So sprach er, und stützt sich auf Raufbolds Degenknopf. Viel Anschläg irren ihm durch seinen schlauen Kopf; Zuletzt entschließt er sich, vom Helden sich zu wagen, Und um sein künftges Glück Orakel zu befragen.
Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunst, Aus dickem Caffeesatz, durch schwarzer Geister Gunst, Die Zukunft auszuspähn; und die geheimsten Thaten, Geschehn, und künftig noch, prophetisch zu errathen. Pandur, der dieses weis, verstellt sich alsobald; Giebt sich aus dicker Luft die jenische Gestalt; Zieht große Handschuh an, und eilet nach der Grotte, Zum Delphos neurer Welt, zum pythschen Caffee- gotte.
Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetscher Geist, Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.
Da, wo Schellhafers Haus die sesten Mauren endet,
Ragt,
Der Renommiſt.
So ſprach er, und ſtuͤtzt ſich auf Raufbolds Degenknopf. Viel Anſchlaͤg irren ihm durch ſeinen ſchlauen Kopf; Zuletzt entſchließt er ſich, vom Helden ſich zu wagen, Und um ſein kuͤnftges Gluͤck Orakel zu befragen.
Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunſt, Aus dickem Caffeeſatz, durch ſchwarzer Geiſter Gunſt, Die Zukunft auszuſpaͤhn; und die geheimſten Thaten, Geſchehn, und kuͤnftig noch, prophetiſch zu errathen. Pandur, der dieſes weis, verſtellt ſich alſobald; Giebt ſich aus dicker Luft die jeniſche Geſtalt; Zieht große Handſchuh an, und eilet nach der Grotte, Zum Delphos neurer Welt, zum pythſchen Caffee- gotte.
Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetſcher Geiſt, Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.
Da, wo Schellhafers Haus die ſeſten Mauren endet,
Ragt,
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Der Renommiſt.
So ſprach er, und ſtuͤtzt ſich auf Raufbolds
Degenknopf.
Viel Anſchlaͤg irren ihm durch ſeinen ſchlauen Kopf;
Zuletzt entſchließt er ſich, vom Helden ſich zu wagen,
Und um ſein kuͤnftges Gluͤck Orakel zu befragen.
Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunſt,
Aus dickem Caffeeſatz, durch ſchwarzer Geiſter Gunſt,
Die Zukunft auszuſpaͤhn; und die geheimſten Thaten,
Geſchehn, und kuͤnftig noch, prophetiſch zu errathen.
Pandur, der dieſes weis, verſtellt ſich alſobald;
Giebt ſich aus dicker Luft die jeniſche Geſtalt;
Zieht große Handſchuh an, und eilet nach der Grotte,
Zum Delphos neurer Welt, zum pythſchen Caffee-
gotte.
Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetſcher
Geiſt,
Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.
Da, wo Schellhafers Haus die ſeſten Mauren
endet,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/124>, abgerufen am 07.07.2024.
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