Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Gesang.

So schön von Wachs gemacht, als wie die von Natur.
Ein zartes Palatin, zu dünn etwas zu decken,
Jst doch bemüht die Brust verräthrisch zu verstecken.
Ein großer Blumenbusch, von Seide nachgemacht,
Beschattet ihre Brust in falscher Frühlingspracht.
So wie ein Perser sich in langen Ermeln zeiget,
Wenn er im Trauerspiel auf unsre Bühne steiget;
So hängt um ihren Arm, an einem zarten Flor,
Ein zärteres Geweb aus ihrem Kleid hervor.
Jhr Schuh ist niedrig stumpf, mit aufgesteifter Lasche,
Und eine Schnalle stralt an statt des Bandes Masche (*).
Dies ist der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie,
Erfindung, und Geschmack! Selbst die Galanterie

Be-
(*) Bey Gelegenheit dieser Beschreibung muß man die
Leser, die sich auf die Moden verstehen, erinnern, daß
man die Moden in diesem ganzen Gedichte von der
Zeit beybehalten, da der Renommist zuerst in Leipzig
her[a]us gekommen.
C 4

Zweyter Geſang.

So ſchoͤn von Wachs gemacht, als wie die von Natur.
Ein zartes Palatin, zu duͤnn etwas zu decken,
Jſt doch bemuͤht die Bruſt verraͤthriſch zu verſtecken.
Ein großer Blumenbuſch, von Seide nachgemacht,
Beſchattet ihre Bruſt in falſcher Fruͤhlingspracht.
So wie ein Perſer ſich in langen Ermeln zeiget,
Wenn er im Trauerſpiel auf unſre Buͤhne ſteiget;
So haͤngt um ihren Arm, an einem zarten Flor,
Ein zaͤrteres Geweb aus ihrem Kleid hervor.
Jhr Schuh iſt niedrig ſtumpf, mit aufgeſteifter Laſche,
Und eine Schnalle ſtralt an ſtatt des Bandes Maſche (*).
Dies iſt der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie,
Erfindung, und Geſchmack! Selbſt die Galanterie

Be-
(*) Bey Gelegenheit dieſer Beſchreibung muß man die
Leſer, die ſich auf die Moden verſtehen, erinnern, daß
man die Moden in dieſem ganzen Gedichte von der
Zeit beybehalten, da der Renommiſt zuerſt in Leipzig
her[a]us gekommen.
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0103" n="39"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>So &#x017F;cho&#x0364;n von Wachs gemacht, als wie die von Natur.</l><lb/>
          <l>Ein zartes Palatin, zu du&#x0364;nn etwas zu decken,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t doch bemu&#x0364;ht die Bru&#x017F;t verra&#x0364;thri&#x017F;ch zu ver&#x017F;tecken.</l><lb/>
          <l>Ein großer Blumenbu&#x017F;ch, von Seide nachgemacht,</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;chattet ihre Bru&#x017F;t in fal&#x017F;cher Fru&#x0364;hlingspracht.</l><lb/>
          <l>So wie ein Per&#x017F;er &#x017F;ich in langen Ermeln zeiget,</l><lb/>
          <l>Wenn er im Trauer&#x017F;piel auf un&#x017F;re Bu&#x0364;hne &#x017F;teiget;</l><lb/>
          <l>So ha&#x0364;ngt um ihren Arm, an einem zarten Flor,</l><lb/>
          <l>Ein za&#x0364;rteres Geweb aus ihrem Kleid hervor.</l><lb/>
          <l>Jhr Schuh i&#x017F;t niedrig &#x017F;tumpf, mit aufge&#x017F;teifter La&#x017F;che,</l><lb/>
          <l>Und eine Schnalle &#x017F;tralt an &#x017F;tatt des Bandes Ma&#x017F;che <note place="foot" n="(*)">Bey Gelegenheit die&#x017F;er Be&#x017F;chreibung muß man die<lb/>
Le&#x017F;er, die &#x017F;ich auf die Moden ver&#x017F;tehen, erinnern, daß<lb/>
man die Moden in die&#x017F;em ganzen Gedichte von der<lb/>
Zeit beybehalten, da der Renommi&#x017F;t zuer&#x017F;t in Leipzig<lb/>
her<supplied>a</supplied>us gekommen.</note>.</l><lb/>
          <l>Dies i&#x017F;t der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie,</l><lb/>
          <l>Erfindung, und Ge&#x017F;chmack! Selb&#x017F;t die Galanterie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0103] Zweyter Geſang. So ſchoͤn von Wachs gemacht, als wie die von Natur. Ein zartes Palatin, zu duͤnn etwas zu decken, Jſt doch bemuͤht die Bruſt verraͤthriſch zu verſtecken. Ein großer Blumenbuſch, von Seide nachgemacht, Beſchattet ihre Bruſt in falſcher Fruͤhlingspracht. So wie ein Perſer ſich in langen Ermeln zeiget, Wenn er im Trauerſpiel auf unſre Buͤhne ſteiget; So haͤngt um ihren Arm, an einem zarten Flor, Ein zaͤrteres Geweb aus ihrem Kleid hervor. Jhr Schuh iſt niedrig ſtumpf, mit aufgeſteifter Laſche, Und eine Schnalle ſtralt an ſtatt des Bandes Maſche (*). Dies iſt der Mode Bild. Ein Denkmaal von Genie, Erfindung, und Geſchmack! Selbſt die Galanterie Be- (*) Bey Gelegenheit dieſer Beſchreibung muß man die Leſer, die ſich auf die Moden verſtehen, erinnern, daß man die Moden in dieſem ganzen Gedichte von der Zeit beybehalten, da der Renommiſt zuerſt in Leipzig heraus gekommen. C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/103
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/103>, abgerufen am 19.04.2024.