und bleibt daher auch die Möglichkeit, dass die Schwingungen in der Polarisationsebene selber stattfinden.
212 Interferenz des polarisirten Lichtes. Aether- schwingungen im polarisirten und im ge- wöhnlichen Lichte.
Dafür, dass die Schwingungen in einem polarisirten Lichtstrahl sämmtlich in einer Ebene und senkrecht auf der Richtung des Strahls geschehen, liefern uns einen directen Beweis die Interferenzer- scheinungen des polarisirten Lichtes. Lässt man nämlich solche Strahlen interferiren, die auf eine und dieselbe Weise polarisirt wurden, deren Polarisationsebenen also der Voraussetzung nach pa- rallel sind, so treten die Interferenzerscheinungen in ganz derselben Weise wie beim gewöhnlichen Lichte auf. Lässt man dagegen solche Strahlen interferiren, deren Polarisationsebenen auf einander senkrecht stehen, so fehlen alle Interferenzerscheinungen. Die erste dieser That- sachen kann man leicht nachweisen, indem man in dem Fresnel'- schen Spiegelversuch (§. 203, Fig. 150) zwischen die Lichtquelle und die beiden Spiegel eine Turmalinplatte bringt. Das von beiden Spie- geln reflectirte Licht ist dann auf dieselbe Weise polarisirt, von L' und L" gehen also scheinbar Strahlen aus, die in der nämlichen Ebene schwingen. Man beobachtet nun auf dem gegenüberstehenden Schirm dieselben Interferenzstreifen wie bei der Anwendung gewöhnlichen unpolarisirten Lichtes. Um die zweite Thatsache nachzuweisen, be- nützt man die in §. 210 besprochene Beugung durch zwei nahe bei einander befindliche Oeffnungen. Bringt man vor jede der beiden Spalten, durch die das Licht dringt, eine Turmalinplatte, so beobach- tet man, sobald die Axen der Platten einander parallel sind, die näm- lichen Interferenzerscheinungen, die auch bei gewöhnlichem Licht zu beobachten waren, d. h. man sieht nicht nur die Interferenzstreifen, die von der Beugung an jeder einzelnen Oeffnung herrühren, sondern auch diejenigen Streifen, die von der Interferenz der beiden Lichtbün- del mit einander bedingt sind. Dreht man nun aber eine der Tur- malinplatten um 90°, so verschwinden alsbald die letzteren Streifen, und es bleiben nur diejenigen Interferenzerscheinungen, die jedes der beiden Lichtbündel für sich giebt, übrig.
Aus der Thatsache, dass zwei Lichtbündel, die nach zwei zu einander rechtwinkligen Ebenen polarisirt sind, Licht von gleicher In- tensität geben, wie gross auch der Unterschied ihrer Wege sein möge, folgt unumstösslich, dass die Vibrationen des Aethers senkrecht gegen die Richtung der Strahlen erfolgen. Denn dächte man sich, die Schwingungen wären unter irgend einem kleineren Winkel gegen die Richtung des Lichtstrahls geneigt, so würde sich jede Schwingung in eine dem Strahl parallele und in eine auf ihm senkrechte Bewegung zerlegen lassen; es müssten dann aber auf alle Fälle die dem Strahl parallelen Componenten der Bewegung durch die Interferenz verstärkt oder ge- schwächt werden.
Von dem Lichte.
und bleibt daher auch die Möglichkeit, dass die Schwingungen in der Polarisationsebene selber stattfinden.
212 Interferenz des polarisirten Lichtes. Aether- schwingungen im polarisirten und im ge- wöhnlichen Lichte.
Dafür, dass die Schwingungen in einem polarisirten Lichtstrahl sämmtlich in einer Ebene und senkrecht auf der Richtung des Strahls geschehen, liefern uns einen directen Beweis die Interferenzer- scheinungen des polarisirten Lichtes. Lässt man nämlich solche Strahlen interferiren, die auf eine und dieselbe Weise polarisirt wurden, deren Polarisationsebenen also der Voraussetzung nach pa- rallel sind, so treten die Interferenzerscheinungen in ganz derselben Weise wie beim gewöhnlichen Lichte auf. Lässt man dagegen solche Strahlen interferiren, deren Polarisationsebenen auf einander senkrecht stehen, so fehlen alle Interferenzerscheinungen. Die erste dieser That- sachen kann man leicht nachweisen, indem man in dem Fresnel’- schen Spiegelversuch (§. 203, Fig. 150) zwischen die Lichtquelle und die beiden Spiegel eine Turmalinplatte bringt. Das von beiden Spie- geln reflectirte Licht ist dann auf dieselbe Weise polarisirt, von L' und L″ gehen also scheinbar Strahlen aus, die in der nämlichen Ebene schwingen. Man beobachtet nun auf dem gegenüberstehenden Schirm dieselben Interferenzstreifen wie bei der Anwendung gewöhnlichen unpolarisirten Lichtes. Um die zweite Thatsache nachzuweisen, be- nützt man die in §. 210 besprochene Beugung durch zwei nahe bei einander befindliche Oeffnungen. Bringt man vor jede der beiden Spalten, durch die das Licht dringt, eine Turmalinplatte, so beobach- tet man, sobald die Axen der Platten einander parallel sind, die näm- lichen Interferenzerscheinungen, die auch bei gewöhnlichem Licht zu beobachten waren, d. h. man sieht nicht nur die Interferenzstreifen, die von der Beugung an jeder einzelnen Oeffnung herrühren, sondern auch diejenigen Streifen, die von der Interferenz der beiden Lichtbün- del mit einander bedingt sind. Dreht man nun aber eine der Tur- malinplatten um 90°, so verschwinden alsbald die letzteren Streifen, und es bleiben nur diejenigen Interferenzerscheinungen, die jedes der beiden Lichtbündel für sich giebt, übrig.
