Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

VA
matischen Geschmacks, und dem Bisam ähnlichen Geruchs; kommen von
Guatimala und S. Domingo aus West-Jndien. Das Kraut, woran
diese Früchte wachsen, ist eine Art von den Winden, wird Aracus aroma-
ticus,
und wegen seiner schwartzen Blümlein, nach welchen die Schoten
folgen, Flos niger genennet. Die besten sind, welche aus grossen, voll-
kommenen, schweren und frischen Schoten bestehen, fein glatt und nicht
runtzelicht, doch auch nicht geschmieret, voll Marck und Körnlein und von
gutem Geruch sind. Sie haben eine erwärmend-zertheilend- und stär-
ckende Krafft, dienen deßwegen dem Magen, Gehirn und Mutter, zer-
theilen die Winde, treiben den Harn, Menses, Geburth etc. widerstehen
den gifftigen Bissen, werden auch, den Rauch-Tabac wohlriechend
zu machen, gebrauchet.

Vaporarium, ein trocken Bad, wenn entweder der gantze Leib,
oder nur ein Theil vom Rauch gebähet wird.

Vareni, die lopenden Varen in Nieder-Sachsen genannt, ist ein
scorbutisch Symptoma, wenn ein hin und wieder lauffender Schmertz mit
Röthe offt die nervösen Theile angreiffet. Die Cur siehe unter dem Titul
Arthritis vaga, denn es einerley ist.

Vari, die Finnen, siehe Gutta rosacea.

Varicosum corpus, wird die Verwickelung der Saamen-Gefässe
genannt, welche in die Hoden gehet.

Variolae, die Pocken, Kinder-Pocken, sind nichts anders als
Efflorescentiae, oder Ausfahrungen in der Haut; anfänglich in Gestalt
rother Flecken, welche sich allmählich in Blattern erheben und eytern.
Sie werffen sich auf als eine Linse oder Erbse groß, und bleiben also
bis zu Ende der Cur stehen, oder sie fliessen auch von einander, und
wachsen zusammen, so, daß etliche nur einen Schorff machen. Bevor
aber die Pocken ausbrechen, sindet sich ein hitzig oder böß Fieber, mit
grossem Schmertz des Rückens, Auffahren im Schlaf, Grübeln unter
der Haut, Röthe und Geschwulst der Augen, Thränen, Hitze des Ge-
sichts, Jucken und Bluten der Nase, Haupt-Weh, Husten, Vomi-
ren, Hertzklopffen, Ohnmacht, Epilepsie &c. diese Symptomata finden
sich meistentheils, bis alle Pustulae ausgebrochen, (so: vom vierdten Tage
des Niederliegens, bis auf den sieben- oder neundten geschiehet) dann
vergehen sie beynahe alle, doch aber bleibet noch unter ihnen ein hitzi-
ger und reissender Schmertz, welcher sich in ein sehr beschwerlich Jucken
endiget, welches bis auf das gäntzliche Abtrocknen und Abfallen des

Schorffs
J i i i i i 2

VA
matiſchen Geſchmacks, und dem Biſam aͤhnlichen Geruchs; kommen von
Guatimala und S. Domingo aus Weſt-Jndien. Das Kraut, woran
dieſe Fruͤchte wachſen, iſt eine Art von den Winden, wird Aracus aroma-
ticus,
und wegen ſeiner ſchwartzen Bluͤmlein, nach welchen die Schoten
folgen, Flos niger genennet. Die beſten ſind, welche aus groſſen, voll-
kommenen, ſchweren und friſchen Schoten beſtehen, fein glatt und nicht
runtzelicht, doch auch nicht geſchmieret, voll Marck und Koͤrnlein und von
gutem Geruch ſind. Sie haben eine erwaͤrmend-zertheilend- und ſtaͤr-
ckende Krafft, dienen deßwegen dem Magen, Gehirn und Mutter, zer-
theilen die Winde, treiben den Harn, Menſes, Geburth ꝛc. widerſtehen
den gifftigen Biſſen, werden auch, den Rauch-Tabac wohlriechend
zu machen, gebrauchet.

Vaporarium, ein trocken Bad, wenn entweder der gantze Leib,
oder nur ein Theil vom Rauch gebaͤhet wird.

Vareni, die lopenden Varen in Nieder-Sachſen genannt, iſt ein
ſcorbutiſch Symptoma, wenn ein hin und wieder lauffender Schmertz mit
Roͤthe offt die nervoͤſen Theile angreiffet. Die Cur ſiehe unter dem Titul
Arthritis vaga, denn es einerley iſt.

Vari, die Finnen, ſiehe Gutta roſacea.

Varicoſum corpus, wird die Verwickelung der Saamen-Gefaͤſſe
genannt, welche in die Hoden gehet.

