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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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SU
mit gelben Schwefel überzogen wird. Die Räudigkeit der Pferde wird
damit curiret.

Sulphur factitium oder flavum, gelber Schwefel, gemeiner Kra-
mer-Schwefel,
wird in den Schwefel-Hütten entweder aus gewissen
schwefelichten Feuer-Steinen (welche gelbicht, gläntzend und leicht zu
schmeltzen sind) durch Gewalt des Feuers gebrannt, oder auch aus schwe-
felichten Wassern gekocht, und alsdann in solche lange Formen in Ma-
gdaleones
oder Röhren gegossen; wird aber nicht aus dem Sulphure vivo
gemacht, wie einige wollen, denn der Sulphur vivus viel theurer als der
Kramer-Schwefel ist. Er kommt meistens aus Jßland, Böhmen,
Türckey und von Goßlar, wiewol zu Neapolis dergleichen auch gemacht
wird. Man findet dessen zweyerley Sorten, erstlich den gemeinen
in langen Röhren,
welche schön gelb, leicht, zerbrechlich, inwendig glän-
tzend und gleichsam crystallisiret seyn, auch wenn man dieselbe in die
Hand nimmt, knacken und gleichsam Schläge von sich geben müssen,
wenn sie gut und auserlesen seyn sollen. Hernach einen bleichen und
sehr feinen,
welcher in runden Kuchen ist, und von einigen Sulphur vir-
gineum
genennet wird, weil solchen das Frauenzimmer in Jtalien, die
Haare damit gelb zu machen, gebrauchen soll. Der Schwefel dienet
innerlich wider alle Brust- und Lungen-Beschwerungen; äusserlich aber
wider die Krätze und andere Unreinigkeiten der Haut.

Sulphur lycopodii, siehe Lycopodium.

Sulphur nativum oder vivum, natürlicher oder lebendiger Schwe-
fel,
siehet insgemein wie eine graue Erde aus, welche gerne brennet, und
eine blaue Flamme von sich giebet, muß hart und leicht zu zerbrechen
seyn, in- und auswendig gläntzend, und nicht viel kleine Stücklein noch
Sand in sich haben, wird in der Medicin selten gebrauchet.

Sulphur scissile, Trieb-Schwefel; dieser wird an einigen Orten
von Natur von sich selbsten durch das unterirdische Feuer sublimiret,
wird sowol nächst Cracau in Polen, als auch im Königreich Neapel
bey Puzzoli gefunden.

Sulphur virgineum, siehe Sulphur factitium.

Sumach, siehe Rhus.

Summitates, werden die obersten Spitzgen einiger Kräuter genannt,
als am Wermuth, Tausend-Gülden-Kraut, Dill, Lavendel etc.

Superbus, suche unter dem Titul Musculus.

Super-

SU
mit gelben Schwefel uͤberzogen wird. Die Raͤudigkeit der Pferde wird
damit curiret.

Sulphur factitium oder flavum, gelber Schwefel, gemeiner Kra-
mer-Schwefel,
wird in den Schwefel-Huͤtten entweder aus gewiſſen
ſchwefelichten Feuer-Steinen (welche gelbicht, glaͤntzend und leicht zu
ſchmeltzen ſind) durch Gewalt des Feuers gebrannt, oder auch aus ſchwe-
felichten Waſſern gekocht, und alsdann in ſolche lange Formen in Ma-
gdaleones
oder Roͤhren gegoſſen; wird aber nicht aus dem Sulphure vivo
gemacht, wie einige wollen, denn der Sulphur vivus viel theurer als der
Kramer-Schwefel iſt. Er kommt meiſtens aus Jßland, Boͤhmen,
Tuͤrckey und von Goßlar, wiewol zu Neapolis dergleichen auch gemacht
wird. Man findet deſſen zweyerley Sorten, erſtlich den gemeinen
in langen Roͤhren,
welche ſchoͤn gelb, leicht, zerbrechlich, inwendig glaͤn-
tzend und gleichſam cryſtalliſiret ſeyn, auch wenn man dieſelbe in die
Hand nimmt, knacken und gleichſam Schlaͤge von ſich geben muͤſſen,
wenn ſie gut und auserleſen ſeyn ſollen. Hernach einen bleichen und
ſehr feinen,
welcher in runden Kuchen iſt, und von einigen Sulphur vir-
gineum
genennet wird, weil ſolchen das Frauenzimmer in Jtalien, die
Haare damit gelb zu machen, gebrauchen ſoll. Der Schwefel dienet
innerlich wider alle Bruſt- und Lungen-Beſchwerungen; aͤuſſerlich aber
wider die Kraͤtze und andere Unreinigkeiten der Haut.

