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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Elektricität.
gelöst wird, während sich an der Kathode eine ebenso grosse Ge-
wichtsmenge Kupfer ausscheidet. Taucht an Stelle der Kathode eine
Silber- oder irgend eine andere Metallplatte in die Kupferlösung, so
überzieht sich dieselbe mit der gleichen Menge Kupfer. Haben wir
nun ein zusammengesetztes Element, indem etwa eine Zinkplatte in
verdünnte Schwefelsäure und eine Kupferplatte in Kupferlösung taucht,
so wird, wenn man beide Platten durch einen Schliessungsdrabt ver-
bindet, die Zinkplatte zur Anode und die Kupferplatte zur Kathode,
es geht also innerhalb der Flüssigkeit ein Strom vom Kupfer zum
Zink. In Folge dessen wird an der Zinkelektrode Zink aufgelöst
und an der Kupferelektrode Kupfer angesetzt. Man findet aber, dass
dies nicht mehr in gleichen, sondern in äquivalenten Gewichtsver-
hältnissen geschieht, dass also für je 1 Aeq. Zink, das an der Anode
ausgeschieden wird, 1 Aeq. Kupfer an der Kathode sich ansetzt. Wenn
man auf diese Weise verschiedene Substanzen immer bei gleicher
Stromstärke prüft, so findet man, dass dieses Gesetz eine allgemeine
Gültigkeit hat: alle binären Verbindungen werden bei glei-
cher Stromstärke nach äquivalenten Mengen
zersetzt. Man
bezeichnet dieses Gesetz nach Faraday als das Gesetz der fe-
sten elektrolytischen Action
. Wir haben in §. 310 die im Vol-
tameter eintretende Wasserzersetzung als Maass der Stromstärke auf-
gestellt. Aus dem Faraday'schen Gesetze erhellt somit, dass wir
auch jede andere in einem Leiter zweiter Classe bewirkte Zersetzung
zum Maass der Stromstärke nehmen können. Lassen wir z. B. den
Strom durch einen mit Kupferlösung gefüllten Trog gehen, in welchen
Kupferelektroden eintauchen, so ist die Stromstärke proportional der
Gewichtszunahme der Kathode oder der Gewichtsabnahme der Anode.
In einem Daniell'schen Element ist die Stromstärke proportional der
verbrauchten Zinkmenge oder der aus der Kupfervitriollösung ausge-
schiedenen Kupfermenge.

Um die Gesammtheit der bei der Elektrolyse eintretenden Vor-
gänge übersehen zu können, müssen wir 1) die Veränderungen der
durchströmten Flüssigkeiten und 2) die Veränderungen der in die
Flüssigkeiten eintauchenden Elektroden in's Auge fassen. Die elek-
trolytische Zersetzung kann sich auf die Flüssigkeit beschränken; so
z. B. im Voltameter, wo die Platinplatten völlig unverändert bleiben.
In den meisten Fällen ist aber die Zersetzung der Flüssigkeit von
einer Veränderung der Elektroden begleitet: letztere ist jedoch stets
eine secundäre, entweder dadurch bedingt, dass einer der ausgeschie-
denen Stoffe lösend auf die Elektrode wirkt, oder dadurch, dass ein
ausgeschiedener Stoff auf der Elektrode sich absetzt. Alle Verbin-
dungen, die analog dem Wasser zusammengesetzt sind, werden auch
ähnlich demselben durch den elektrischen Strom zerlegt. Am näch-
sten in ihrer Zusammensetzung sind dem Wasser die Metalloxyde und

Von der Elektricität.
gelöst wird, während sich an der Kathode eine ebenso grosse Ge-
wichtsmenge Kupfer ausscheidet. Taucht an Stelle der Kathode eine
Silber- oder irgend eine andere Metallplatte in die Kupferlösung, so
überzieht sich dieselbe mit der gleichen Menge Kupfer. Haben wir
nun ein zusammengesetztes Element, indem etwa eine Zinkplatte in
verdünnte Schwefelsäure und eine Kupferplatte in Kupferlösung taucht,
so wird, wenn man beide Platten durch einen Schliessungsdrabt ver-
bindet, die Zinkplatte zur Anode und die Kupferplatte zur Kathode,
es geht also innerhalb der Flüssigkeit ein Strom vom Kupfer zum
Zink. In Folge dessen wird an der Zinkelektrode Zink aufgelöst
und an der Kupferelektrode Kupfer angesetzt. Man findet aber, dass
dies nicht mehr in gleichen, sondern in äquivalenten Gewichtsver-
hältnissen geschieht, dass also für je 1 Aeq. Zink, das an der Anode
ausgeschieden wird, 1 Aeq. Kupfer an der Kathode sich ansetzt. Wenn
man auf diese Weise verschiedene Substanzen immer bei gleicher
Stromstärke prüft, so findet man, dass dieses Gesetz eine allgemeine
Gültigkeit hat: alle binären Verbindungen werden bei glei-
cher Stromstärke nach äquivalenten Mengen
zersetzt. Man
bezeichnet dieses Gesetz nach Faraday als das Gesetz der fe-
sten elektrolytischen Action
. Wir haben in §. 310 die im Vol-
tameter eintretende Wasserzersetzung als Maass der Stromstärke auf-
gestellt. Aus dem Faraday’schen Gesetze erhellt somit, dass wir
auch jede andere in einem Leiter zweiter Classe bewirkte Zersetzung
zum Maass der Stromstärke nehmen können. Lassen wir z. B. den
Strom durch einen mit Kupferlösung gefüllten Trog gehen, in welchen
Kupferelektroden eintauchen, so ist die Stromstärke proportional der
Gewichtszunahme der Kathode oder der Gewichtsabnahme der Anode.
In einem Daniell’schen Element ist die Stromstärke proportional der
verbrauchten Zinkmenge oder der aus der Kupfervitriollösung ausge-
schiedenen Kupfermenge.

