Ohne besondere Veranlassung Überzieher mitzunehmen, ist gegenwärtig nicht gebräuchlich. Wurde aber die Mitnahme dieses Kleidungsstückes anbefohlen, so ist dasselbe mit nach Innen gezogenen Ärmeln, schmal zusammengelegt und vollkommen zugeknöpft, in der Weise über das Sitzkissen des Bockes zu breiten, dass es rückwärts mit der ganzen Knopfreihe herabhängt.
Der Regenrock dagegen sollte vorsichtigerweise stets, im Bockkasten verwahrt, mitgenommen werden. In eine Tasche dieses Rockes gehört ein Gummiüberzug für den Hut, in die andere ein Paar gestrickte Handschuhe. So ausgerüstet, hat der Kutscher für sich und seinen Anzug nichts von etwaigen Launen des Wettergottes zu fürchten.
Beim Vorfahren mit einem geschlossenen Wagen sind die Fenster zur Hälfte herunterzulassen. Es hat dies den Zweck der frischen Luft Eingang in den Wagen zu verschaffen, bevor die Herrschaft ihre Sitze in demselben einnimmt.
Zu jeder Fahrt, gleichviel welches ihr Ziel, nimmt der korrekte Kutscher im Bockkasten eine lederne Tasche mit, die ein als Hammer, Zange und Feile zu verwendendes Werkzeug, einige Reserve-Hufeisen, ein Dutzend Hufnägel, mehrere starke Stricke und eine Rolle Bindfaden enthält. Im Besitz dieser Tasche wird es ihm beinahe immer möglich sein, vorkommende kleinere Schäden schnell zu reparieren, bevor dieselben sich zu einer Katastrophe gestalten. Genannte Gegenstände lose im Bockkasten zu verwahren, empfiehlt sich schon aus dem Grunde nicht, weil diese dann während der Fahrt leicht ein lästiges klapperndes Geräusch verursachen könnten.
Ist der Kutscher nur zur Begleitung seines, in diesem Falle selbstfahrenden Herrn befohlen, so wird er hinter dem Vorder- sitz des ein- oder zweispännigen Wagens stehend, im Schritt vorfahren, beim Hausthore angekommen die Zügel am Zügel- halter bezw. Kotschirm befestigen und sich vor die Pferde stellen. Beim Erscheinen des Herrn grüsst er in vorgeschriebener Weise, bleibt jedoch ruhig stehen, bis dieser Platz genommen und die
Praktische Winke.
Ohne besondere Veranlassung Überzieher mitzunehmen, ist gegenwärtig nicht gebräuchlich. Wurde aber die Mitnahme dieses Kleidungsstückes anbefohlen, so ist dasselbe mit nach Innen gezogenen Ärmeln, schmal zusammengelegt und vollkommen zugeknöpft, in der Weise über das Sitzkissen des Bockes zu breiten, dass es rückwärts mit der ganzen Knopfreihe herabhängt.
Der Regenrock dagegen sollte vorsichtigerweise stets, im Bockkasten verwahrt, mitgenommen werden. In eine Tasche dieses Rockes gehört ein Gummiüberzug für den Hut, in die andere ein Paar gestrickte Handschuhe. So ausgerüstet, hat der Kutscher für sich und seinen Anzug nichts von etwaigen Launen des Wettergottes zu fürchten.
Beim Vorfahren mit einem geschlossenen Wagen sind die Fenster zur Hälfte herunterzulassen. Es hat dies den Zweck der frischen Luft Eingang in den Wagen zu verschaffen, bevor die Herrschaft ihre Sitze in demselben einnimmt.
Zu jeder Fahrt, gleichviel welches ihr Ziel, nimmt der korrekte Kutscher im Bockkasten eine lederne Tasche mit, die ein als Hammer, Zange und Feile zu verwendendes Werkzeug, einige Reserve-Hufeisen, ein Dutzend Hufnägel, mehrere starke Stricke und eine Rolle Bindfaden enthält. Im Besitz dieser Tasche wird es ihm beinahe immer möglich sein, vorkommende kleinere Schäden schnell zu reparieren, bevor dieselben sich zu einer Katastrophe gestalten. Genannte Gegenstände lose im Bockkasten zu verwahren, empfiehlt sich schon aus dem Grunde nicht, weil diese dann während der Fahrt leicht ein lästiges klapperndes Geräusch verursachen könnten.
