ebenso werden wir es als Regel aussprechen müssen, dass diese Ab- sorption je nach der Natur des betreffenden Körpers die Strahlen von verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse trifft. Dasjenige Licht, das am wenigsten absorbirt wird, giebt dem durchsichtigen Körper seine Farbe, mag nun diese Farbe erst bei der Durchleuch- tung grosser Massen oder schon in dünnen Schichten zur Erscheinung kommen.
168 Absorption bei der Reflexion. Körperfarben im reflectirten Lichte.
Was hier für dasjenige Licht bemerkt wurde, welches durch die Körper hindurchtritt, kann aber natürlich keine Geltung haben für das- jenige Licht, welches an der äusseren Oberfläche der Körper reflec- tirt wird. Letzteres muss immer genau dem auffallenden Lichte gleich sein, ist also dieses weiss, so muss auch das reflectirte Licht weiss sein. In der That sehen wir, dass spiegelnde Körper, welche fast alles Licht, das auf sie fällt, schon von ihrer Oberfläche reflectiren, die Farbe des Lichtes nicht verändern. Anders verhält es sich aber mit solchen Körpern, die eine unregelmässigere Structur besitzen. Bei ihnen theilt sich nicht das auffallende Licht einfach in solches das hindurchtritt, und in anderes, das an der Oberfläche reflectirt wird, sondern ein Theil des Lichtes wird an der Oberfläche unregelmässig zurückgeworfen, ein anderer aber dringt bis zu einer gewissen Tiefe ein und wird dann erst zurückgeworfen, so dass dieser Theil des Lichtes die Substanz des Körpers rückwärts durchwandern muss. So verhalten sich offenbar die gewöhnlichen undurchsichtigen Körper, die nicht mit spiegelnden Oberflächen versehen sind. An der Oberfläche dieser Körper wird ein Theil des Lichtes unregelmässig nach allen Seiten zurückgeworfen, ein anderer dringt bis zu einer gewissen, in der Regel sehr mässigen Tiefe ein, und wird auf diesem Wege von den Grenzen der verschiedenen Schichten, die er durchwandert, re- flectirt. Der letztere Theil des reflectirten Lichtes ist es, der dem undurchsichtigen Körper seine Farbe giebt. Die Farbe, die wir hier im reflectirten Lichte beobachten, entsteht also auf dieselbe Weise wie jene Farbe, die wir an dem Lichte wahrnehmen, welches durch einen durchsichtigen Körper gedrungen ist, nämlich dadurch, dass die Strah- len von verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse in den Körpern absorbirt werden. Absorbirt ein Körper alle Farbestrahlen in ziemlich gleichem Maasse, so erscheint er entweder weiss oder schwarz: -- weiss, wenn sein Absorptionsvermögen für alle Strahlen gering ist, schwarz, wenn es für alle Strahlen gross ist.
169 Das Absorp- tionsspektrum.
So lange wir bloss nach der unmittelbar sichtbaren Färbung eines Körpers entscheiden, welche Farben er absorbirt, und welche nicht, kann dies immer nur sehr unvollkommen ermittelt werden. Wir kön- nen zwar sagen, ein Körper, der nur die minder brechbaren Strahlen
Von dem Lichte.
ebenso werden wir es als Regel aussprechen müssen, dass diese Ab- sorption je nach der Natur des betreffenden Körpers die Strahlen von verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse trifft. Dasjenige Licht, das am wenigsten absorbirt wird, giebt dem durchsichtigen Körper seine Farbe, mag nun diese Farbe erst bei der Durchleuch- tung grosser Massen oder schon in dünnen Schichten zur Erscheinung kommen.
