Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Wärme.
ganzen Wärme latent wird. So tritt z. B. bei der Bildung des Was-
serstoffsuperoxyds Erkältung, bei seiner Zersetzung in Wasser und
Sauerstoff dagegen Erwärmung ein, offenbar weil in ihm die Atome
des Wasserstoffs und Sauerstoffs weit loser als im Wasser an einan-
der gebunden sind. In anderen Fällen wird die gebildete Wärme
durch einen gleichzeitigen Wechsel des Aggregatzustandes compen-
sirt. So wird z. B. bei der Bildung der Jodwasserstoffsäure Wärme
gebunden. Favre und Silvremann, welche die chemische Verbin-
dungswärme der wichtigeren Verbindungen ermittelt haben, bezeichnen
diejenige Wärmemenge, welche bei dem Verbrauch der mit 1 Gr.
Wasserstoff äquivalenten Mengen Metall frei wird, als das calorische
Aequivalent
des Metalls.

Folgendes sind die so bestimmten calorischen Aequivalente des Wasserstoffs und
der bekannteren Metalle:

[Tabelle]

Das negative Vorzeichen für das calorische Aequivalent des Jodwasserstoffs be-
deutet, dass die angegebene Wärmemenge latent wird. Diese Tabelle bestätigt deut-
lich den obigen Satz, dass die Verbindungswärme um so grösser ist, je festere Verbin-
dungen die Körper eingehen, eine je grössere Affinität also die sich verbindenden
Elemente besitzen. So wird z. B. beim Entstehen der bekanntlich viel stabileren
Oxyde des Eisens und Kupfers eine weit beträchtlichere Wärme entwickelt als bei der
Verbindung des schwer oxydirbaren Silbers mit Sauerstoff. Eine weitere Bestätigung
erhält dieser Satz durch die Betrachtung der beim Entstehen zusammengesetzterer
Verbindungen frei werdenden Wärme. In einem Salz, wie im schwefelsauren Natron,
ist die Schwefelsäure mit weit geringerer Affinität an das Natron als in diesem letz-
teren Oxyd der Sauerstoff an das Natrium gebunden. Bei der Bildung solcher Salze
ist daher die frei werdende Wärmemenge eine relativ kleine. So wurden z. B. bei
der Verbindung von je 1 Gr. Metalloxyd mit der beistehenden Säure die folgenden
Wärmemengen gefunden:

[Tabelle]

268
Beziehungen
zwischen den
calorischen

Die Werthe, die man für die calorischen Aequivalente der Kör-
per erhält, indem man entweder die bei der Eingehung der Verbin-

Von der Wärme.
ganzen Wärme latent wird. So tritt z. B. bei der Bildung des Was-
serstoffsuperoxyds Erkältung, bei seiner Zersetzung in Wasser und
Sauerstoff dagegen Erwärmung ein, offenbar weil in ihm die Atome
des Wasserstoffs und Sauerstoffs weit loser als im Wasser an einan-
der gebunden sind. In anderen Fällen wird die gebildete Wärme
durch einen gleichzeitigen Wechsel des Aggregatzustandes compen-
sirt. So wird z. B. bei der Bildung der Jodwasserstoffsäure Wärme
gebunden. Favre und Silvremann, welche die chemische Verbin-
dungswärme der wichtigeren Verbindungen ermittelt haben, bezeichnen
diejenige Wärmemenge, welche bei dem Verbrauch der mit 1 Gr.
Wasserstoff äquivalenten Mengen Metall frei wird, als das calorische
Aequivalent
des Metalls.

Folgendes sind die so bestimmten calorischen Aequivalente des Wasserstoffs und
der bekannteren Metalle:

[Tabelle]

Das negative Vorzeichen für das calorische Aequivalent des Jodwasserstoffs be-
deutet, dass die angegebene Wärmemenge latent wird. Diese Tabelle bestätigt deut-
lich den obigen Satz, dass die Verbindungswärme um so grösser ist, je festere Verbin-
dungen die Körper eingehen, eine je grössere Affinität also die sich verbindenden
Elemente besitzen. So wird z. B. beim Entstehen der bekanntlich viel stabileren
Oxyde des Eisens und Kupfers eine weit beträchtlichere Wärme entwickelt als bei der
Verbindung des schwer oxydirbaren Silbers mit Sauerstoff. Eine weitere Bestätigung
erhält dieser Satz durch die Betrachtung der beim Entstehen zusammengesetzterer
Verbindungen frei werdenden Wärme. In einem Salz, wie im schwefelsauren Natron,
ist die Schwefelsäure mit weit geringerer Affinität an das Natron als in diesem letz-
teren Oxyd der Sauerstoff an das Natrium gebunden. Bei der Bildung solcher Salze
ist daher die frei werdende Wärmemenge eine relativ kleine. So wurden z. B. bei
der Verbindung von je 1 Gr. Metalloxyd mit der beistehenden Säure die folgenden
Wärmemengen gefunden:

[Tabelle]