Um die Gesammtheit der bei der Elektrolyse eintretenden Vor-
gänge übersehen zu können, müssen wir 1) die Veränderungen der
durchströmten Flüssigkeiten und 2) die Veränderungen der in die
Flüssigkeiten eintauchenden Elektroden in’s Auge fassen. Die elek-
trolytische Zersetzung kann sich auf die Flüssigkeit beschränken; so
z. B. im Voltameter, wo die Platinplatten völlig unverändert bleiben.
In den meisten Fällen ist aber die Zersetzung der Flüssigkeit von
einer Veränderung der Elektroden begleitet: letztere ist jedoch stets
eine secundäre, entweder dadurch bedingt, dass einer der ausgeschie-
denen Stoffe lösend auf die Elektrode wirkt, oder dadurch, dass ein
ausgeschiedener Stoff auf der Elektrode sich absetzt. Alle Verbin-
dungen, die analog dem Wasser zusammengesetzt sind, werden auch
ähnlich demselben durch den elektrischen Strom zerlegt. Am näch-
sten in ihrer Zusammensetzung sind dem Wasser die Metalloxyde und

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[490/0512] Von der Elektricität. gelöst wird, während sich an der Kathode eine ebenso grosse Ge- wichtsmenge Kupfer ausscheidet. Taucht an Stelle der Kathode eine Silber- oder irgend eine andere Metallplatte in die Kupferlösung, so überzieht sich dieselbe mit der gleichen Menge Kupfer. Haben wir nun ein zusammengesetztes Element, indem etwa eine Zinkplatte in verdünnte Schwefelsäure und eine Kupferplatte in Kupferlösung taucht, so wird, wenn man beide Platten durch einen Schliessungsdrabt ver- bindet, die Zinkplatte zur Anode und die Kupferplatte zur Kathode, es geht also innerhalb der Flüssigkeit ein Strom vom Kupfer zum Zink. In Folge dessen wird an der Zinkelektrode Zink aufgelöst und an der Kupferelektrode Kupfer angesetzt. Man findet aber, dass dies nicht mehr in gleichen, sondern in äquivalenten Gewichtsver- hältnissen geschieht, dass also für je 1 Aeq. Zink, das an der Anode ausgeschieden wird, 1 Aeq. Kupfer an der Kathode sich ansetzt. Wenn man auf diese Weise verschiedene Substanzen immer bei gleicher Stromstärke prüft, so findet man, dass dieses Gesetz eine allgemeine Gültigkeit hat: alle binären Verbindungen werden bei glei- cher Stromstärke nach äquivalenten Mengen zersetzt. Man bezeichnet dieses Gesetz nach Faraday als das Gesetz der fe- sten elektrolytischen Action. Wir haben in §. 310 die im Vol- tameter eintretende Wasserzersetzung als Maass der Stromstärke auf- gestellt. Aus dem Faraday’schen Gesetze erhellt somit, dass wir auch jede andere in einem Leiter zweiter Classe bewirkte Zersetzung zum Maass der Stromstärke nehmen können. Lassen wir z. B. den Strom durch einen mit Kupferlösung gefüllten Trog gehen, in welchen Kupferelektroden eintauchen, so ist die Stromstärke proportional der Gewichtszunahme der Kathode oder der Gewichtsabnahme der Anode. In einem Daniell’schen Element ist die Stromstärke proportional der verbrauchten Zinkmenge oder der aus der Kupfervitriollösung ausge- schiedenen Kupfermenge. Um die Gesammtheit der bei der Elektrolyse eintretenden Vor- gänge übersehen zu können, müssen wir 1) die Veränderungen der durchströmten Flüssigkeiten und 2) die Veränderungen der in die Flüssigkeiten eintauchenden Elektroden in’s Auge fassen. Die elek- trolytische Zersetzung kann sich auf die Flüssigkeit beschränken; so z. B. im Voltameter, wo die Platinplatten völlig unverändert bleiben. In den meisten Fällen ist aber die Zersetzung der Flüssigkeit von einer Veränderung der Elektroden begleitet: letztere ist jedoch stets eine secundäre, entweder dadurch bedingt, dass einer der ausgeschie- denen Stoffe lösend auf die Elektrode wirkt, oder dadurch, dass ein ausgeschiedener Stoff auf der Elektrode sich absetzt. Alle Verbin- dungen, die analog dem Wasser zusammengesetzt sind, werden auch ähnlich demselben durch den elektrischen Strom zerlegt. Am näch- sten in ihrer Zusammensetzung sind dem Wasser die Metalloxyde und

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/512>, abgerufen am 23.12.2024.