168 Absorption bei der Reflexion. Körperfarben im reflectirten Lichte.
Was hier für dasjenige Licht bemerkt wurde, welches durch die Körper hindurchtritt, kann aber natürlich keine Geltung haben für das- jenige Licht, welches an der äusseren Oberfläche der Körper reflec- tirt wird. Letzteres muss immer genau dem auffallenden Lichte gleich sein, ist also dieses weiss, so muss auch das reflectirte Licht weiss sein. In der That sehen wir, dass spiegelnde Körper, welche fast alles Licht, das auf sie fällt, schon von ihrer Oberfläche reflectiren, die Farbe des Lichtes nicht verändern. Anders verhält es sich aber mit solchen Körpern, die eine unregelmässigere Structur besitzen. Bei ihnen theilt sich nicht das auffallende Licht einfach in solches das hindurchtritt, und in anderes, das an der Oberfläche reflectirt wird, sondern ein Theil des Lichtes wird an der Oberfläche unregelmässig zurückgeworfen, ein anderer aber dringt bis zu einer gewissen Tiefe ein und wird dann erst zurückgeworfen, so dass dieser Theil des Lichtes die Substanz des Körpers rückwärts durchwandern muss. So verhalten sich offenbar die gewöhnlichen undurchsichtigen Körper, die nicht mit spiegelnden Oberflächen versehen sind. An der Oberfläche dieser Körper wird ein Theil des Lichtes unregelmässig nach allen Seiten zurückgeworfen, ein anderer dringt bis zu einer gewissen, in der Regel sehr mässigen Tiefe ein, und wird auf diesem Wege von den Grenzen der verschiedenen Schichten, die er durchwandert, re- flectirt. Der letztere Theil des reflectirten Lichtes ist es, der dem undurchsichtigen Körper seine Farbe giebt. Die Farbe, die wir hier im reflectirten Lichte beobachten, entsteht also auf dieselbe Weise wie jene Farbe, die wir an dem Lichte wahrnehmen, welches durch einen durchsichtigen Körper gedrungen ist, nämlich dadurch, dass die Strah- len von verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse in den Körpern absorbirt werden. Absorbirt ein Körper alle Farbestrahlen in ziemlich gleichem Maasse, so erscheint er entweder weiss oder schwarz: — weiss, wenn sein Absorptionsvermögen für alle Strahlen gering ist, schwarz, wenn es für alle Strahlen gross ist.
169 Das Absorp- tionsspektrum.
So lange wir bloss nach der unmittelbar sichtbaren Färbung eines Körpers entscheiden, welche Farben er absorbirt, und welche nicht, kann dies immer nur sehr unvollkommen ermittelt werden. Wir kön- nen zwar sagen, ein Körper, der nur die minder brechbaren Strahlen
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[252/0274]
Von dem Lichte.
ebenso werden wir es als Regel aussprechen müssen, dass diese Ab-
sorption je nach der Natur des betreffenden Körpers die Strahlen von
verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse trifft. Dasjenige
Licht, das am wenigsten absorbirt wird, giebt dem durchsichtigen
Körper seine Farbe, mag nun diese Farbe erst bei der Durchleuch-
tung grosser Massen oder schon in dünnen Schichten zur Erscheinung
kommen.
Was hier für dasjenige Licht bemerkt wurde, welches durch die
Körper hindurchtritt, kann aber natürlich keine Geltung haben für das-
jenige Licht, welches an der äusseren Oberfläche der Körper reflec-
tirt wird. Letzteres muss immer genau dem auffallenden Lichte gleich
sein, ist also dieses weiss, so muss auch das reflectirte Licht weiss
sein. In der That sehen wir, dass spiegelnde Körper, welche fast
alles Licht, das auf sie fällt, schon von ihrer Oberfläche reflectiren,
die Farbe des Lichtes nicht verändern. Anders verhält es sich aber
mit solchen Körpern, die eine unregelmässigere Structur besitzen. Bei
ihnen theilt sich nicht das auffallende Licht einfach in solches das
hindurchtritt, und in anderes, das an der Oberfläche reflectirt wird,
sondern ein Theil des Lichtes wird an der Oberfläche unregelmässig
zurückgeworfen, ein anderer aber dringt bis zu einer gewissen Tiefe
ein und wird dann erst zurückgeworfen, so dass dieser Theil des
Lichtes die Substanz des Körpers rückwärts durchwandern muss. So
verhalten sich offenbar die gewöhnlichen undurchsichtigen Körper, die
nicht mit spiegelnden Oberflächen versehen sind. An der Oberfläche
dieser Körper wird ein Theil des Lichtes unregelmässig nach allen
Seiten zurückgeworfen, ein anderer dringt bis zu einer gewissen, in
der Regel sehr mässigen Tiefe ein, und wird auf diesem Wege von
den Grenzen der verschiedenen Schichten, die er durchwandert, re-
flectirt. Der letztere Theil des reflectirten Lichtes ist es, der dem
undurchsichtigen Körper seine Farbe giebt. Die Farbe, die wir hier
im reflectirten Lichte beobachten, entsteht also auf dieselbe Weise wie
jene Farbe, die wir an dem Lichte wahrnehmen, welches durch einen
durchsichtigen Körper gedrungen ist, nämlich dadurch, dass die Strah-
len von verschiedener Brechbarkeit in verschiedenem Maasse in den
Körpern absorbirt werden. Absorbirt ein Körper alle Farbestrahlen
in ziemlich gleichem Maasse, so erscheint er entweder weiss oder
schwarz: — weiss, wenn sein Absorptionsvermögen für alle Strahlen
gering ist, schwarz, wenn es für alle Strahlen gross ist.
So lange wir bloss nach der unmittelbar sichtbaren Färbung eines
Körpers entscheiden, welche Farben er absorbirt, und welche nicht,
kann dies immer nur sehr unvollkommen ermittelt werden. Wir kön-
nen zwar sagen, ein Körper, der nur die minder brechbaren Strahlen
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/274>, abgerufen am 22.12.2024.
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