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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Lupus, hat zweyerley Bedeutung, (1) heist es der Wolff, ein be-
kannt Wald-Thier, davon werden die Zähne in Silber eingefasset, und den
kleinen Kindern wider schwer Zähnen gegeben, (2) eine gewisse Kranckheit,
davon ist Cancer zu sehen.

Lusciositas, siehe Nyctalopia.

Lutatio, die Verschmierung der Chymischen Gefässe mit Thon.

Luteola, Streich-Kraut, wird in den Gärten erzogen, und von
den Färbern gebrauchet.

Lutum, insgemein ieder Leim oder Thon zur Töpffer- oder Mau-
rer-Arbeit: die Laboranten brauchen ihn ebenfalls, ihre Oefen zu setzen.
Dieser bestehet aus zwey Drittel Erden, als die Becker zu ihren Oefen
brauchen, und einem Drittel Pferde-Mists, welche beyde wohl unter ein-
ander vermischet, mit Wasser befeuchtet, hernach in einem Faß in Keller
gesetzet werden, wornach sie faulen und gantz schmeidig werden, daß man
sie, die Ziegel zu verbinden, füglich brauchen kan.

Luxatio, die Verrenckung, zeiget eine Abweichung des Beins aus
seiner eigenen und natürlichen Lage an, mit einer bald darauf folgenden
Unvermögenheit der Bewegung allein, oder mit Schmertz oder Entzün-
dung zugleich, oder mit einer Wunde oder Bruch; davon die erste Gattung
Luxatio simplex, oder eine schlechte einfache Verrenckung, die andere aber
Luxatio composita, eine doppelte Verrenckung von denen Chirurgis ge-
nennet wird. Die Ursachen sind theils äusserlich, theils innerlich:
äusserliche
sind Concussiones oder gewaltige Verdrehungen etc. innerliche
sind wäßrige, rotzichte, scharffe und zuweilen tartarische Säffte, welche zu den
Juncturen fliessen, und die Beine aus ihren Articulationibus treiben, bald
auch nur die Ligamenta prickeln und schlaff machen. Aus diesem Unter-
scheid der Ursachen entspringet abermal ein Unterscheid der Verrenckun-
gen, da entweder das Haupt des Beins gantz oder ex toto aus seinem na-
türlichen Sitz gebracht, oder nur etwas verrücket, oder da zugleich mit die
Tendines ausgedehnet oder zerrissen werden: und von diesen wurde vor Zei-
ten die erste Species Exarthrome oder Dislocatio; die andere Pararthrome
oder Distortura, und die dritte Diastasis oder Subluxatio genennet. Damit
man aber diesen Unterscheid der Verrenckungen accurat verstehen möge,
müssen einem die natürlichen Juncturae der Beine wohl bekannt seyn, dann
wird man gar leicht observiren, ob die Luxation ein- oder auswärts, unter-
oder oberwärts geschehen. Und so man etwa noch in Zweiffel stehen solte, so
wird solchen die Unvermögenheit der Bewegung, die Grube am ungewöhn-

lichen
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Lupus, hat zweyerley Bedeutung, (1) heiſt es der Wolff, ein be-
kannt Wald-Thier, davon werden die Zaͤhne in Silber eingefaſſet, und den
kleinen Kindern wider ſchwer Zaͤhnen gegeben, (2) eine gewiſſe Kranckheit,
davon iſt Cancer zu ſehen.

Luſcioſitas, ſiehe Nyctalopia.

Lutatio, die Verſchmierung der Chymiſchen Gefaͤſſe mit Thon.

Luteola, Streich-Kraut, wird in den Gaͤrten erzogen, und von
den Faͤrbern gebrauchet.

Lutum, insgemein ieder Leim oder Thon zur Toͤpffer- oder Mau-
rer-Arbeit: die Laboranten brauchen ihn ebenfalls, ihre Oefen zu ſetzen.
Dieſer beſtehet aus zwey Drittel Erden, als die Becker zu ihren Oefen
brauchen, und einem Drittel Pferde-Miſts, welche beyde wohl unter ein-
ander vermiſchet, mit Waſſer befeuchtet, hernach in einem Faß in Keller
geſetzet werden, wornach ſie faulen und gantz ſchmeidig werden, daß man
ſie, die Ziegel zu verbinden, fuͤglich brauchen kan.

