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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
[Abbildung] Fig. 135.
entwirft in e, der durch p' gegangene Theil in i
ein Bild des Punktes c. Ebenso werden von allen
andern Punkten des Objectes a b je zwei Bilder
entworfen. Bringt man bei A und B Oculare an,
so sieht das rechte Auge durch das Ocular A und
das linke Auge durch das Ocular B ein Bild von
a b. Finden sich nun Erhabenheiten und Vertie-
fungen am Objecte a b, so werden die beiden Bil-
der a' b' und a" b" verschieden ausfallen, da von
einzelnen Punkten des Objectes in das Prisma p,
nicht aber nach p' Strahlen gelangen können und
umgekehrt: es werden mit einem Wort die Bilder a' b' und a" b"
dieselben Unterschiede zeigen wie die zwei stereoskopischen Aufnah-
men eines Objectes, und die durch A und B sehenden Augen, welche
die beiden Bilder wieder zur Vereinigung bringen, werden so eine
Tiefenansicht des mikroskopischen Gegenstandes erhalten.

Die Vorrichtung in der eben beschriebenen Weise besitzt aber
zwei Uebelstände, die sie unbrauchbar macht: 1) bewirken die beiden
Prismen p und p' Farbenzerstreuung, und 2) erhält man ein pseudo-
skopisches
Bild, d. h. ein Bild, in welchem die Erhabenheiten des
Objectes a b als Vertiefungen und seine Vertiefungen als Erhaben-
heiten gesehen werden. Der Grund der letzteren Erscheinung liegt
in der Umkehrung des Bildes. Werden die beiden Bilder A und B
(Fig. 136) stereoskopisch vereinigt, so erscheint der kleinere Kreis
über dem grössern Kreis erhaben. Wird nun aber jedes dieser Bil-
der umgekehrt, so erscheint A wie A' und B wie B', und in dem aus

[Abbildung] Fig. 136.
[Abbildung] Fig. 137.
A' und B' stereoskopisch vereinigten Bilde erscheint der kleinere Kreis
unter den grösseren vertieft. Um sowohl die Farbenzerstreuung als
die Pseudoskopie zu vermeiden, hat man die in Fig. 137 dargestellte
Combination eines Kronglasprisma mit zwei Flintglasprismen ange-
wandt. Durch die geeignete Verbindung eines Kron- und Flintglas-
prismas wird, wie wir in §. 165 erfahren haben, die Farbenzerstreuung
aufgehoben. Ausserdem kommt in diesem Fall, wo das vierkantige
Kronglasprisma eigentlich eine Vereinigung zweier Prismen ist, durch
die Kreuzung der Lichtstrahlen dasjenige Licht, was vorher ins rechte

Von dem Lichte.
[Abbildung] Fig. 135.
entwirft in e, der durch p' gegangene Theil in i
ein Bild des Punktes c. Ebenso werden von allen
andern Punkten des Objectes a b je zwei Bilder
entworfen. Bringt man bei A und B Oculare an,
so sieht das rechte Auge durch das Ocular A und
das linke Auge durch das Ocular B ein Bild von
a b. Finden sich nun Erhabenheiten und Vertie-
fungen am Objecte a b, so werden die beiden Bil-
der a' b' und a″ b″ verschieden ausfallen, da von
einzelnen Punkten des Objectes in das Prisma p,
nicht aber nach p' Strahlen gelangen können und
umgekehrt: es werden mit einem Wort die Bilder a' b' und a″ b″
dieselben Unterschiede zeigen wie die zwei stereoskopischen Aufnah-
men eines Objectes, und die durch A und B sehenden Augen, welche
die beiden Bilder wieder zur Vereinigung bringen, werden so eine
Tiefenansicht des mikroskopischen Gegenstandes erhalten.

