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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Polarisation des Lichtes.

In einem polarisirten Lichtstrahl a e erfolgen sonach die Schwin-
gungen der Aethertheilchen in der in Fig. 155 dargestellten Weise:

[Abbildung] Fig. 155.
die Polarisationsebene steht auf der
Ebene des Papieres, welche in die-
sem Fall die Schwingungsebene ist,
senkrecht. Die in dem Lichtstrahl
a e vorhandenen Schwingungen
bilden eine lineare Welle, deren
Berge und Thäler in einer einzigen
Ebene liegen. In dem gewöhnlichen,
nicht polarisirten Lichte geschehen nun aber die Schwingungen in allen
möglichen durch a e gelegten Ebenen. Um sich von den in einem
Strahl gewöhnlichen Lichtes erfolgenden Schwingungen ein anschau-
liches Bild zu machen, muss man daher die Fig. 155 um a e gedreht
denken. Das durch die Drehung um 360° entstehende Raumbild giebt
dann die in einem gewöhnlichen Lichtstrahl vorhandenen Schwingungen
der Aethertheilchen.

Ausser der Leitung der Lichtstrahlen durch eine Turmalinplatte213
Polarisation
durch Reflexion.
Polarisations-
winkel.

giebt es noch sehr viele Methoden polarisirtes Licht zu erhalten. Wir
wollen hier insbesondere diejenigen Methoden, die geeignet sind das
Wesen der Polarisation näher aufzuklären, in's Auge fassen.

[Abbildung] Fig. 156.

Lässt man einen Strahl l m
(Fig. 156) auf einen Glasspiegel
a b so auffallen, dass derselbe
mit dem Einfallsloth einen Win-
kel von ungefähr 55° bildet, so
hat der reflectirte Strahl m o
eine Beschaffenheit angenommen,
vermöge deren er von einem an-
dern Spiegel c d nur noch unter
gewissen Bedingungen reflectirt
wird. Giebt man nämlich, wie
es in der Fig. geschehen ist,
dem Spiegel c d eine solche
Stellung, dass der reflectirte Strahl m o ebenfalls unter einem Winkel
von 55° auf ihn fällt, so wird dieser Strahl m o nur dann in nahezu
voller Stärke nach o r reflectirt, wenn auch die Ebenen beider Spie-
gel einander parallel sind. Dreht man aber den zweiten Spiegel um
den Strahl m o als Axe, so dass die Reflexionsebene desselben grös-
sere und grössere Winkel mit der Reflexionsebene des Spiegels a b
bildet, so nimmt die Intensität des reflectirten Strahls o r ab, und
wenn der Punkt c um 90° gedreht ist, so dass die Reflexionsebene
von c d auf derjenigen von a b senkrecht steht, so verschwindet der

Wundt, medicin. Physik. 21
Polarisation des Lichtes.

In einem polarisirten Lichtstrahl a e erfolgen sonach die Schwin-
gungen der Aethertheilchen in der in Fig. 155 dargestellten Weise:

[Abbildung] Fig. 155.
die Polarisationsebene steht auf der
Ebene des Papieres, welche in die-
sem Fall die Schwingungsebene ist,
senkrecht. Die in dem Lichtstrahl
a e vorhandenen Schwingungen
bilden eine lineare Welle, deren
Berge und Thäler in einer einzigen
Ebene liegen. In dem gewöhnlichen,
nicht polarisirten Lichte geschehen nun aber die Schwingungen in allen
möglichen durch a e gelegten Ebenen. Um sich von den in einem
Strahl gewöhnlichen Lichtes erfolgenden Schwingungen ein anschau-
liches Bild zu machen, muss man daher die Fig. 155 um a e gedreht
denken. Das durch die Drehung um 360° entstehende Raumbild giebt
dann die in einem gewöhnlichen Lichtstrahl vorhandenen Schwingungen
der Aethertheilchen.

Ausser der Leitung der Lichtstrahlen durch eine Turmalinplatte213
Polarisation
durch Reflexion.
Polarisations-
winkel.

giebt es noch sehr viele Methoden polarisirtes Licht zu erhalten. Wir
wollen hier insbesondere diejenigen Methoden, die geeignet sind das
Wesen der Polarisation näher aufzuklären, in’s Auge fassen.

