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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Valvula coli intestini, das Fall-Thürlein des Grimm-Darms,
stehet am Mund-Loch des krummen Darms, wie ein Circkel in die Höhe
gerichtet, ist ziemlich groß, dick wie ein Pergament-Häutlein, es verhin-
dert, damit das, was in den dicken Därmen ist, nicht wieder zurück in den
krummen Darm trete, daher kommt es auch, daß die Clystire nicht in die
dünnen Därme kommen können.

Valvulae conniventes, die zuschliessenden Fall - Thürlein der
Eingeweyde;
solche soll Kerckring in dem leeren und Grimm-Darm,
um den Nahrungs-Safft aufzuhalten, gefunden haben.

Valvulae ductus thoracici, des Milch-Brust-Adern-Gangs
Fall-Thüren.
Diese folgen nach gewissen Raum auf einander im Ductu
thoracico,
und wenn dieser Gang etwas schärffer aus einander gedehnet
wird, so sind sie von aussen wie Knötlein zu sehen: sie verhindern, daß
die einmal in den Ductum thoracicum gebrachte Feuchtigkeit nicht wieder
zurück trete.

Valvulae mitrales, die Mützen - förmigen Fall - Thüren des
Hertzens.

Valvulae semilunares, die halb-Mond-förmigen Fall-Thüren
in den
Arterien nahe bey dem Hertzen. Und

Valvulae triangulares, oder

tricuspides, dreyeckigte Fall-Thüren des Hertzens.
Diese alle finden sich vor dem Mund-Loch der Blut- und Puls-Adern, und
verhindern den Zurückfluß des Bluts aus den Kammern in die Blut-
Adern, und aus den Puls-Adern in die Kammern.

Valvulae vasorum lymphaticorum, Fall-Thüren der Wasser-
Adern
oder Röhren, halten das Ader-Wasser zurück.

Valvulae venarum, Fall-Thüren der Adern; diese finden sich
hin und wieder, wo die Blut-Adern hohl sind; sonderlich trifft man sie
an, wo sich die Adern in die Aeste zertheilen, oder wo solche Aeste zusam-
men lauffen, und sich entweder einzeln, oder zwey und zwey, oder drey und
drey finden.

Vanigliae, Vanillen, sind lange und gleichsam zusammen gepreßte
Hülsen oder Schoten, welche in der Länge sechs auch mehr Zoll, in der
Breite aber einen Zoll haben, und gleichsam wic eine Messer-Scheide an-
zusehen sind; auswendig und inwendig schwartz-braun und gläntzend, vol-
ler kleinen Körnlein wie die Feigen, eines etwas scharffen, fetten und aro-

mati-
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Valvula coli inteſtini, das Fall-Thuͤrlein des Grimm-Darms,
ſtehet am Mund-Loch des krummen Darms, wie ein Circkel in die Hoͤhe
gerichtet, iſt ziemlich groß, dick wie ein Pergament-Haͤutlein, es verhin-
dert, damit das, was in den dicken Daͤrmen iſt, nicht wieder zuruͤck in den
krummen Darm trete, daher kommt es auch, daß die Clyſtire nicht in die
duͤnnen Daͤrme kommen koͤnnen.

Valvulæ conniventes, die zuſchlieſſenden Fall - Thuͤrlein der
Eingeweyde;
ſolche ſoll Kerckring in dem leeren und Grimm-Darm,
um den Nahrungs-Safft aufzuhalten, gefunden haben.

Valvulæ ductus thoracici, des Milch-Bruſt-Adern-Gangs
Fall-Thuͤren.
Dieſe folgen nach gewiſſen Raum auf einander im Ductu
thoracico,
und wenn dieſer Gang etwas ſchaͤrffer aus einander gedehnet
wird, ſo ſind ſie von auſſen wie Knoͤtlein zu ſehen: ſie verhindern, daß
die einmal in den Ductum thoracicum gebrachte Feuchtigkeit nicht wieder
zuruͤck trete.

Valvulæ mitrales, die Muͤtzen - foͤrmigen Fall - Thuͤren des
Hertzens.

