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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Neunte Capitel.
den Reichtum/ die Ehr/ das Ansehen/ etc.
nicht hätten. Entweder Gott hat auch sol-
ches von Ewigkeit gesehen oder nicht? Hat
er es nicht gesehen: so ist er nicht allwissend/
und fällt ein grosses Stuck von vorherge-
hender Antwort und Grund hinweg. Hat
er es aber gesehen: so ist es nimmermehr
gläublich/ daß Gott/ der seiner Güter ein
Schöpffer ist/ und wehrt achtet/ daß er sie
erschaffen/ selbige/ dem Menschen geben
wolle/ den er/ daß er es so leichtfertig/ so ver-
dammt/ so Gottes und Menschen Verges-
sen anwenden werde/ von Ewigkeit gesehen
hat. Das hieß ja dem Kind ein spizig Mes-
ser in die Hand gegeben/ und Gelegenheit
gemacht/ daß es sich darein stechen solle/
deme es ja tausentmal bässer gewest wäre/
einen groben Knüttel Holz davor gegeben/
oder beydes nicht gegeben haben. Wann
ein Mensch wissentlich weiß/ daß der an-
dere/ seines guten Willens so vorsezlich/ so
schändlich mißbrauchen wird/ so hat er für
allen Gerichten die Schuld/ der darauf er-
folgten Boßheit. Eltern/ die den Kindern
Gelt in die Hand lassen/ hält man ins ge-
mein für Ursachen ihrer übelgerahtenen

Kinder/

Das Neunte Capitel.
den Reichtum/ die Ehr/ das Anſehen/ ꝛc.
nicht haͤtten. Entweder Gott hat auch ſol-
ches von Ewigkeit geſehen oder nicht? Hat
er es nicht geſehen: ſo iſt er nicht allwiſſend/
und faͤllt ein groſſes Stuck von vorherge-
hender Antwort und Grund hinweg. Hat
er es aber geſehen: ſo iſt es nimmermehr
glaͤublich/ daß Gott/ der ſeiner Guͤter ein
Schoͤpffer iſt/ und wehrt achtet/ daß er ſie
erſchaffen/ ſelbige/ dem Menſchen geben
wolle/ den er/ daß er es ſo leichtfertig/ ſo ver-
dammt/ ſo Gottes und Menſchen Vergeſ-
ſen anwenden werde/ von Ewigkeit geſehen
hat. Das hieß ja dem Kind ein ſpizig Meſ-
ſer in die Hand gegeben/ und Gelegenheit
gemacht/ daß es ſich darein ſtechen ſolle/
deme es ja tauſentmal baͤſſer geweſt waͤre/
einen groben Knuͤttel Holz davor gegeben/
oder beydes nicht gegeben haben. Wann
ein Menſch wiſſentlich weiß/ daß der an-
dere/ ſeines guten Willens ſo vorſezlich/ ſo
ſchaͤndlich mißbrauchen wird/ ſo hat er fuͤr
allen Gerichten die Schuld/ der darauf er-
folgten Boßheit. Eltern/ die den Kindern
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[252/0326] Das Neunte Capitel. den Reichtum/ die Ehr/ das Anſehen/ ꝛc. nicht haͤtten. Entweder Gott hat auch ſol- ches von Ewigkeit geſehen oder nicht? Hat er es nicht geſehen: ſo iſt er nicht allwiſſend/ und faͤllt ein groſſes Stuck von vorherge- hender Antwort und Grund hinweg. Hat er es aber geſehen: ſo iſt es nimmermehr glaͤublich/ daß Gott/ der ſeiner Guͤter ein Schoͤpffer iſt/ und wehrt achtet/ daß er ſie erſchaffen/ ſelbige/ dem Menſchen geben wolle/ den er/ daß er es ſo leichtfertig/ ſo ver- dammt/ ſo Gottes und Menſchen Vergeſ- ſen anwenden werde/ von Ewigkeit geſehen hat. Das hieß ja dem Kind ein ſpizig Meſ- ſer in die Hand gegeben/ und Gelegenheit gemacht/ daß es ſich darein ſtechen ſolle/ deme es ja tauſentmal baͤſſer geweſt waͤre/ einen groben Knuͤttel Holz davor gegeben/ oder beydes nicht gegeben haben. Wann ein Menſch wiſſentlich weiß/ daß der an- dere/ ſeines guten Willens ſo vorſezlich/ ſo ſchaͤndlich mißbrauchen wird/ ſo hat er fuͤr allen Gerichten die Schuld/ der darauf er- folgten Boßheit. Eltern/ die den Kindern Gelt in die Hand laſſen/ haͤlt man ins ge- mein fuͤr Urſachen ihrer übelgerahtenen Kinder/

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/326>, abgerufen am 02.05.2024.