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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Absorption des Lichtes.
eines solchen Metalls, so findet man zunächst, dass nur gewisse Far-
ben in dem Spektrum vertreten sind, dass hingegen viele Brechbar-
keitsstufen des Lichtes ganz fehlen. Ausserdem aber findet sich, dass
in einem solchen directen Spektrum eines glühenden Gases keine dunk-
len Linien, wohl aber helle Linien von bestimmter Färbung vor-
kommen. Diese Linien sind nun in Bezug auf ihre Lage und Be-
schaffenheit je nach der Natur des Metalls, das man verbrennt, ver-
schieden. So ist z. B. das Natrium characterisirt durch zwei, der
Fraunhofer'schen Linie D entsprechende gelbe Linien (s. Fig. 119).
Das Lithium zeigt eine sehr helle scharf begrenzte rothe Linie in der
Mitte zwischen den Fraunhofer'schen Linien B und C, u. s. f. Da
diese Linien für die betreffenden Metalle durchaus characteristisch
sind, so liegt es nahe dieselben zur Erkennung derselben in beliebi-
gen Gemengen zu benützen. Man braucht zu diesem Zweck nur die
auf ein bestimmtes Metall zu untersuchende Substanz in eine farblose
Flamme zu bringen und dann ein Spektrum der Flamme zu entwerfen.
Da Spuren eines Metalls, die auf anderem Wege längst nicht mehr
erkennbar sind, die charakteristischen hellen Linien noch vollkommen
deutlich erkennen lassen, so hat man in dieser Spektralanalyse bei
weitem das empfindlichste Hülfsmittel für die qualitative Erkennung
derjenigen Körper, deren Gase ein ausgezeichnetes Spektrum be-
sitzen.

Es versteht sich von selbst, dass man ebenso gut wie durch
feste Körper, Flüssigkeiten oder nicht glühende Gase auch durch glü-
hende Gase Sonnenlicht oder Licht irgend einer andern Quelle kann
hindurchtreten lassen. Das auf diesem Wege zu Stande gebrachte
Absorptionsspektrum unterscheidet sich aber offenbar von den früher
erörterten Absorptionsspektren dadurch, dass es gewissermassen durch
die Interferenz zweier Spektren entsteht. Der einfachste Fall, der
sich hier herstellen lässt, ist nun der, dass man zwei Spektren inter-
feriren lässt, welche übereinstimmende helle Linien enthalten. Man
erreicht dies z. B., wenn man eine mit Natron versetzte Alkoholflamme
aufstellt und hinter ihr ein Drümmond'sches Licht (einen in Knall-
gas glühenden Kalkcylinder) anbringt. Das Drümmond'sche Licht
enthält, wie man sich durch isolirte Untersuchung seines Spektrums
überzeugen kann, ebenfalls die gelbe Doppellinie des Natriums. Man
hat also hier zwei Flammen von sehr ungleicher Lichtstärke, die aber
beide die nämlichen charakteristischen Linien enthalten. Stellt man
das Drümmond'sche Licht vor die Alkoholflamme, so ist die Erschei-
nung die nämliche, als wenn man das erstere allein untersuchte:
man sieht vollkommen scharf und hell die zwei Linien. Bringt
man aber das Drümmond'sche Licht hinter die Alkoholflamme,
so dass es, bevor es auf das Prisma fällt, durch dieselbe hindurch-
treten muss: so beobachtet man die auffallende Erscheinung, dass

Absorption des Lichtes.
eines solchen Metalls, so findet man zunächst, dass nur gewisse Far-
ben in dem Spektrum vertreten sind, dass hingegen viele Brechbar-
keitsstufen des Lichtes ganz fehlen. Ausserdem aber findet sich, dass
in einem solchen directen Spektrum eines glühenden Gases keine dunk-
len Linien, wohl aber helle Linien von bestimmter Färbung vor-
kommen. Diese Linien sind nun in Bezug auf ihre Lage und Be-
schaffenheit je nach der Natur des Metalls, das man verbrennt, ver-
schieden. So ist z. B. das Natrium characterisirt durch zwei, der
Fraunhofer’schen Linie D entsprechende gelbe Linien (s. Fig. 119).
Das Lithium zeigt eine sehr helle scharf begrenzte rothe Linie in der
Mitte zwischen den Fraunhofer’schen Linien B und C, u. s. f. Da
diese Linien für die betreffenden Metalle durchaus characteristisch
sind, so liegt es nahe dieselben zur Erkennung derselben in beliebi-
gen Gemengen zu benützen. Man braucht zu diesem Zweck nur die
auf ein bestimmtes Metall zu untersuchende Substanz in eine farblose
Flamme zu bringen und dann ein Spektrum der Flamme zu entwerfen.
Da Spuren eines Metalls, die auf anderem Wege längst nicht mehr
erkennbar sind, die charakteristischen hellen Linien noch vollkommen
deutlich erkennen lassen, so hat man in dieser Spektralanalyse bei
weitem das empfindlichste Hülfsmittel für die qualitative Erkennung
derjenigen Körper, deren Gase ein ausgezeichnetes Spektrum be-
sitzen.

