Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Renommist.

Ein Bauer, welcher nie ein Schauspiel angesehen,
Pflegt in der Oper so gedankenlos zu stehen;
Er starrt mit ofnem Maul, und glaubet dumm
manchmal,

Er sey auf einmal nun im ewgen Freudensaal.
Der Stutzer präsentirt den Schläger an Selinden;
Der wilde Renommist kan keine Worte finden;
Jhr Blick bezaubert ihn; er bückt sich starr, und stumm;
Holdselig lächelnd kehrt Selinde sich herum.
Was ist das für ein Thier, das sie mir präsentiren?
So manches schöne Kind wird dieser Held verführen.
Welch ein scharmanter Rock! O! sehn sie ihn doch an!
Wie heißt der Paris denn, mein Herr Baron Sylvan?
So spottet hinter ihm die angenehme Dame.
Der Stutzer winkt, und sprach: Von Raufbold ist
sein Name. --

Von Raufbold? Wie? im Ernst? (fiel ihm die Schön
ins Wort;)

Es

Der Renommiſt.

Ein Bauer, welcher nie ein Schauſpiel angeſehen,
Pflegt in der Oper ſo gedankenlos zu ſtehen;
Er ſtarrt mit ofnem Maul, und glaubet dumm
manchmal,

Er ſey auf einmal nun im ewgen Freudenſaal.
Der Stutzer praͤſentirt den Schlaͤger an Selinden;
Der wilde Renommiſt kan keine Worte finden;
Jhr Blick bezaubert ihn; er buͤckt ſich ſtarr, und ſtumm;
Holdſelig laͤchelnd kehrt Selinde ſich herum.
Was iſt das fuͤr ein Thier, das ſie mir praͤſentiren?
So manches ſchoͤne Kind wird dieſer Held verfuͤhren.
Welch ein ſcharmanter Rock! O! ſehn ſie ihn doch an!
Wie heißt der Paris denn, mein Herr Baron Sylvan?
So ſpottet hinter ihm die angenehme Dame.
Der Stutzer winkt, und ſprach: Von Raufbold iſt
ſein Name. —

Von Raufbold? Wie? im Ernſt? (fiel ihm die Schoͤn
ins Wort;)

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0164" n="100"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Ein Bauer, welcher nie ein Schau&#x017F;piel ange&#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Pflegt in der Oper &#x017F;o gedankenlos zu &#x017F;tehen;</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;tarrt mit ofnem Maul, und glaubet dumm<lb/><hi rendition="#et">manchmal,</hi></l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ey auf einmal nun im ewgen Freuden&#x017F;aal.</l><lb/>
          <l>Der Stutzer pra&#x0364;&#x017F;entirt den Schla&#x0364;ger an Selinden;</l><lb/>
          <l>Der wilde Renommi&#x017F;t kan keine Worte finden;</l><lb/>
          <l>Jhr Blick bezaubert ihn; er bu&#x0364;ckt &#x017F;ich &#x017F;tarr, und &#x017F;tumm;</l><lb/>
          <l>Hold&#x017F;elig la&#x0364;chelnd kehrt Selinde &#x017F;ich herum.</l><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t das fu&#x0364;r ein Thier, das &#x017F;ie mir pra&#x0364;&#x017F;entiren?</l><lb/>
          <l>So manches &#x017F;cho&#x0364;ne Kind wird die&#x017F;er Held verfu&#x0364;hren.</l><lb/>
          <l>Welch ein &#x017F;charmanter Rock! O! &#x017F;ehn &#x017F;ie ihn doch an!</l><lb/>
          <l>Wie heißt der Paris denn, mein Herr Baron Sylvan?</l><lb/>
          <l>So &#x017F;pottet hinter ihm die angenehme Dame.</l><lb/>
          <l>Der Stutzer winkt, und &#x017F;prach: Von Raufbold i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ein Name. &#x2014;</hi></l><lb/>
          <l>Von Raufbold? Wie? im Ern&#x017F;t? (fiel ihm die Scho&#x0364;n<lb/><hi rendition="#et">ins Wort;)</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0164] Der Renommiſt. Ein Bauer, welcher nie ein Schauſpiel angeſehen, Pflegt in der Oper ſo gedankenlos zu ſtehen; Er ſtarrt mit ofnem Maul, und glaubet dumm manchmal, Er ſey auf einmal nun im ewgen Freudenſaal. Der Stutzer praͤſentirt den Schlaͤger an Selinden; Der wilde Renommiſt kan keine Worte finden; Jhr Blick bezaubert ihn; er buͤckt ſich ſtarr, und ſtumm; Holdſelig laͤchelnd kehrt Selinde ſich herum. Was iſt das fuͤr ein Thier, das ſie mir praͤſentiren? So manches ſchoͤne Kind wird dieſer Held verfuͤhren. Welch ein ſcharmanter Rock! O! ſehn ſie ihn doch an! Wie heißt der Paris denn, mein Herr Baron Sylvan? So ſpottet hinter ihm die angenehme Dame. Der Stutzer winkt, und ſprach: Von Raufbold iſt ſein Name. — Von Raufbold? Wie? im Ernſt? (fiel ihm die Schoͤn ins Wort;) Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/164
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/164>, abgerufen am 21.11.2024.