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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Renommist.

Jhr Liebling ist der Putz. Sein silbernes Gewand
Jst reich mit Gold gestickt, sein Haar ist farbigt Band.
So ist Medusens Haar ein Heer gekrümmter Schlan-
gen,

Die zischend um ihr Haupt, lebendge Locken, hangen.
Jhm weihn, als einem Gott, die Schönen zum Altar,
Den Nachttisch, der so oft ein schön Gesicht gebahr.
Er senkt des Morgens sich in einem zarten Staube,
Der zierlich sie bereift, auf Locken um die Haube.
Er flieht die Einsamkeit, und unfruchtbare Nacht,
Wenn sie die Mummerey nicht Tagen ähnlich macht.
Viel Nymphen sprungen auch auf dem bestäubten Boden
Mit Schuhen von Damast; sie hiessen neue Moden.
Ein schön gekleidet Heer, doch stets veränderlich,
An welchem die Gestalt bey jedem Anblick wich.
Die aufgeputzte Reih der Moden deutscher Lande

Zog

Der Renommiſt.

Jhr Liebling iſt der Putz. Sein ſilbernes Gewand
Jſt reich mit Gold geſtickt, ſein Haar iſt farbigt Band.
So iſt Meduſens Haar ein Heer gekruͤmmter Schlan-
gen,

Die ziſchend um ihr Haupt, lebendge Locken, hangen.
Jhm weihn, als einem Gott, die Schoͤnen zum Altar,
Den Nachttiſch, der ſo oft ein ſchoͤn Geſicht gebahr.
Er ſenkt des Morgens ſich in einem zarten Staube,
Der zierlich ſie bereift, auf Locken um die Haube.
Er flieht die Einſamkeit, und unfruchtbare Nacht,
Wenn ſie die Mummerey nicht Tagen aͤhnlich macht.
Viel Nymphen ſprungen auch auf dem beſtaͤubten Boden
Mit Schuhen von Damaſt; ſie hieſſen neue Moden.
Ein ſchoͤn gekleidet Heer, doch ſtets veraͤnderlich,
An welchem die Geſtalt bey jedem Anblick wich.
Die aufgeputzte Reih der Moden deutſcher Lande

Zog
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[36/0100] Der Renommiſt. Jhr Liebling iſt der Putz. Sein ſilbernes Gewand Jſt reich mit Gold geſtickt, ſein Haar iſt farbigt Band. So iſt Meduſens Haar ein Heer gekruͤmmter Schlan- gen, Die ziſchend um ihr Haupt, lebendge Locken, hangen. Jhm weihn, als einem Gott, die Schoͤnen zum Altar, Den Nachttiſch, der ſo oft ein ſchoͤn Geſicht gebahr. Er ſenkt des Morgens ſich in einem zarten Staube, Der zierlich ſie bereift, auf Locken um die Haube. Er flieht die Einſamkeit, und unfruchtbare Nacht, Wenn ſie die Mummerey nicht Tagen aͤhnlich macht. Viel Nymphen ſprungen auch auf dem beſtaͤubten Boden Mit Schuhen von Damaſt; ſie hieſſen neue Moden. Ein ſchoͤn gekleidet Heer, doch ſtets veraͤnderlich, An welchem die Geſtalt bey jedem Anblick wich. Die aufgeputzte Reih der Moden deutſcher Lande Zog

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/100>, abgerufen am 24.04.2024.