Luxatio, die Verrenckung, zeiget eine Abweichung des Beins aus
ſeiner eigenen und natuͤrlichen Lage an, mit einer bald darauf folgenden
Unvermoͤgenheit der Bewegung allein, oder mit Schmertz oder Entzuͤn-
dung zugleich, oder mit einer Wunde oder Bruch; davon die erſte Gattung
Luxatio ſimplex, oder eine ſchlechte einfache Verrenckung, die andere aber
Luxatio compoſita, eine doppelte Verrenckung von denen Chirurgis ge-
nennet wird. Die Urſachen ſind theils aͤuſſerlich, theils innerlich:
aͤuſſerliche
ſind Concuſſiones oder gewaltige Verdrehungen ꝛc. innerliche
ſind waͤßrige, rotzichte, ſcharffe und zuweilen tartariſche Saͤffte, welche zu den
Juncturen flieſſen, und die Beine aus ihren Articulationibus treiben, bald
auch nur die Ligamenta prickeln und ſchlaff machen. Aus dieſem Unter-
ſcheid der Urſachen entſpringet abermal ein Unterſcheid der Verrenckun-
gen, da entweder das Haupt des Beins gantz oder ex toto aus ſeinem na-
tuͤrlichen Sitz gebracht, oder nur etwas verruͤcket, oder da zugleich mit die
Tendines ausgedehnet oder zerriſſen werden: und von dieſen wurde vor Zei-
ten die erſte Species Exarthrome oder Dislocatio; die andere Pararthrome
oder Diſtortura, und die dritte Diaſtaſis oder Subluxatio genennet. Damit
man aber dieſen Unterſcheid der Verrenckungen accurat verſtehen moͤge,
muͤſſen einem die natuͤrlichen Juncturæ der Beine wohl bekannt ſeyn, dann
wird man gar leicht obſerviren, ob die Luxation ein- oder auswaͤrts, unter-
oder oberwaͤrts geſchehen. Und ſo man etwa noch in Zweiffel ſtehen ſolte, ſo
wird ſolchen die Unvermoͤgenheit der Bewegung, die Grube am ungewoͤhn-

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[521/0533] LU Lupus, hat zweyerley Bedeutung, (1) heiſt es der Wolff, ein be- kannt Wald-Thier, davon werden die Zaͤhne in Silber eingefaſſet, und den kleinen Kindern wider ſchwer Zaͤhnen gegeben, (2) eine gewiſſe Kranckheit, davon iſt Cancer zu ſehen. Luſcioſitas, ſiehe Nyctalopia. Lutatio, die Verſchmierung der Chymiſchen Gefaͤſſe mit Thon. Luteola, Streich-Kraut, wird in den Gaͤrten erzogen, und von den Faͤrbern gebrauchet. Lutum, insgemein ieder Leim oder Thon zur Toͤpffer- oder Mau- rer-Arbeit: die Laboranten brauchen ihn ebenfalls, ihre Oefen zu ſetzen. Dieſer beſtehet aus zwey Drittel Erden, als die Becker zu ihren Oefen brauchen, und einem Drittel Pferde-Miſts, welche beyde wohl unter ein- ander vermiſchet, mit Waſſer befeuchtet, hernach in einem Faß in Keller geſetzet werden, wornach ſie faulen und gantz ſchmeidig werden, daß man ſie, die Ziegel zu verbinden, fuͤglich brauchen kan. Luxatio, die Verrenckung, zeiget eine Abweichung des Beins aus ſeiner eigenen und natuͤrlichen Lage an, mit einer bald darauf folgenden Unvermoͤgenheit der Bewegung allein, oder mit Schmertz oder Entzuͤn- dung zugleich, oder mit einer Wunde oder Bruch; davon die erſte Gattung Luxatio ſimplex, oder eine ſchlechte einfache Verrenckung, die andere aber Luxatio compoſita, eine doppelte Verrenckung von denen Chirurgis ge- nennet wird. Die Urſachen ſind theils aͤuſſerlich, theils innerlich: aͤuſſerliche ſind Concuſſiones oder gewaltige Verdrehungen ꝛc. innerliche ſind waͤßrige, rotzichte, ſcharffe und zuweilen tartariſche Saͤffte, welche zu den Juncturen flieſſen, und die Beine aus ihren Articulationibus treiben, bald auch nur die Ligamenta prickeln und ſchlaff machen. Aus dieſem Unter- ſcheid der Urſachen entſpringet abermal ein Unterſcheid der Verrenckun- gen, da entweder das Haupt des Beins gantz oder ex toto aus ſeinem na- tuͤrlichen Sitz gebracht, oder nur etwas verruͤcket, oder da zugleich mit die Tendines ausgedehnet oder zerriſſen werden: und von dieſen wurde vor Zei- ten die erſte Species Exarthrome oder Dislocatio; die andere Pararthrome oder Diſtortura, und die dritte Diaſtaſis oder Subluxatio genennet. Damit man aber dieſen Unterſcheid der Verrenckungen accurat verſtehen moͤge, muͤſſen einem die natuͤrlichen Juncturæ der Beine wohl bekannt ſeyn, dann wird man gar leicht obſerviren, ob die Luxation ein- oder auswaͤrts, unter- oder oberwaͤrts geſchehen. Und ſo man etwa noch in Zweiffel ſtehen ſolte, ſo wird ſolchen die Unvermoͤgenheit der Bewegung, die Grube am ungewoͤhn- lichen U u u

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/533>, abgerufen am 06.05.2024.