Aus der Thatsache, dass zwei Lichtbündel, die nach zwei zu einander rechtwinkligen Ebenen polarisirt sind, Licht von gleicher In- tensität geben, wie gross auch der Unterschied ihrer Wege sein möge, folgt unumstösslich, dass die Vibrationen des Aethers senkrecht gegen die Richtung der Strahlen erfolgen. Denn dächte man sich, die Schwingungen wären unter irgend einem kleineren Winkel gegen die Richtung des Lichtstrahls geneigt, so würde sich jede Schwingung in eine dem Strahl parallele und in eine auf ihm senkrechte Bewegung zerlegen lassen; es müssten dann aber auf alle Fälle die dem Strahl parallelen Componenten der Bewegung durch die Interferenz verstärkt oder ge- schwächt werden.
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[320/0342]
Von dem Lichte.
und bleibt daher auch die Möglichkeit, dass die Schwingungen in der
Polarisationsebene selber stattfinden.
Dafür, dass die Schwingungen in einem polarisirten Lichtstrahl
sämmtlich in einer Ebene und senkrecht auf der Richtung des Strahls
geschehen, liefern uns einen directen Beweis die Interferenzer-
scheinungen des polarisirten Lichtes. Lässt man nämlich
solche Strahlen interferiren, die auf eine und dieselbe Weise polarisirt
wurden, deren Polarisationsebenen also der Voraussetzung nach pa-
rallel sind, so treten die Interferenzerscheinungen in ganz derselben
Weise wie beim gewöhnlichen Lichte auf. Lässt man dagegen solche
Strahlen interferiren, deren Polarisationsebenen auf einander senkrecht
stehen, so fehlen alle Interferenzerscheinungen. Die erste dieser That-
sachen kann man leicht nachweisen, indem man in dem Fresnel’-
schen Spiegelversuch (§. 203, Fig. 150) zwischen die Lichtquelle und
die beiden Spiegel eine Turmalinplatte bringt. Das von beiden Spie-
geln reflectirte Licht ist dann auf dieselbe Weise polarisirt, von L'
und L″ gehen also scheinbar Strahlen aus, die in der nämlichen Ebene
schwingen. Man beobachtet nun auf dem gegenüberstehenden Schirm
dieselben Interferenzstreifen wie bei der Anwendung gewöhnlichen
unpolarisirten Lichtes. Um die zweite Thatsache nachzuweisen, be-
nützt man die in §. 210 besprochene Beugung durch zwei nahe bei
einander befindliche Oeffnungen. Bringt man vor jede der beiden
Spalten, durch die das Licht dringt, eine Turmalinplatte, so beobach-
tet man, sobald die Axen der Platten einander parallel sind, die näm-
lichen Interferenzerscheinungen, die auch bei gewöhnlichem Licht zu
beobachten waren, d. h. man sieht nicht nur die Interferenzstreifen,
die von der Beugung an jeder einzelnen Oeffnung herrühren, sondern
auch diejenigen Streifen, die von der Interferenz der beiden Lichtbün-
del mit einander bedingt sind. Dreht man nun aber eine der Tur-
malinplatten um 90°, so verschwinden alsbald die letzteren Streifen,
und es bleiben nur diejenigen Interferenzerscheinungen, die jedes der
beiden Lichtbündel für sich giebt, übrig.
Aus der Thatsache, dass zwei Lichtbündel, die nach zwei zu
einander rechtwinkligen Ebenen polarisirt sind, Licht von gleicher In-
tensität geben, wie gross auch der Unterschied ihrer Wege sein möge,
folgt unumstösslich, dass die Vibrationen des Aethers senkrecht gegen die
Richtung der Strahlen erfolgen. Denn dächte man sich, die Schwingungen
wären unter irgend einem kleineren Winkel gegen die Richtung des
Lichtstrahls geneigt, so würde sich jede Schwingung in eine dem
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lassen; es müssten dann aber auf alle Fälle die dem Strahl parallelen
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/342>, abgerufen am 22.12.2024.
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