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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Sechste Capitel.
Mangel der Ehhalten getahn haben. Daß
ihm sein Herr gönstig wird/ mag er sich als
ein frember/ unbekandter/ erkaufter zuge-
schmeichelt haben. Daß er in folgender Ge-
fängniß/ auch deß Amtmanns Hertz ge-
winnt/ hat er biß dato gelernet/ was für
Manier in der Fremd gilt? Daß er Pharao
die beyde Träume auslegt/ hat ers eben un-
gefähr errahten/ weil er gute naturalien
hatte. So komt er nun ferner fort/ und ge-
winnt Pharao Hertz/ daß er ihn zu seinem
heimlichen Raht oder Cantzler macht/ mit
solch- und solcher Ehr/ solch- und solchem
Reichtum begabet. Das alles/ solt eines
fast denken: sey halt so gerahten/ wie man-
cher Mensch mehr in der Welt fortkommen
ist/ sonderlich in der Fremd/ da er eben/ zu
dieser oder jener Zeit/ keinen andern an-
traf/ der es ihm gleich tähte; oder so ers in
der Taht gleich machte/ und noch wol drü-
ber wäre/ man ihm/ jenen/ dannoch vor-
zog/ weil/ wie man spricht/ das fremde
Brot allzeit bässer schmäcke/ als das
man vorhin im Hauß hat.
Allen denen
Gedanken aber begegnet die Schrifft/ und

weist

Das Sechſte Capitel.
Mangel der Ehhalten getahn haben. Daß
ihm ſein Herꝛ goͤnſtig wird/ mag er ſich als
ein frember/ unbekandter/ erkaufter zuge-
ſchmeichelt haben. Daß er in folgender Ge-
faͤngniß/ auch deß Amtmanns Hertz ge-
winnt/ hat er biß dato gelernet/ was für
Manier in der Fremd gilt? Daß er Pharao
die beyde Traͤume auslegt/ hat ers eben un-
gefaͤhr erꝛahten/ weil er gute naturalien
hatte. So komt er nun ferner fort/ und ge-
winnt Pharao Hertz/ daß er ihn zu ſeinem
heimlichen Raht oder Cantzler macht/ mit
ſolch- und ſolcher Ehr/ ſolch- und ſolchem
Reichtum begabet. Das alles/ ſolt eines
faſt denken: ſey halt ſo gerahten/ wie man-
cher Menſch mehr in der Welt fortkom̃en
iſt/ ſonderlich in der Fremd/ da er eben/ zu
dieſer oder jener Zeit/ keinen andern an-
traf/ der es ihm gleich taͤhte; oder ſo ers in
der Taht gleich machte/ und noch wol druͤ-
ber waͤre/ man ihm/ jenen/ dannoch vor-
zog/ weil/ wie man ſpricht/ das fremde
Brot allzeit baͤſſer ſchmaͤcke/ als das
man vorhin im Hauß hat.
Allen denen
Gedanken aber begegnet die Schrifft/ und

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[135/0203] Das Sechſte Capitel. Mangel der Ehhalten getahn haben. Daß ihm ſein Herꝛ goͤnſtig wird/ mag er ſich als ein frember/ unbekandter/ erkaufter zuge- ſchmeichelt haben. Daß er in folgender Ge- faͤngniß/ auch deß Amtmanns Hertz ge- winnt/ hat er biß dato gelernet/ was für Manier in der Fremd gilt? Daß er Pharao die beyde Traͤume auslegt/ hat ers eben un- gefaͤhr erꝛahten/ weil er gute naturalien hatte. So komt er nun ferner fort/ und ge- winnt Pharao Hertz/ daß er ihn zu ſeinem heimlichen Raht oder Cantzler macht/ mit ſolch- und ſolcher Ehr/ ſolch- und ſolchem Reichtum begabet. Das alles/ ſolt eines faſt denken: ſey halt ſo gerahten/ wie man- cher Menſch mehr in der Welt fortkom̃en iſt/ ſonderlich in der Fremd/ da er eben/ zu dieſer oder jener Zeit/ keinen andern an- traf/ der es ihm gleich taͤhte; oder ſo ers in der Taht gleich machte/ und noch wol druͤ- ber waͤre/ man ihm/ jenen/ dannoch vor- zog/ weil/ wie man ſpricht/ das fremde Brot allzeit baͤſſer ſchmaͤcke/ als das man vorhin im Hauß hat. Allen denen Gedanken aber begegnet die Schrifft/ und weiſt

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/203>, abgerufen am 26.04.2024.