Hätt er mir Silberzeug, und Gallarock verpfändet, So würd ich zwar bewegt, doch nicht untröstbar seyn; Jetzt aber nimmt mein Herz nichts, als Verzweiflung, ein. Wie! Schicksal! soll ich nun Selinden nicht besu- chen? So möcht ich voller Zorn den schwarzen Tag verflu- chen, Da ich zum erstenmal dem Nachttisch mich geweiht -- Verhängniß, lösch ihn aus! Er sey vermaledeyt!
Er sprach noch, so entstund ein angenehmer Schimmer; Ein lautes Stutzerheer trat singend in das Zimmer. Von neuem öfnete der arme Charamund, Da er erzählen soll, tiefseufzend seinen Mund. Die Freunde klagen ihn, und weinen oft dazwischen, Und ließen Thränen sich zu seinen Thränen mischen. Nichts, als die Asche war vom schönen Haar zurück, Auf die nur sahen sie mit wehmuthsvollem Blick.
Die
Verwandlungen.
Haͤtt er mir Silberzeug, und Gallarock verpfaͤndet, So wuͤrd ich zwar bewegt, doch nicht untroͤſtbar ſeyn; Jetzt aber nimmt mein Herz nichts, als Verzweiflung, ein. Wie! Schickſal! ſoll ich nun Selinden nicht beſu- chen? So moͤcht ich voller Zorn den ſchwarzen Tag verflu- chen, Da ich zum erſtenmal dem Nachttiſch mich geweiht — Verhaͤngniß, loͤſch ihn aus! Er ſey vermaledeyt!
Er ſprach noch, ſo entſtund ein angenehmer Schimmer; Ein lautes Stutzerheer trat ſingend in das Zimmer. Von neuem oͤfnete der arme Charamund, Da er erzaͤhlen ſoll, tiefſeufzend ſeinen Mund. Die Freunde klagen ihn, und weinen oft dazwiſchen, Und ließen Thraͤnen ſich zu ſeinen Thraͤnen miſchen. Nichts, als die Aſche war vom ſchoͤnen Haar zuruͤck, Auf die nur ſahen ſie mit wehmuthsvollem Blick.
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Verwandlungen.
Haͤtt er mir Silberzeug, und Gallarock verpfaͤndet,
So wuͤrd ich zwar bewegt, doch nicht untroͤſtbar
ſeyn;
Jetzt aber nimmt mein Herz nichts, als Verzweiflung,
ein.
Wie! Schickſal! ſoll ich nun Selinden nicht beſu-
chen?
So moͤcht ich voller Zorn den ſchwarzen Tag verflu-
chen,
Da ich zum erſtenmal dem Nachttiſch mich geweiht —
Verhaͤngniß, loͤſch ihn aus! Er ſey vermaledeyt!
Er ſprach noch, ſo entſtund ein angenehmer
Schimmer;
Ein lautes Stutzerheer trat ſingend in das Zimmer.
Von neuem oͤfnete der arme Charamund,
Da er erzaͤhlen ſoll, tiefſeufzend ſeinen Mund.
Die Freunde klagen ihn, und weinen oft dazwiſchen,
Und ließen Thraͤnen ſich zu ſeinen Thraͤnen miſchen.
Nichts, als die Aſche war vom ſchoͤnen Haar zuruͤck,
Auf die nur ſahen ſie mit wehmuthsvollem Blick.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/248>, abgerufen am 07.07.2024.
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