268
Beziehungen
zwischen den
calorischen

Die Werthe, die man für die calorischen Aequivalente der Kör-
per erhält, indem man entweder die bei der Eingehung der Verbin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0424" n="402"/><fw place="top" type="header">Von der Wärme.</fw><lb/>
ganzen Wärme latent wird. So tritt z. B. bei der Bildung des Was-<lb/>
serstoffsuperoxyds Erkältung, bei seiner Zersetzung in Wasser und<lb/>
Sauerstoff dagegen Erwärmung ein, offenbar weil in ihm die Atome<lb/>
des Wasserstoffs und Sauerstoffs weit loser als im Wasser an einan-<lb/>
der gebunden sind. In anderen Fällen wird die gebildete Wärme<lb/>
durch einen gleichzeitigen Wechsel des Aggregatzustandes compen-<lb/>
sirt. So wird z. B. bei der Bildung der Jodwasserstoffsäure Wärme<lb/>
gebunden. <hi rendition="#g">Favre</hi> und <hi rendition="#g">Silvremann</hi>, welche die chemische Verbin-<lb/>
dungswärme der wichtigeren Verbindungen ermittelt haben, bezeichnen<lb/>
diejenige Wärmemenge, welche bei dem Verbrauch der mit 1 Gr.<lb/>
Wasserstoff äquivalenten Mengen Metall frei wird, als das <hi rendition="#g">calorische<lb/>
Aequivalent</hi> des Metalls.</p><lb/>
          <p>Folgendes sind die so bestimmten calorischen Aequivalente des Wasserstoffs und<lb/>
der bekannteren Metalle:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
          <p>Das negative Vorzeichen für das calorische Aequivalent des Jodwasserstoffs be-<lb/>
deutet, dass die angegebene Wärmemenge latent wird. Diese Tabelle bestätigt deut-<lb/>
lich den obigen Satz, dass die Verbindungswärme um so grösser ist, je festere Verbin-<lb/>
dungen die Körper eingehen, eine je grössere Affinität also die sich verbindenden<lb/>
Elemente besitzen. So wird z. B. beim Entstehen der bekanntlich viel stabileren<lb/>
Oxyde des Eisens und Kupfers eine weit beträchtlichere Wärme entwickelt als bei der<lb/>
Verbindung des schwer oxydirbaren Silbers mit Sauerstoff. Eine weitere Bestätigung<lb/>
erhält dieser Satz durch die Betrachtung der beim Entstehen zusammengesetzterer<lb/>
Verbindungen frei werdenden Wärme. In einem Salz, wie im schwefelsauren Natron,<lb/>
ist die Schwefelsäure mit weit geringerer Affinität an das Natron als in diesem letz-<lb/>
teren Oxyd der Sauerstoff an das Natrium gebunden. Bei der Bildung solcher Salze<lb/>
ist daher die frei werdende Wärmemenge eine relativ kleine. So wurden z. B. bei<lb/>
der Verbindung von je 1 Gr. Metalloxyd mit der beistehenden Säure die folgenden<lb/>
Wärmemengen gefunden:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
          <note place="left">268<lb/>
Beziehungen<lb/>
zwischen den<lb/>
calorischen</note>
          <p>Die Werthe, die man für die calorischen Aequivalente der Kör-<lb/>
per erhält, indem man entweder die bei der Eingehung der Verbin-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0424] Von der Wärme. ganzen Wärme latent wird. So tritt z. B. bei der Bildung des Was- serstoffsuperoxyds Erkältung, bei seiner Zersetzung in Wasser und Sauerstoff dagegen Erwärmung ein, offenbar weil in ihm die Atome des Wasserstoffs und Sauerstoffs weit loser als im Wasser an einan- der gebunden sind. In anderen Fällen wird die gebildete Wärme durch einen gleichzeitigen Wechsel des Aggregatzustandes compen- sirt. So wird z. B. bei der Bildung der Jodwasserstoffsäure Wärme gebunden. Favre und Silvremann, welche die chemische Verbin- dungswärme der wichtigeren Verbindungen ermittelt haben, bezeichnen diejenige Wärmemenge, welche bei dem Verbrauch der mit 1 Gr. Wasserstoff äquivalenten Mengen Metall frei wird, als das calorische Aequivalent des Metalls. Folgendes sind die so bestimmten calorischen Aequivalente des Wasserstoffs und der bekannteren Metalle: Das negative Vorzeichen für das calorische Aequivalent des Jodwasserstoffs be- deutet, dass die angegebene Wärmemenge latent wird. Diese Tabelle bestätigt deut- lich den obigen Satz, dass die Verbindungswärme um so grösser ist, je festere Verbin- dungen die Körper eingehen, eine je grössere Affinität also die sich verbindenden Elemente besitzen. So wird z. B. beim Entstehen der bekanntlich viel stabileren Oxyde des Eisens und Kupfers eine weit beträchtlichere Wärme entwickelt als bei der Verbindung des schwer oxydirbaren Silbers mit Sauerstoff. Eine weitere Bestätigung erhält dieser Satz durch die Betrachtung der beim Entstehen zusammengesetzterer Verbindungen frei werdenden Wärme. In einem Salz, wie im schwefelsauren Natron, ist die Schwefelsäure mit weit geringerer Affinität an das Natron als in diesem letz- teren Oxyd der Sauerstoff an das Natrium gebunden. Bei der Bildung solcher Salze ist daher die frei werdende Wärmemenge eine relativ kleine. So wurden z. B. bei der Verbindung von je 1 Gr. Metalloxyd mit der beistehenden Säure die folgenden Wärmemengen gefunden: Die Werthe, die man für die calorischen Aequivalente der Kör- per erhält, indem man entweder die bei der Eingehung der Verbin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/424
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/424>, abgerufen am 03.05.2024.