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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Vermiformis processus, suche unter Processus.

Vermillon, wird von den Frantzosen der mit Urin oder spirit. Vini
praepari
rt und gemachte Zinnober genannt; davon machen die Hol-
länder zwey Sorten, den rothen und den bleichen, welcher Unter-
scheid daher nur rühret, nachdem der Zinnober mehr oder vielmal gemah-
len oder gestossen wird, denn ie mehr er gestossen wird, ie bleicher und bes-
ser ist er.

Vernix, Fürniß, Verniß, bestehet vornemlich aus Terpenthin, des-
sen hat man vielerley Sorten, als (1) den gemeinen, so aus Terpenthin
und dessen Oel bestehet, (2) den Spic-Fürniß, aus Spic-Oel, Terpen-
thin und Sandarach, (3) den Mastix-Fürniß, aus Venedischen Ter-
penthin und Mastix, (4) den Agtstein-Fürniß, aus weissen Agtstein,
Sandarach, gummi Elemi und Mastix, so mit spirit. Vini rectificat. auf-
gelöset werden, (5) den so genannten güldenen oder gold-gelben Für-
niß,
aus Sandarach, gumm. Gutt. Lithargyr. aur. und Lein-Oel, (6) den
Lac-Fürniß, hiervon hat Kunckel in der Glasmacher-Kunst ausführ-
lich geschrieben.

Vernix sicca, siehe Gummi Juniperi.

Veronica, mas, Teucrium, Ehrenpreiß Männlein, Grundheil,
wächst an ungebaueten, wilden, sandigten und an der Sonnen gelegenen
Orten; der um die Eichen und dererselben Wurtzel wächst, soll der beste
seyn. Blühet im Junio; das gantze Kraut treibet den Schweiß, dienet
der Brust, ist wider Wunden, Geschwüre, Lungensucht, Krätze und an-
dere Unreinigkeiten des Geblüts, Unfruchtbarkeit etc. gut. Sie wird der
Europäische Thee genannt; Francus recommandiret sie an statt des
Thees wider alle Kranckheiten, und hat ein gantz Tractätlein, Veronica
Theezans
genonnt, davon geschrieben, in solchem rühmet er dieses Kräut-
leins Krafft und Tugend gar sehr. Praeparata sind Aqua dest. Conserva,
Syrupus
und auch Rob, &c.

Veronica foemina, pratensis, Ehrenpreiß Weiblein, wächst in
Korn-Feldern, Wiesen und Wäldern, dienet wider die Krätze und rothe
Ruhr, äusserlich wider Geschwür und Wunden im Halse und Mund.

Verricularis, das Netz-förmige Augen-Häutlein, siehe Retina.

Verrucae, die Wartzen, sind kleine, harte, hornhaffte Gewächslein,
welche sich vornemlich auf die Hände setzen. Sie werden von unterschied-
licher Grösse und Gestalt angemercket, weßwegen sie auch mancherley Na-
men erhalten; einige sind gantz eben und oben glatt, andere sind gantz un-

gleich
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Vermiformis proceſſus, ſuche unter Proceſſus.

Vermillon, wird von den Frantzoſen der mit Urin oder ſpirit. Vini
præpari
rt und gemachte Zinnober genannt; davon machen die Hol-
laͤnder zwey Sorten, den rothen und den bleichen, welcher Unter-
ſcheid daher nur ruͤhret, nachdem der Zinnober mehr oder vielmal gemah-
len oder geſtoſſen wird, denn ie mehr er geſtoſſen wird, ie bleicher und beſ-
ſer iſt er.

Vernix, Fuͤrniß, Verniß, beſtehet vornemlich aus Terpenthin, deſ-
ſen hat man vielerley Sorten, als (1) den gemeinen, ſo aus Terpenthin
und deſſen Oel beſtehet, (2) den Spic-Fuͤrniß, aus Spic-Oel, Terpen-
thin und Sandarach, (3) den Maſtix-Fuͤrniß, aus Venediſchen Ter-
penthin und Maſtix, (4) den Agtſtein-Fuͤrniß, aus weiſſen Agtſtein,
Sandarach, gummi Elemi und Maſtix, ſo mit ſpirit. Vini rectificat. auf-
geloͤſet werden, (5) den ſo genannten guͤldenen oder gold-gelben Fuͤr-
niß,
aus Sandarach, gumm. Gutt. Lithargyr. aur. und Lein-Oel, (6) den
Lac-Fuͤrniß, hiervon hat Kunckel in der Glasmacher-Kunſt ausfuͤhr-
lich geſchrieben.

Vernix ſicca, ſiehe Gummi Juniperi.

