Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Sechste Capiel.
riosos & patientes servitij, quos nascentes
taurus aspexerit, quia animal laboriosum
& assuetum jugo, spontanea servituti col-
la submittens,
deßwegen arbeitsam und
knechtlich gesinnet hielten/ weil sie im
Stier geboren wären/ der ein ar-
beitsam Tiehr und deß Jochs ge-
wohnt/ willig den Hals hinstrecke.

Eben Joseph selbst ist ein lauters Exem-
pel. Wann man sagen solte/ wie man pflegt
zu reden/ hat das Glück wol sonderlich mit
ihm gespielt/ und solte wol mancher spre-
chen/ wann man seinen Zustand nach ein-
nander höret: er wisse keine Ursach zu ge-
ben! Daß ihn seine Brüder in der Gru-
ben/ da sie ihn hinwerfen/ nicht Hunger ster-
ben lassen/ möchte man sagen: ist deß Glücks
schuld; daß eben damals/ die Midianitische
Kaufleut/ vorbey passirn/ geschiht auch ohn-
gefähr. Daß sie/ ihn/ denen verkauffen/
macht ein Händlein voll Gelts. Daß diese
wider mit ihm wuch ern in Egypten/ bringt
ihr profession mit. Daß er eben zu Poti-
phar/ deß Pharao Kämmerer und Hof-
meister/ in Dienst kömt/ mag etwa wol der

Mangel

Das Sechſte Capiel.
rioſos & patientes ſervitij, quos naſcentes
taurus aſpexerit, quia animal laborioſum
& aſſuetum jugo, ſpontanea ſervituti col-
la ſubmittens,
deßwegen arbeitſam und
knechtlich geſinnet hielten/ weil ſie im
Stier geboren waͤren/ der ein ar-
beitſam Tiehr und deß Jochs ge-
wohnt/ willig den Hals hinſtrecke.

Eben Joſeph ſelbſt iſt ein lauters Exem-
pel. Wann man ſagen ſolte/ wie man pflegt
zu reden/ hat das Gluͤck wol ſonderlich mit
ihm geſpielt/ und ſolte wol mancher ſpre-
chen/ wann man ſeinen Zuſtand nach ein-
nander hoͤret: er wiſſe keine Urſach zu ge-
ben! Daß ihn ſeine Bruͤder in der Gru-
ben/ da ſie ihn hinwerfen/ nicht Hunger ſter-
ben laſſen/ moͤchte man ſagen: iſt deß Gluͤcks
ſchuld; daß eben damals/ die Midianitiſche
Kaufleut/ vorbey paſſirn/ geſchiht auch ohn-
gefaͤhr. Daß ſie/ ihn/ denen verkauffen/
macht ein Haͤndlein voll Gelts. Daß dieſe
wider mit ihm wuch ern in Egypten/ bringt
ihr profeſſion mit. Daß er eben zu Poti-
phar/ deß Pharao Kaͤmmerer und Hof-
meiſter/ in Dienſt koͤmt/ mag etwa wol der

Mangel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0202" n="134"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Sech&#x017F;te Capiel.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">rio&#x017F;os &amp; patientes &#x017F;ervitij, quos na&#x017F;centes<lb/>
taurus a&#x017F;pexerit, quia animal laborio&#x017F;um<lb/>
&amp; a&#x017F;&#x017F;uetum jugo, &#x017F;pontanea &#x017F;ervituti col-<lb/>
la &#x017F;ubmittens,</hi> <hi rendition="#fr">deßwegen arbeit&#x017F;am und<lb/>
knechtlich ge&#x017F;innet hielten/ weil &#x017F;ie im<lb/>
Stier geboren wa&#x0364;ren/ der ein ar-<lb/>
beit&#x017F;am Tiehr und deß Jochs ge-<lb/>
wohnt/ willig den Hals hin&#x017F;trecke.</hi> </p><lb/>
        <p>Eben Jo&#x017F;eph &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t ein lauters Exem-<lb/>
pel. Wann man &#x017F;agen &#x017F;olte/ wie man pflegt<lb/>
zu reden/ hat das Glu&#x0364;ck wol &#x017F;onderlich mit<lb/>
ihm ge&#x017F;pielt/ und &#x017F;olte wol mancher &#x017F;pre-<lb/>
chen/ wann man &#x017F;einen Zu&#x017F;tand nach ein-<lb/>
nander ho&#x0364;ret: er wi&#x017F;&#x017F;e keine Ur&#x017F;ach zu ge-<lb/>
ben! Daß ihn &#x017F;eine Bru&#x0364;der in der Gru-<lb/>
ben/ da &#x017F;ie ihn hinwerfen/ nicht Hunger &#x017F;ter-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en/ mo&#x0364;chte man &#x017F;agen: i&#x017F;t deß Glu&#x0364;cks<lb/>
&#x017F;chuld; daß eben damals/ die Midianiti&#x017F;che<lb/>
Kaufleut/ vorbey pa&#x017F;&#x017F;irn/ ge&#x017F;chiht auch ohn-<lb/>
gefa&#x0364;hr. Daß &#x017F;ie/ ihn/ denen verkauffen/<lb/>
macht ein Ha&#x0364;ndlein voll Gelts. Daß die&#x017F;e<lb/>
wider mit ihm wuch ern in Egypten/ bringt<lb/>
ihr <hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> mit. Daß er eben zu Poti-<lb/>
phar/ deß Pharao Ka&#x0364;mmerer und Hof-<lb/>
mei&#x017F;ter/ in Dien&#x017F;t ko&#x0364;mt/ mag etwa wol der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mangel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0202] Das Sechſte Capiel. rioſos & patientes ſervitij, quos naſcentes taurus aſpexerit, quia animal laborioſum & aſſuetum jugo, ſpontanea ſervituti col- la ſubmittens, deßwegen arbeitſam und knechtlich geſinnet hielten/ weil ſie im Stier geboren waͤren/ der ein ar- beitſam Tiehr und deß Jochs ge- wohnt/ willig den Hals hinſtrecke. Eben Joſeph ſelbſt iſt ein lauters Exem- pel. Wann man ſagen ſolte/ wie man pflegt zu reden/ hat das Gluͤck wol ſonderlich mit ihm geſpielt/ und ſolte wol mancher ſpre- chen/ wann man ſeinen Zuſtand nach ein- nander hoͤret: er wiſſe keine Urſach zu ge- ben! Daß ihn ſeine Bruͤder in der Gru- ben/ da ſie ihn hinwerfen/ nicht Hunger ſter- ben laſſen/ moͤchte man ſagen: iſt deß Gluͤcks ſchuld; daß eben damals/ die Midianitiſche Kaufleut/ vorbey paſſirn/ geſchiht auch ohn- gefaͤhr. Daß ſie/ ihn/ denen verkauffen/ macht ein Haͤndlein voll Gelts. Daß dieſe wider mit ihm wuch ern in Egypten/ bringt ihr profeſſion mit. Daß er eben zu Poti- phar/ deß Pharao Kaͤmmerer und Hof- meiſter/ in Dienſt koͤmt/ mag etwa wol der Mangel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/202
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/202>, abgerufen am 25.04.2024.