[Abbildung] Fig. 156.

Lässt man einen Strahl l m
(Fig. 156) auf einen Glasspiegel
a b so auffallen, dass derselbe
mit dem Einfallsloth einen Win-
kel von ungefähr 55° bildet, so
hat der reflectirte Strahl m o
eine Beschaffenheit angenommen,
vermöge deren er von einem an-
dern Spiegel c d nur noch unter
gewissen Bedingungen reflectirt
wird. Giebt man nämlich, wie
es in der Fig. geschehen ist,
dem Spiegel c d eine solche
Stellung, dass der reflectirte Strahl m o ebenfalls unter einem Winkel
von 55° auf ihn fällt, so wird dieser Strahl m o nur dann in nahezu
voller Stärke nach o r reflectirt, wenn auch die Ebenen beider Spie-
gel einander parallel sind. Dreht man aber den zweiten Spiegel um
den Strahl m o als Axe, so dass die Reflexionsebene desselben grös-
sere und grössere Winkel mit der Reflexionsebene des Spiegels a b
bildet, so nimmt die Intensität des reflectirten Strahls o r ab, und
wenn der Punkt c um 90° gedreht ist, so dass die Reflexionsebene
von c d auf derjenigen von a b senkrecht steht, so verschwindet der

Wundt, medicin. Physik. 21
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[321/0343] Polarisation des Lichtes. In einem polarisirten Lichtstrahl a e erfolgen sonach die Schwin- gungen der Aethertheilchen in der in Fig. 155 dargestellten Weise: [Abbildung Fig. 155.] die Polarisationsebene steht auf der Ebene des Papieres, welche in die- sem Fall die Schwingungsebene ist, senkrecht. Die in dem Lichtstrahl a e vorhandenen Schwingungen bilden eine lineare Welle, deren Berge und Thäler in einer einzigen Ebene liegen. In dem gewöhnlichen, nicht polarisirten Lichte geschehen nun aber die Schwingungen in allen möglichen durch a e gelegten Ebenen. Um sich von den in einem Strahl gewöhnlichen Lichtes erfolgenden Schwingungen ein anschau- liches Bild zu machen, muss man daher die Fig. 155 um a e gedreht denken. Das durch die Drehung um 360° entstehende Raumbild giebt dann die in einem gewöhnlichen Lichtstrahl vorhandenen Schwingungen der Aethertheilchen. Ausser der Leitung der Lichtstrahlen durch eine Turmalinplatte giebt es noch sehr viele Methoden polarisirtes Licht zu erhalten. Wir wollen hier insbesondere diejenigen Methoden, die geeignet sind das Wesen der Polarisation näher aufzuklären, in’s Auge fassen. 213 Polarisation durch Reflexion. Polarisations- winkel. [Abbildung Fig. 156.] Lässt man einen Strahl l m (Fig. 156) auf einen Glasspiegel a b so auffallen, dass derselbe mit dem Einfallsloth einen Win- kel von ungefähr 55° bildet, so hat der reflectirte Strahl m o eine Beschaffenheit angenommen, vermöge deren er von einem an- dern Spiegel c d nur noch unter gewissen Bedingungen reflectirt wird. Giebt man nämlich, wie es in der Fig. geschehen ist, dem Spiegel c d eine solche Stellung, dass der reflectirte Strahl m o ebenfalls unter einem Winkel von 55° auf ihn fällt, so wird dieser Strahl m o nur dann in nahezu voller Stärke nach o r reflectirt, wenn auch die Ebenen beider Spie- gel einander parallel sind. Dreht man aber den zweiten Spiegel um den Strahl m o als Axe, so dass die Reflexionsebene desselben grös- sere und grössere Winkel mit der Reflexionsebene des Spiegels a b bildet, so nimmt die Intensität des reflectirten Strahls o r ab, und wenn der Punkt c um 90° gedreht ist, so dass die Reflexionsebene von c d auf derjenigen von a b senkrecht steht, so verschwindet der Wundt, medicin. Physik. 21

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/343>, abgerufen am 06.05.2024.