Variolæ, die Pocken, Kinder-Pocken, ſind nichts anders als
Effloreſcentiæ, oder Ausfahrungen in der Haut; anfaͤnglich in Geſtalt
rother Flecken, welche ſich allmaͤhlich in Blattern erheben und eytern.
Sie werffen ſich auf als eine Linſe oder Erbſe groß, und bleiben alſo
bis zu Ende der Cur ſtehen, oder ſie flieſſen auch von einander, und
wachſen zuſammen, ſo, daß etliche nur einen Schorff machen. Bevor
aber die Pocken ausbrechen, ſindet ſich ein hitzig oder boͤß Fieber, mit
groſſem Schmertz des Ruͤckens, Auffahren im Schlaf, Gruͤbeln unter
der Haut, Roͤthe und Geſchwulſt der Augen, Thraͤnen, Hitze des Ge-
ſichts, Jucken und Bluten der Naſe, Haupt-Weh, Huſten, Vomi-
ren, Hertzklopffen, Ohnmacht, Epilepſie &c. dieſe Symptomata finden
ſich meiſtentheils, bis alle Puſtulæ ausgebrochen, (ſo: vom vierdten Tage
des Niederliegens, bis auf den ſieben- oder neundten geſchiehet) dann
vergehen ſie beynahe alle, doch aber bleibet noch unter ihnen ein hitzi-
ger und reiſſender Schmertz, welcher ſich in ein ſehr beſchwerlich Jucken
endiget, welches bis auf das gaͤntzliche Abtrocknen und Abfallen des

