Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. abweichenden Verlauf, indem nicht jedes folgende Glied an dasunmittelbar vorangehende, sondern das dritte, vierte u. s. w. wieder an das erste sich anschließt, bis etwa ein neuer Sinnes- eindruck oder eine besonders gefühlsstarke Vorstellung einen neuen Anknüpfungspunkt für die folgenden Associationen bildet. Den nämlichen Typus des Zurücklaufens auf gewisse dominirende Hauptglieder zeigen meist auch die Associationen bei der Ideen- flucht der Geisteskranken. a. Die sinnlichen Wiedererkennungs- und Erken- nungsvorgänge. 15. Die gewöhnliche zweigliedrige Association lässt sich Der psychologisch einfachste Fall einer Wiedererkennung III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. abweichenden Verlauf, indem nicht jedes folgende Glied an dasunmittelbar vorangehende, sondern das dritte, vierte u. s. w. wieder an das erste sich anschließt, bis etwa ein neuer Sinnes- eindruck oder eine besonders gefühlsstarke Vorstellung einen neuen Anknüpfungspunkt für die folgenden Associationen bildet. Den nämlichen Typus des Zurücklaufens auf gewisse dominirende Hauptglieder zeigen meist auch die Associationen bei der Ideen- flucht der Geisteskranken. a. Die sinnlichen Wiedererkennungs- und Erken- nungsvorgänge. 15. Die gewöhnliche zweigliedrige Association lässt sich Der psychologisch einfachste Fall einer Wiedererkennung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0294" n="278"/><fw place="top" type="header">III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.</fw><lb/> abweichenden Verlauf, indem nicht jedes folgende Glied an das<lb/> unmittelbar vorangehende, sondern das dritte, vierte u. s. w.<lb/> wieder an das erste sich anschließt, bis etwa ein neuer Sinnes-<lb/> eindruck oder eine besonders gefühlsstarke Vorstellung einen<lb/> neuen Anknüpfungspunkt für die folgenden Associationen bildet.<lb/> Den nämlichen Typus des Zurücklaufens auf gewisse dominirende<lb/> Hauptglieder zeigen meist auch die Associationen bei der Ideen-<lb/> flucht der Geisteskranken.</p><lb/> <div n="4"> <head>a. <hi rendition="#g">Die sinnlichen Wiedererkennungs- und Erken-<lb/> nungsvorgänge</hi>.</head><lb/> <p>15. Die gewöhnliche zweigliedrige Association lässt sich<lb/> in ihrer Entstehungsweise aus den simultanen Assimilations-<lb/> und Complicationsverbindungen am deutlichsten bei den Vor-<lb/> gängen des sinnlichen <hi rendition="#g">Wiedererkennens</hi> und <hi rendition="#g">Erkennens</hi><lb/> beobachten. Das Attribut »sinnlich« gebrauchen wir bei<lb/> diesen Associationsvorgängen, um einerseits darauf hinzu-<lb/> weisen, dass das erste Glied der Verbindung stets ein Sinnes-<lb/> eindruck ist, und um sie anderseits von den <hi rendition="#g">logischen</hi><lb/> Erkenntnissvorgängen zu unterscheiden.</p><lb/> <p>Der psychologisch einfachste Fall einer Wiedererkennung<lb/> findet statt, wenn wir ein Object nur <hi rendition="#g">einmal</hi> wahrge-<lb/> nommen z. B. gesehen haben und es nun bei einer er-<lb/> neuten Begegnung als das nämliche wiedererkennen. Ist die<lb/> erste Begegnung erst vor kurzer Zeit erfolgt, oder ist der<lb/> Eindruck ein besonders lebhafter, affecterregender gewesen,<lb/> so pflegt sich die Association unmittelbar als eine simultane<lb/> Assimilation zu vollziehen, wobei sich der Vorgang von<lb/> den sonstigen, bei jeder Sinneswahrnehmung vorkommenden<lb/> Assimilationen nur durch ein eigenthümliches begleitendes<lb/> Gefühl, das <hi rendition="#g">Bekanntheitsgefühl</hi>, unterscheidet. Da<lb/> ein solches Gefühl immer nur dann vorhanden ist, wenn<lb/> zugleich in irgend einem Grade ein »Bewusstsein« davon<lb/> existirt, dass der Eindruck schon einmal dagewesen sei, so ist<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0294]
III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
abweichenden Verlauf, indem nicht jedes folgende Glied an das
unmittelbar vorangehende, sondern das dritte, vierte u. s. w.
wieder an das erste sich anschließt, bis etwa ein neuer Sinnes-
eindruck oder eine besonders gefühlsstarke Vorstellung einen
neuen Anknüpfungspunkt für die folgenden Associationen bildet.
Den nämlichen Typus des Zurücklaufens auf gewisse dominirende
Hauptglieder zeigen meist auch die Associationen bei der Ideen-
flucht der Geisteskranken.
a. Die sinnlichen Wiedererkennungs- und Erken-
nungsvorgänge.
15. Die gewöhnliche zweigliedrige Association lässt sich
in ihrer Entstehungsweise aus den simultanen Assimilations-
und Complicationsverbindungen am deutlichsten bei den Vor-
gängen des sinnlichen Wiedererkennens und Erkennens
beobachten. Das Attribut »sinnlich« gebrauchen wir bei
diesen Associationsvorgängen, um einerseits darauf hinzu-
weisen, dass das erste Glied der Verbindung stets ein Sinnes-
eindruck ist, und um sie anderseits von den logischen
Erkenntnissvorgängen zu unterscheiden.
Der psychologisch einfachste Fall einer Wiedererkennung
findet statt, wenn wir ein Object nur einmal wahrge-
nommen z. B. gesehen haben und es nun bei einer er-
neuten Begegnung als das nämliche wiedererkennen. Ist die
erste Begegnung erst vor kurzer Zeit erfolgt, oder ist der
Eindruck ein besonders lebhafter, affecterregender gewesen,
so pflegt sich die Association unmittelbar als eine simultane
Assimilation zu vollziehen, wobei sich der Vorgang von
den sonstigen, bei jeder Sinneswahrnehmung vorkommenden
Assimilationen nur durch ein eigenthümliches begleitendes
Gefühl, das Bekanntheitsgefühl, unterscheidet. Da
ein solches Gefühl immer nur dann vorhanden ist, wenn
zugleich in irgend einem Grade ein »Bewusstsein« davon
existirt, dass der Eindruck schon einmal dagewesen sei, so ist
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