Valvulæ ſemilunares, die halb-Mond-foͤrmigen Fall-Thuͤren
in den
Arterien nahe bey dem Hertzen. Und

Valvulæ triangulares, oder

tricuſpides, dreyeckigte Fall-Thuͤren des Hertzens.
Dieſe alle finden ſich vor dem Mund-Loch der Blut- und Puls-Adern, und
verhindern den Zuruͤckfluß des Bluts aus den Kammern in die Blut-
Adern, und aus den Puls-Adern in die Kammern.

Valvulæ vaſorum lymphaticorum, Fall-Thuͤren der Waſſer-
Adern
oder Roͤhren, halten das Ader-Waſſer zuruͤck.

Valvulæ venarum, Fall-Thuͤren der Adern; dieſe finden ſich
hin und wieder, wo die Blut-Adern hohl ſind; ſonderlich trifft man ſie
an, wo ſich die Adern in die Aeſte zertheilen, oder wo ſolche Aeſte zuſam-
men lauffen, und ſich entweder einzeln, oder zwey und zwey, oder drey und
drey finden.

Vanigliæ, Vanillen, ſind lange und gleichſam zuſammen gepreßte
Huͤlſen oder Schoten, welche in der Laͤnge ſechs auch mehr Zoll, in der
Breite aber einen Zoll haben, und gleichſam wic eine Meſſer-Scheide an-
zuſehen ſind; auswendig und inwendig ſchwartz-braun und glaͤntzend, vol-
ler kleinen Koͤrnlein wie die Feigen, eines etwas ſcharffen, fetten und aro-

mati-
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[986/0998] VA Valvula coli inteſtini, das Fall-Thuͤrlein des Grimm-Darms, ſtehet am Mund-Loch des krummen Darms, wie ein Circkel in die Hoͤhe gerichtet, iſt ziemlich groß, dick wie ein Pergament-Haͤutlein, es verhin- dert, damit das, was in den dicken Daͤrmen iſt, nicht wieder zuruͤck in den krummen Darm trete, daher kommt es auch, daß die Clyſtire nicht in die duͤnnen Daͤrme kommen koͤnnen. Valvulæ conniventes, die zuſchlieſſenden Fall - Thuͤrlein der Eingeweyde; ſolche ſoll Kerckring in dem leeren und Grimm-Darm, um den Nahrungs-Safft aufzuhalten, gefunden haben. Valvulæ ductus thoracici, des Milch-Bruſt-Adern-Gangs Fall-Thuͤren. Dieſe folgen nach gewiſſen Raum auf einander im Ductu thoracico, und wenn dieſer Gang etwas ſchaͤrffer aus einander gedehnet wird, ſo ſind ſie von auſſen wie Knoͤtlein zu ſehen: ſie verhindern, daß die einmal in den Ductum thoracicum gebrachte Feuchtigkeit nicht wieder zuruͤck trete. Valvulæ mitrales, die Muͤtzen - foͤrmigen Fall - Thuͤren des Hertzens. Valvulæ ſemilunares, die halb-Mond-foͤrmigen Fall-Thuͤren in den Arterien nahe bey dem Hertzen. Und Valvulæ triangulares, oder tricuſpides, dreyeckigte Fall-Thuͤren des Hertzens. Dieſe alle finden ſich vor dem Mund-Loch der Blut- und Puls-Adern, und verhindern den Zuruͤckfluß des Bluts aus den Kammern in die Blut- Adern, und aus den Puls-Adern in die Kammern. Valvulæ vaſorum lymphaticorum, Fall-Thuͤren der Waſſer- Adern oder Roͤhren, halten das Ader-Waſſer zuruͤck. Valvulæ venarum, Fall-Thuͤren der Adern; dieſe finden ſich hin und wieder, wo die Blut-Adern hohl ſind; ſonderlich trifft man ſie an, wo ſich die Adern in die Aeſte zertheilen, oder wo ſolche Aeſte zuſam- men lauffen, und ſich entweder einzeln, oder zwey und zwey, oder drey und drey finden. Vanigliæ, Vanillen, ſind lange und gleichſam zuſammen gepreßte Huͤlſen oder Schoten, welche in der Laͤnge ſechs auch mehr Zoll, in der Breite aber einen Zoll haben, und gleichſam wic eine Meſſer-Scheide an- zuſehen ſind; auswendig und inwendig ſchwartz-braun und glaͤntzend, vol- ler kleinen Koͤrnlein wie die Feigen, eines etwas ſcharffen, fetten und aro- mati-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/998>, abgerufen am 11.05.2024.