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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Erstes Buch.

Die bittre Klage nahm ein feyerliches Ende.
Sie nehmen allesammt die Dosen in die Hände,
Und streuen zu Toback, gleich einem Heiligthum,
Die Asche von dem Haar, zu ihres Freundes Ruhm.
Nachdem sie mit Rappee den kleinen Rest vermischet,
Und ihn mit sanftem Oel aus Steinklee angefrischet;
So nahmen sie Toback nach zierlichem Gebrauch;
Es nieste Charamund, die Stutzer niesten auch.
So saß die Königin bey Mausols Aschentopfe,
Und riß ihr schönes Haar vor Schmerz sich aus dem
Kopfe.

Die Asche des Gemahls wird in den Trank gemischt,
Durch den sie sich aufs neu zu bitterm Schmerz er-
frischt.

Und die Gewohnheit wird bis diesen Tag erhalten.
Der Nachruhm deines Haars wird nimmermehr ver-
alten;

Man wird das Stutzerheer dies Haar beweinen sehn,

So
M 5

Erſtes Buch.

Die bittre Klage nahm ein feyerliches Ende.
Sie nehmen alleſammt die Doſen in die Haͤnde,
Und ſtreuen zu Toback, gleich einem Heiligthum,
Die Aſche von dem Haar, zu ihres Freundes Ruhm.
Nachdem ſie mit Rappee den kleinen Reſt vermiſchet,
Und ihn mit ſanftem Oel aus Steinklee angefriſchet;
So nahmen ſie Toback nach zierlichem Gebrauch;
Es nieſte Charamund, die Stutzer nieſten auch.
So ſaß die Koͤnigin bey Mauſols Aſchentopfe,
Und riß ihr ſchoͤnes Haar vor Schmerz ſich aus dem
Kopfe.

Die Aſche des Gemahls wird in den Trank gemiſcht,
Durch den ſie ſich aufs neu zu bitterm Schmerz er-
friſcht.

Und die Gewohnheit wird bis dieſen Tag erhalten.
Der Nachruhm deines Haars wird nimmermehr ver-
alten;

Man wird das Stutzerheer dies Haar beweinen ſehn,

So
M 5
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[185/0249] Erſtes Buch. Die bittre Klage nahm ein feyerliches Ende. Sie nehmen alleſammt die Doſen in die Haͤnde, Und ſtreuen zu Toback, gleich einem Heiligthum, Die Aſche von dem Haar, zu ihres Freundes Ruhm. Nachdem ſie mit Rappee den kleinen Reſt vermiſchet, Und ihn mit ſanftem Oel aus Steinklee angefriſchet; So nahmen ſie Toback nach zierlichem Gebrauch; Es nieſte Charamund, die Stutzer nieſten auch. So ſaß die Koͤnigin bey Mauſols Aſchentopfe, Und riß ihr ſchoͤnes Haar vor Schmerz ſich aus dem Kopfe. Die Aſche des Gemahls wird in den Trank gemiſcht, Durch den ſie ſich aufs neu zu bitterm Schmerz er- friſcht. Und die Gewohnheit wird bis dieſen Tag erhalten. Der Nachruhm deines Haars wird nimmermehr ver- alten; Man wird das Stutzerheer dies Haar beweinen ſehn, So M 5

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/249>, abgerufen am 29.03.2024.