Sulphur lycopodii, ſiehe Lycopodium.

Sulphur nativum oder vivum, natuͤrlicher oder lebendiger Schwe-
fel,
ſiehet insgemein wie eine graue Erde aus, welche gerne brennet, und
eine blaue Flamme von ſich giebet, muß hart und leicht zu zerbrechen
ſeyn, in- und auswendig glaͤntzend, und nicht viel kleine Stuͤcklein noch
Sand in ſich haben, wird in der Medicin ſelten gebrauchet.

Sulphur ſciſſile, Trieb-Schwefel; dieſer wird an einigen Orten
von Natur von ſich ſelbſten durch das unterirdiſche Feuer ſublimiret,
wird ſowol naͤchſt Cracau in Polen, als auch im Koͤnigreich Neapel
bey Puzzoli gefunden.

Sulphur virgineum, ſiehe Sulphur factitium.

Sumach, ſiehe Rhus.

Summitates, werden die oberſten Spitzgen einiger Kraͤuter genannt,
als am Wermuth, Tauſend-Guͤlden-Kraut, Dill, Lavendel ꝛc.

Superbus, ſuche unter dem Titul Muſculus.

Super-
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[914/0926] SU mit gelben Schwefel uͤberzogen wird. Die Raͤudigkeit der Pferde wird damit curiret. Sulphur factitium oder flavum, gelber Schwefel, gemeiner Kra- mer-Schwefel, wird in den Schwefel-Huͤtten entweder aus gewiſſen ſchwefelichten Feuer-Steinen (welche gelbicht, glaͤntzend und leicht zu ſchmeltzen ſind) durch Gewalt des Feuers gebrannt, oder auch aus ſchwe- felichten Waſſern gekocht, und alsdann in ſolche lange Formen in Ma- gdaleones oder Roͤhren gegoſſen; wird aber nicht aus dem Sulphure vivo gemacht, wie einige wollen, denn der Sulphur vivus viel theurer als der Kramer-Schwefel iſt. Er kommt meiſtens aus Jßland, Boͤhmen, Tuͤrckey und von Goßlar, wiewol zu Neapolis dergleichen auch gemacht wird. Man findet deſſen zweyerley Sorten, erſtlich den gemeinen in langen Roͤhren, welche ſchoͤn gelb, leicht, zerbrechlich, inwendig glaͤn- tzend und gleichſam cryſtalliſiret ſeyn, auch wenn man dieſelbe in die Hand nimmt, knacken und gleichſam Schlaͤge von ſich geben muͤſſen, wenn ſie gut und auserleſen ſeyn ſollen. Hernach einen bleichen und ſehr feinen, welcher in runden Kuchen iſt, und von einigen Sulphur vir- gineum genennet wird, weil ſolchen das Frauenzimmer in Jtalien, die Haare damit gelb zu machen, gebrauchen ſoll. Der Schwefel dienet innerlich wider alle Bruſt- und Lungen-Beſchwerungen; aͤuſſerlich aber wider die Kraͤtze und andere Unreinigkeiten der Haut. Sulphur lycopodii, ſiehe Lycopodium. Sulphur nativum oder vivum, natuͤrlicher oder lebendiger Schwe- fel, ſiehet insgemein wie eine graue Erde aus, welche gerne brennet, und eine blaue Flamme von ſich giebet, muß hart und leicht zu zerbrechen ſeyn, in- und auswendig glaͤntzend, und nicht viel kleine Stuͤcklein noch Sand in ſich haben, wird in der Medicin ſelten gebrauchet. Sulphur ſciſſile, Trieb-Schwefel; dieſer wird an einigen Orten von Natur von ſich ſelbſten durch das unterirdiſche Feuer ſublimiret, wird ſowol naͤchſt Cracau in Polen, als auch im Koͤnigreich Neapel bey Puzzoli gefunden. Sulphur virgineum, ſiehe Sulphur factitium. Sumach, ſiehe Rhus. Summitates, werden die oberſten Spitzgen einiger Kraͤuter genannt, als am Wermuth, Tauſend-Guͤlden-Kraut, Dill, Lavendel ꝛc. Superbus, ſuche unter dem Titul Muſculus. Super-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/926>, abgerufen am 26.04.2024.