Veronica, mas, Teucrium, Ehrenpreiß Maͤnnlein, Grundheil,
waͤchſt an ungebaueten, wilden, ſandigten und an der Sonnen gelegenen
Orten; der um die Eichen und dererſelben Wurtzel waͤchſt, ſoll der beſte
ſeyn. Bluͤhet im Junio; das gantze Kraut treibet den Schweiß, dienet
der Bruſt, iſt wider Wunden, Geſchwuͤre, Lungenſucht, Kraͤtze und an-
dere Unreinigkeiten des Gebluͤts, Unfruchtbarkeit ꝛc. gut. Sie wird der
Europaͤiſche Thée genannt; Francus recommandiret ſie an ſtatt des
Thées wider alle Kranckheiten, und hat ein gantz Tractaͤtlein, Veronica
Theezans
genonnt, davon geſchrieben, in ſolchem ruͤhmet er dieſes Kraͤut-
leins Krafft und Tugend gar ſehr. Præparata ſind Aqua deſt. Conſerva,
Syrupus
und auch Rob, &c.

Veronica fœmina, pratenſis, Ehrenpreiß Weiblein, waͤchſt in
Korn-Feldern, Wieſen und Waͤldern, dienet wider die Kraͤtze und rothe
Ruhr, aͤuſſerlich wider Geſchwuͤr und Wunden im Halſe und Mund.

Verricularis, das Netz-foͤrmige Augen-Haͤutlein, ſiehe Retina.

Verrucæ, die Wartzen, ſind kleine, harte, hornhaffte Gewaͤchslein,
welche ſich vornemlich auf die Haͤnde ſetzen. Sie werden von unterſchied-
licher Groͤſſe und Geſtalt angemercket, weßwegen ſie auch mancherley Na-
men erhalten; einige ſind gantz eben und oben glatt, andere ſind gantz un-

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[1000/1012] VE Vermiformis proceſſus, ſuche unter Proceſſus. Vermillon, wird von den Frantzoſen der mit Urin oder ſpirit. Vini præparirt und gemachte Zinnober genannt; davon machen die Hol- laͤnder zwey Sorten, den rothen und den bleichen, welcher Unter- ſcheid daher nur ruͤhret, nachdem der Zinnober mehr oder vielmal gemah- len oder geſtoſſen wird, denn ie mehr er geſtoſſen wird, ie bleicher und beſ- ſer iſt er. Vernix, Fuͤrniß, Verniß, beſtehet vornemlich aus Terpenthin, deſ- ſen hat man vielerley Sorten, als (1) den gemeinen, ſo aus Terpenthin und deſſen Oel beſtehet, (2) den Spic-Fuͤrniß, aus Spic-Oel, Terpen- thin und Sandarach, (3) den Maſtix-Fuͤrniß, aus Venediſchen Ter- penthin und Maſtix, (4) den Agtſtein-Fuͤrniß, aus weiſſen Agtſtein, Sandarach, gummi Elemi und Maſtix, ſo mit ſpirit. Vini rectificat. auf- geloͤſet werden, (5) den ſo genannten guͤldenen oder gold-gelben Fuͤr- niß, aus Sandarach, gumm. Gutt. Lithargyr. aur. und Lein-Oel, (6) den Lac-Fuͤrniß, hiervon hat Kunckel in der Glasmacher-Kunſt ausfuͤhr- lich geſchrieben. Vernix ſicca, ſiehe Gummi Juniperi. Veronica, mas, Teucrium, Ehrenpreiß Maͤnnlein, Grundheil, waͤchſt an ungebaueten, wilden, ſandigten und an der Sonnen gelegenen Orten; der um die Eichen und dererſelben Wurtzel waͤchſt, ſoll der beſte ſeyn. Bluͤhet im Junio; das gantze Kraut treibet den Schweiß, dienet der Bruſt, iſt wider Wunden, Geſchwuͤre, Lungenſucht, Kraͤtze und an- dere Unreinigkeiten des Gebluͤts, Unfruchtbarkeit ꝛc. gut. Sie wird der Europaͤiſche Thée genannt; Francus recommandiret ſie an ſtatt des Thées wider alle Kranckheiten, und hat ein gantz Tractaͤtlein, Veronica Theezans genonnt, davon geſchrieben, in ſolchem ruͤhmet er dieſes Kraͤut- leins Krafft und Tugend gar ſehr. Præparata ſind Aqua deſt. Conſerva, Syrupus und auch Rob, &c. Veronica fœmina, pratenſis, Ehrenpreiß Weiblein, waͤchſt in Korn-Feldern, Wieſen und Waͤldern, dienet wider die Kraͤtze und rothe Ruhr, aͤuſſerlich wider Geſchwuͤr und Wunden im Halſe und Mund. Verricularis, das Netz-foͤrmige Augen-Haͤutlein, ſiehe Retina. Verrucæ, die Wartzen, ſind kleine, harte, hornhaffte Gewaͤchslein, welche ſich vornemlich auf die Haͤnde ſetzen. Sie werden von unterſchied- licher Groͤſſe und Geſtalt angemercket, weßwegen ſie auch mancherley Na- men erhalten; einige ſind gantz eben und oben glatt, andere ſind gantz un- gleich

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 1000. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/1012>, abgerufen am 29.03.2024.