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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Zweyter Gesang.

Zog sich vor andern hier in reizendem Gewande
Um die Galanterie, von Dreßden, und von Wien;
Steif, die von Augspurg her; und frey, die von Berlin.
Jedoch die artigste von diesen Moden allen
War Leipzigs Mode. Schön, und sicher zu gefallen,
War sie nicht allzusteif, und auch nicht allzufrey;
War stets Nachahmerin, doch im Nachahmen neu.
Französisch halb, halb Deutsch; beglückt in ihren Wahlen,
Und eine Pythia von den Provinzialen.
O Ewigkeit, wenn je der Witz etwas erdacht,
Was Ohren süß entzückt, und Dichter ewig macht;
So laß die Krämer nicht mein Lied zu Düten nehmen,
Noch meine Reime sich bey niedern Höken schämen.
Wenn Berenizens Haar in lichtem Schimmer steht,
Und eine Locke glänzt, die Popens Lied erhöht:

So
C 3

Zweyter Geſang.

Zog ſich vor andern hier in reizendem Gewande
Um die Galanterie, von Dreßden, und von Wien;
Steif, die von Augſpurg her; und frey, die von Berlin.
Jedoch die artigſte von dieſen Moden allen
War Leipzigs Mode. Schoͤn, und ſicher zu gefallen,
War ſie nicht allzuſteif, und auch nicht allzufrey;
War ſtets Nachahmerin, doch im Nachahmen neu.
Franzoͤſiſch halb, halb Deutſch; begluͤckt in ihren Wahlen,
Und eine Pythia von den Provinzialen.
O Ewigkeit, wenn je der Witz etwas erdacht,
Was Ohren ſuͤß entzuͤckt, und Dichter ewig macht;
So laß die Kraͤmer nicht mein Lied zu Duͤten nehmen,
Noch meine Reime ſich bey niedern Hoͤken ſchaͤmen.
Wenn Berenizens Haar in lichtem Schimmer ſteht,
Und eine Locke glaͤnzt, die Popens Lied erhoͤht:

So
C 3
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[37/0101] Zweyter Geſang. Zog ſich vor andern hier in reizendem Gewande Um die Galanterie, von Dreßden, und von Wien; Steif, die von Augſpurg her; und frey, die von Berlin. Jedoch die artigſte von dieſen Moden allen War Leipzigs Mode. Schoͤn, und ſicher zu gefallen, War ſie nicht allzuſteif, und auch nicht allzufrey; War ſtets Nachahmerin, doch im Nachahmen neu. Franzoͤſiſch halb, halb Deutſch; begluͤckt in ihren Wahlen, Und eine Pythia von den Provinzialen. O Ewigkeit, wenn je der Witz etwas erdacht, Was Ohren ſuͤß entzuͤckt, und Dichter ewig macht; So laß die Kraͤmer nicht mein Lied zu Duͤten nehmen, Noch meine Reime ſich bey niedern Hoͤken ſchaͤmen. Wenn Berenizens Haar in lichtem Schimmer ſteht, Und eine Locke glaͤnzt, die Popens Lied erhoͤht: So C 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/101>, abgerufen am 23.04.2024.