du die halbverstohlnen Blicke Auf diesen Balamir? sagt ihm nicht dies sein Glücke?
Doch
Verwandlungen.
So oft ihm beym Rappee die Augen uͤbergehn.
Der Gott des Puders eilt, Selinden zu be- triegen, Und uͤberlaͤßt die Schaar dem ſtillen Mißvergnuͤgen; Nimmt drauf vom Charamund Geſtalt und Klei- der an, Und eilt, in Stutzertracht Selinden ſich zu nahn. Die Freyheit hatte faſt ihr junges Herz verlaſſen, Und ſoll ſie laͤnger noch den rothen Abſatz haſſen, Durch den ihr Balamir das ſtolze Herz geraubt? Sie liebt ihn, da ſie ihn nur nicht zu haſſen glaubt. Der Geiſt ließ ſeinen Blick in beyder Herzen dringen, Er ſah, daß ſie ihn kaum als einen Freund empfingen; Er ſah des Stutzers Herz, das ſchon verzweifelnd liebt, Und auch Selindens Herz, das ſich bereits ergiebt. Warum, (ſprach er,) lenkſt du die halbverſtohlnen Blicke Auf dieſen Balamir? ſagt ihm nicht dies ſein Gluͤcke?
Doch
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Verwandlungen.
So oft ihm beym Rappee die Augen uͤbergehn.
Der Gott des Puders eilt, Selinden zu be-
triegen,
Und uͤberlaͤßt die Schaar dem ſtillen Mißvergnuͤgen;
Nimmt drauf vom Charamund Geſtalt und Klei-
der an,
Und eilt, in Stutzertracht Selinden ſich zu nahn.
Die Freyheit hatte faſt ihr junges Herz verlaſſen,
Und ſoll ſie laͤnger noch den rothen Abſatz haſſen,
Durch den ihr Balamir das ſtolze Herz geraubt?
Sie liebt ihn, da ſie ihn nur nicht zu haſſen glaubt.
Der Geiſt ließ ſeinen Blick in beyder Herzen dringen,
Er ſah, daß ſie ihn kaum als einen Freund empfingen;
Er ſah des Stutzers Herz, das ſchon verzweifelnd liebt,
Und auch Selindens Herz, das ſich bereits ergiebt.
Warum, (ſprach er,) lenkſt du die halbverſtohlnen
Blicke
Auf dieſen Balamir? ſagt ihm nicht dies ſein Gluͤcke?
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/250>, abgerufen am 16.02.2025.
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