Es versteht sich von selbst, dass man ebenso gut wie durch
feste Körper, Flüssigkeiten oder nicht glühende Gase auch durch glü-
hende Gase Sonnenlicht oder Licht irgend einer andern Quelle kann
hindurchtreten lassen. Das auf diesem Wege zu Stande gebrachte
Absorptionsspektrum unterscheidet sich aber offenbar von den früher
erörterten Absorptionsspektren dadurch, dass es gewissermassen durch
die Interferenz zweier Spektren entsteht. Der einfachste Fall, der
sich hier herstellen lässt, ist nun der, dass man zwei Spektren inter-
feriren lässt, welche übereinstimmende helle Linien enthalten. Man
erreicht dies z. B., wenn man eine mit Natron versetzte Alkoholflamme
aufstellt und hinter ihr ein Drümmond’sches Licht (einen in Knall-
gas glühenden Kalkcylinder) anbringt. Das Drümmond’sche Licht
enthält, wie man sich durch isolirte Untersuchung seines Spektrums
überzeugen kann, ebenfalls die gelbe Doppellinie des Natriums. Man
hat also hier zwei Flammen von sehr ungleicher Lichtstärke, die aber
beide die nämlichen charakteristischen Linien enthalten. Stellt man
das Drümmond’sche Licht vor die Alkoholflamme, so ist die Erschei-
nung die nämliche, als wenn man das erstere allein untersuchte:
man sieht vollkommen scharf und hell die zwei Linien. Bringt
man aber das Drümmond’sche Licht hinter die Alkoholflamme,
so dass es, bevor es auf das Prisma fällt, durch dieselbe hindurch-
treten muss: so beobachtet man die auffallende Erscheinung, dass

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[255/0277] Absorption des Lichtes. eines solchen Metalls, so findet man zunächst, dass nur gewisse Far- ben in dem Spektrum vertreten sind, dass hingegen viele Brechbar- keitsstufen des Lichtes ganz fehlen. Ausserdem aber findet sich, dass in einem solchen directen Spektrum eines glühenden Gases keine dunk- len Linien, wohl aber helle Linien von bestimmter Färbung vor- kommen. Diese Linien sind nun in Bezug auf ihre Lage und Be- schaffenheit je nach der Natur des Metalls, das man verbrennt, ver- schieden. So ist z. B. das Natrium characterisirt durch zwei, der Fraunhofer’schen Linie D entsprechende gelbe Linien (s. Fig. 119). Das Lithium zeigt eine sehr helle scharf begrenzte rothe Linie in der Mitte zwischen den Fraunhofer’schen Linien B und C, u. s. f. Da diese Linien für die betreffenden Metalle durchaus characteristisch sind, so liegt es nahe dieselben zur Erkennung derselben in beliebi- gen Gemengen zu benützen. Man braucht zu diesem Zweck nur die auf ein bestimmtes Metall zu untersuchende Substanz in eine farblose Flamme zu bringen und dann ein Spektrum der Flamme zu entwerfen. Da Spuren eines Metalls, die auf anderem Wege längst nicht mehr erkennbar sind, die charakteristischen hellen Linien noch vollkommen deutlich erkennen lassen, so hat man in dieser Spektralanalyse bei weitem das empfindlichste Hülfsmittel für die qualitative Erkennung derjenigen Körper, deren Gase ein ausgezeichnetes Spektrum be- sitzen. Es versteht sich von selbst, dass man ebenso gut wie durch feste Körper, Flüssigkeiten oder nicht glühende Gase auch durch glü- hende Gase Sonnenlicht oder Licht irgend einer andern Quelle kann hindurchtreten lassen. Das auf diesem Wege zu Stande gebrachte Absorptionsspektrum unterscheidet sich aber offenbar von den früher erörterten Absorptionsspektren dadurch, dass es gewissermassen durch die Interferenz zweier Spektren entsteht. Der einfachste Fall, der sich hier herstellen lässt, ist nun der, dass man zwei Spektren inter- feriren lässt, welche übereinstimmende helle Linien enthalten. Man erreicht dies z. B., wenn man eine mit Natron versetzte Alkoholflamme aufstellt und hinter ihr ein Drümmond’sches Licht (einen in Knall- gas glühenden Kalkcylinder) anbringt. Das Drümmond’sche Licht enthält, wie man sich durch isolirte Untersuchung seines Spektrums überzeugen kann, ebenfalls die gelbe Doppellinie des Natriums. Man hat also hier zwei Flammen von sehr ungleicher Lichtstärke, die aber beide die nämlichen charakteristischen Linien enthalten. Stellt man das Drümmond’sche Licht vor die Alkoholflamme, so ist die Erschei- nung die nämliche, als wenn man das erstere allein untersuchte: man sieht vollkommen scharf und hell die zwei Linien. Bringt man aber das Drümmond’sche Licht hinter die Alkoholflamme, so dass es, bevor es auf das Prisma fällt, durch dieselbe hindurch- treten muss: so beobachtet man die auffallende Erscheinung, dass

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/277>, abgerufen am 23.12.2024.