Die Vorrichtung in der eben beschriebenen Weise besitzt aber
zwei Uebelstände, die sie unbrauchbar macht: 1) bewirken die beiden
Prismen p und p' Farbenzerstreuung, und 2) erhält man ein pseudo-
skopisches
Bild, d. h. ein Bild, in welchem die Erhabenheiten des
Objectes a b als Vertiefungen und seine Vertiefungen als Erhaben-
heiten gesehen werden. Der Grund der letzteren Erscheinung liegt
in der Umkehrung des Bildes. Werden die beiden Bilder A und B
(Fig. 136) stereoskopisch vereinigt, so erscheint der kleinere Kreis
über dem grössern Kreis erhaben. Wird nun aber jedes dieser Bil-
der umgekehrt, so erscheint A wie A' und B wie B', und in dem aus

[Abbildung] Fig. 136.
[Abbildung] Fig. 137.
A' und B' stereoskopisch vereinigten Bilde erscheint der kleinere Kreis
unter den grösseren vertieft. Um sowohl die Farbenzerstreuung als
die Pseudoskopie zu vermeiden, hat man die in Fig. 137 dargestellte
Combination eines Kronglasprisma mit zwei Flintglasprismen ange-
wandt. Durch die geeignete Verbindung eines Kron- und Flintglas-
prismas wird, wie wir in §. 165 erfahren haben, die Farbenzerstreuung
aufgehoben. Ausserdem kommt in diesem Fall, wo das vierkantige
Kronglasprisma eigentlich eine Vereinigung zweier Prismen ist, durch
die Kreuzung der Lichtstrahlen dasjenige Licht, was vorher ins rechte

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[288/0310] Von dem Lichte. [Abbildung Fig. 135.] entwirft in e, der durch p' gegangene Theil in i ein Bild des Punktes c. Ebenso werden von allen andern Punkten des Objectes a b je zwei Bilder entworfen. Bringt man bei A und B Oculare an, so sieht das rechte Auge durch das Ocular A und das linke Auge durch das Ocular B ein Bild von a b. Finden sich nun Erhabenheiten und Vertie- fungen am Objecte a b, so werden die beiden Bil- der a' b' und a″ b″ verschieden ausfallen, da von einzelnen Punkten des Objectes in das Prisma p, nicht aber nach p' Strahlen gelangen können und umgekehrt: es werden mit einem Wort die Bilder a' b' und a″ b″ dieselben Unterschiede zeigen wie die zwei stereoskopischen Aufnah- men eines Objectes, und die durch A und B sehenden Augen, welche die beiden Bilder wieder zur Vereinigung bringen, werden so eine Tiefenansicht des mikroskopischen Gegenstandes erhalten. Die Vorrichtung in der eben beschriebenen Weise besitzt aber zwei Uebelstände, die sie unbrauchbar macht: 1) bewirken die beiden Prismen p und p' Farbenzerstreuung, und 2) erhält man ein pseudo- skopisches Bild, d. h. ein Bild, in welchem die Erhabenheiten des Objectes a b als Vertiefungen und seine Vertiefungen als Erhaben- heiten gesehen werden. Der Grund der letzteren Erscheinung liegt in der Umkehrung des Bildes. Werden die beiden Bilder A und B (Fig. 136) stereoskopisch vereinigt, so erscheint der kleinere Kreis über dem grössern Kreis erhaben. Wird nun aber jedes dieser Bil- der umgekehrt, so erscheint A wie A' und B wie B', und in dem aus [Abbildung Fig. 136.] [Abbildung Fig. 137.] A' und B' stereoskopisch vereinigten Bilde erscheint der kleinere Kreis unter den grösseren vertieft. Um sowohl die Farbenzerstreuung als die Pseudoskopie zu vermeiden, hat man die in Fig. 137 dargestellte Combination eines Kronglasprisma mit zwei Flintglasprismen ange- wandt. Durch die geeignete Verbindung eines Kron- und Flintglas- prismas wird, wie wir in §. 165 erfahren haben, die Farbenzerstreuung aufgehoben. Ausserdem kommt in diesem Fall, wo das vierkantige Kronglasprisma eigentlich eine Vereinigung zweier Prismen ist, durch die Kreuzung der Lichtstrahlen dasjenige Licht, was vorher ins rechte

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/310>, abgerufen am 23.12.2024.