Ist der Kutscher nur zur Begleitung seines, in diesem Falle selbstfahrenden Herrn befohlen, so wird er hinter dem Vorder- sitz des ein- oder zweispännigen Wagens stehend, im Schritt vorfahren, beim Hausthore angekommen die Zügel am Zügel- halter bezw. Kotschirm befestigen und sich vor die Pferde stellen. Beim Erscheinen des Herrn grüsst er in vorgeschriebener Weise, bleibt jedoch ruhig stehen, bis dieser Platz genommen und die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0198"n="184"/><fwplace="top"type="header">Praktische Winke.</fw><lb/><p>Ohne besondere Veranlassung Überzieher mitzunehmen, ist<lb/>
gegenwärtig nicht gebräuchlich. Wurde aber die Mitnahme<lb/>
dieses Kleidungsstückes anbefohlen, so ist dasselbe mit nach<lb/>
Innen gezogenen Ärmeln, schmal zusammengelegt und vollkommen<lb/>
zugeknöpft, in der Weise über das Sitzkissen des Bockes zu<lb/>
breiten, dass es rückwärts mit der ganzen Knopfreihe herabhängt.</p><lb/><p>Der Regenrock dagegen sollte vorsichtigerweise stets, im<lb/>
Bockkasten verwahrt, mitgenommen werden. In eine Tasche<lb/>
dieses Rockes gehört ein Gummiüberzug für den Hut, in die<lb/>
andere ein Paar gestrickte Handschuhe. So ausgerüstet, hat<lb/>
der Kutscher für sich und seinen Anzug nichts von etwaigen<lb/>
Launen des Wettergottes zu fürchten.</p><lb/><p>Beim Vorfahren mit einem geschlossenen Wagen sind die<lb/>
Fenster zur Hälfte herunterzulassen. Es hat dies den Zweck<lb/>
der frischen Luft Eingang in den Wagen zu verschaffen, bevor<lb/>
die Herrschaft ihre Sitze in demselben einnimmt.</p><lb/><p>Zu jeder Fahrt, gleichviel welches ihr Ziel, nimmt der<lb/>
korrekte Kutscher im Bockkasten eine lederne Tasche mit, die<lb/>
ein als Hammer, Zange und Feile zu verwendendes Werkzeug,<lb/>
einige Reserve-Hufeisen, ein Dutzend Hufnägel, mehrere starke<lb/>
Stricke und eine Rolle Bindfaden enthält. Im Besitz dieser<lb/>
Tasche wird es ihm beinahe immer möglich sein, vorkommende<lb/>
kleinere Schäden schnell zu reparieren, bevor dieselben sich zu<lb/>
einer Katastrophe gestalten. Genannte Gegenstände lose im<lb/>
Bockkasten zu verwahren, empfiehlt sich schon aus dem Grunde<lb/>
nicht, weil diese dann während der Fahrt leicht ein lästiges<lb/>
klapperndes Geräusch verursachen könnten.</p><lb/><p>Ist der Kutscher nur zur Begleitung seines, in diesem Falle<lb/>
selbstfahrenden Herrn befohlen, so wird er hinter dem Vorder-<lb/>
sitz des ein- oder zweispännigen Wagens stehend, im Schritt<lb/>
vorfahren, beim Hausthore angekommen die Zügel am Zügel-<lb/>
halter bezw. Kotschirm befestigen und sich vor die Pferde stellen.<lb/>
Beim Erscheinen des Herrn grüsst er in vorgeschriebener Weise,<lb/>
bleibt jedoch ruhig stehen, bis dieser Platz genommen und die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[184/0198]
Praktische Winke.
Ohne besondere Veranlassung Überzieher mitzunehmen, ist
gegenwärtig nicht gebräuchlich. Wurde aber die Mitnahme
dieses Kleidungsstückes anbefohlen, so ist dasselbe mit nach
Innen gezogenen Ärmeln, schmal zusammengelegt und vollkommen
zugeknöpft, in der Weise über das Sitzkissen des Bockes zu
breiten, dass es rückwärts mit der ganzen Knopfreihe herabhängt.
Der Regenrock dagegen sollte vorsichtigerweise stets, im
Bockkasten verwahrt, mitgenommen werden. In eine Tasche
dieses Rockes gehört ein Gummiüberzug für den Hut, in die
andere ein Paar gestrickte Handschuhe. So ausgerüstet, hat
der Kutscher für sich und seinen Anzug nichts von etwaigen
Launen des Wettergottes zu fürchten.
Beim Vorfahren mit einem geschlossenen Wagen sind die
Fenster zur Hälfte herunterzulassen. Es hat dies den Zweck
der frischen Luft Eingang in den Wagen zu verschaffen, bevor
die Herrschaft ihre Sitze in demselben einnimmt.
Zu jeder Fahrt, gleichviel welches ihr Ziel, nimmt der
korrekte Kutscher im Bockkasten eine lederne Tasche mit, die
ein als Hammer, Zange und Feile zu verwendendes Werkzeug,
einige Reserve-Hufeisen, ein Dutzend Hufnägel, mehrere starke
Stricke und eine Rolle Bindfaden enthält. Im Besitz dieser
Tasche wird es ihm beinahe immer möglich sein, vorkommende
kleinere Schäden schnell zu reparieren, bevor dieselben sich zu
einer Katastrophe gestalten. Genannte Gegenstände lose im
Bockkasten zu verwahren, empfiehlt sich schon aus dem Grunde
nicht, weil diese dann während der Fahrt leicht ein lästiges
klapperndes Geräusch verursachen könnten.
Ist der Kutscher nur zur Begleitung seines, in diesem Falle
selbstfahrenden Herrn befohlen, so wird er hinter dem Vorder-
sitz des ein- oder zweispännigen Wagens stehend, im Schritt
vorfahren, beim Hausthore angekommen die Zügel am Zügel-
halter bezw. Kotschirm befestigen und sich vor die Pferde stellen.
Beim Erscheinen des Herrn grüsst er in vorgeschriebener Weise,
bleibt jedoch ruhig stehen, bis dieser Platz genommen und die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/198>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.