Schorffs
J i i i i i 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0999" n="987"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VA</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">mati</hi>&#x017F;chen Ge&#x017F;chmacks, und dem Bi&#x017F;am a&#x0364;hnlichen Geruchs; kommen von<lb/><hi rendition="#aq">Guatimala</hi> und <hi rendition="#aq">S. Domingo</hi> aus We&#x017F;t-Jndien. Das Kraut, woran<lb/>
die&#x017F;e Fru&#x0364;chte wach&#x017F;en, i&#x017F;t eine Art von den Winden, wird <hi rendition="#aq">Aracus aroma-<lb/>
ticus,</hi> und wegen &#x017F;einer &#x017F;chwartzen Blu&#x0364;mlein, nach welchen die Schoten<lb/>
folgen, <hi rendition="#aq">Flos niger</hi> genennet. Die be&#x017F;ten &#x017F;ind, welche aus gro&#x017F;&#x017F;en, voll-<lb/>
kommenen, &#x017F;chweren und fri&#x017F;chen Schoten be&#x017F;tehen, fein glatt und nicht<lb/>
runtzelicht, doch auch nicht ge&#x017F;chmieret, voll Marck und Ko&#x0364;rnlein und von<lb/>
gutem Geruch &#x017F;ind. Sie haben eine erwa&#x0364;rmend-zertheilend- und &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ckende Krafft, dienen deßwegen dem Magen, Gehirn und Mutter, zer-<lb/>
theilen die Winde, treiben den Harn, <hi rendition="#aq">Men&#x017F;es,</hi> Geburth &#xA75B;c. wider&#x017F;tehen<lb/>
den gifftigen Bi&#x017F;&#x017F;en, werden auch, den Rauch-Tabac wohlriechend<lb/>
zu machen, gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Vaporarium,</hi> ein <hi rendition="#fr">trocken Bad,</hi> wenn entweder der gantze Leib,<lb/>
oder nur ein Theil vom Rauch geba&#x0364;het wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Vareni,</hi> die <hi rendition="#fr">lopenden Varen</hi> in Nieder-Sach&#x017F;en genannt, i&#x017F;t ein<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;corbuti</hi>&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Symptoma,</hi> wenn ein hin und wieder lauffender Schmertz mit<lb/>
Ro&#x0364;the offt die <hi rendition="#aq">nerv</hi>o&#x0364;&#x017F;en Theile angreiffet. Die Cur &#x017F;iehe unter dem Titul<lb/><hi rendition="#aq">Arthritis vaga,</hi> denn es einerley i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Vari,</hi> die <hi rendition="#fr">Finnen,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Gutta ro&#x017F;acea.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Varico&#x017F;um corpus,</hi> wird die Verwickelung der Saamen-Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
genannt, welche in die Hoden gehet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Variolæ,</hi> die <hi rendition="#fr">Pocken, Kinder-Pocken,</hi> &#x017F;ind nichts anders als<lb/><hi rendition="#aq">Efflore&#x017F;centiæ,</hi> oder Ausfahrungen in der Haut; anfa&#x0364;nglich in Ge&#x017F;talt<lb/>
rother Flecken, welche &#x017F;ich allma&#x0364;hlich in Blattern erheben und eytern.<lb/>
Sie werffen &#x017F;ich auf als eine Lin&#x017F;e oder Erb&#x017F;e groß, und bleiben al&#x017F;o<lb/>
bis zu Ende der Cur &#x017F;tehen, oder &#x017F;ie flie&#x017F;&#x017F;en auch von einander, und<lb/>
wach&#x017F;en zu&#x017F;ammen, &#x017F;o, daß etliche nur einen Schorff machen. Bevor<lb/>
aber die Pocken ausbrechen, &#x017F;indet &#x017F;ich ein hitzig oder bo&#x0364;ß Fieber, mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em Schmertz des Ru&#x0364;ckens, Auffahren im Schlaf, Gru&#x0364;beln unter<lb/>
der Haut, Ro&#x0364;the und Ge&#x017F;chwul&#x017F;t der Augen, Thra&#x0364;nen, Hitze des Ge-<lb/>
&#x017F;ichts, Jucken und Bluten der Na&#x017F;e, Haupt-Weh, Hu&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">Vomi-</hi><lb/>
ren, Hertzklopffen, Ohnmacht, <hi rendition="#aq">Epilep&#x017F;ie &amp;c.</hi> die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> finden<lb/>
&#x017F;ich mei&#x017F;tentheils, bis alle <hi rendition="#aq">Pu&#x017F;tulæ</hi> ausgebrochen, (&#x017F;o: vom vierdten Tage<lb/>
des Niederliegens, bis auf den &#x017F;ieben- oder neundten ge&#x017F;chiehet) dann<lb/>
vergehen &#x017F;ie beynahe alle, doch aber bleibet noch unter ihnen ein hitzi-<lb/>
ger und rei&#x017F;&#x017F;ender Schmertz, welcher &#x017F;ich in ein &#x017F;ehr be&#x017F;chwerlich Jucken<lb/>
endiget, welches bis auf das ga&#x0364;ntzliche Abtrocknen und Abfallen des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i i i i 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Schorffs</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[987/0999] VA matiſchen Geſchmacks, und dem Biſam aͤhnlichen Geruchs; kommen von Guatimala und S. Domingo aus Weſt-Jndien. Das Kraut, woran dieſe Fruͤchte wachſen, iſt eine Art von den Winden, wird Aracus aroma- ticus, und wegen ſeiner ſchwartzen Bluͤmlein, nach welchen die Schoten folgen, Flos niger genennet. Die beſten ſind, welche aus groſſen, voll- kommenen, ſchweren und friſchen Schoten beſtehen, fein glatt und nicht runtzelicht, doch auch nicht geſchmieret, voll Marck und Koͤrnlein und von gutem Geruch ſind. Sie haben eine erwaͤrmend-zertheilend- und ſtaͤr- ckende Krafft, dienen deßwegen dem Magen, Gehirn und Mutter, zer- theilen die Winde, treiben den Harn, Menſes, Geburth ꝛc. widerſtehen den gifftigen Biſſen, werden auch, den Rauch-Tabac wohlriechend zu machen, gebrauchet. Vaporarium, ein trocken Bad, wenn entweder der gantze Leib, oder nur ein Theil vom Rauch gebaͤhet wird. Vareni, die lopenden Varen in Nieder-Sachſen genannt, iſt ein ſcorbutiſch Symptoma, wenn ein hin und wieder lauffender Schmertz mit Roͤthe offt die nervoͤſen Theile angreiffet. Die Cur ſiehe unter dem Titul Arthritis vaga, denn es einerley iſt. Vari, die Finnen, ſiehe Gutta roſacea. Varicoſum corpus, wird die Verwickelung der Saamen-Gefaͤſſe genannt, welche in die Hoden gehet. Variolæ, die Pocken, Kinder-Pocken, ſind nichts anders als Effloreſcentiæ, oder Ausfahrungen in der Haut; anfaͤnglich in Geſtalt rother Flecken, welche ſich allmaͤhlich in Blattern erheben und eytern. Sie werffen ſich auf als eine Linſe oder Erbſe groß, und bleiben alſo bis zu Ende der Cur ſtehen, oder ſie flieſſen auch von einander, und wachſen zuſammen, ſo, daß etliche nur einen Schorff machen. Bevor aber die Pocken ausbrechen, ſindet ſich ein hitzig oder boͤß Fieber, mit groſſem Schmertz des Ruͤckens, Auffahren im Schlaf, Gruͤbeln unter der Haut, Roͤthe und Geſchwulſt der Augen, Thraͤnen, Hitze des Ge- ſichts, Jucken und Bluten der Naſe, Haupt-Weh, Huſten, Vomi- ren, Hertzklopffen, Ohnmacht, Epilepſie &c. dieſe Symptomata finden ſich meiſtentheils, bis alle Puſtulæ ausgebrochen, (ſo: vom vierdten Tage des Niederliegens, bis auf den ſieben- oder neundten geſchiehet) dann vergehen ſie beynahe alle, doch aber bleibet noch unter ihnen ein hitzi- ger und reiſſender Schmertz, welcher ſich in ein ſehr beſchwerlich Jucken endiget, welches bis auf das gaͤntzliche Abtrocknen und Abfallen des Schorffs J i i i i i 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/999
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/999>, abgerufen am 25.11.2024.