Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.erbarme dich unser! Einst, wenn der lezte Schmerz, zu unsrer sinkenden Hütte, die lezte Angst zu unserm brechenden Herzen dringt; wenn der Tod seine Pfeile wieder uns richtet, wenn das Grab sich uns eröffnet, und die Verwesung über unsre Gebeine zusammenstürzen will; wenn wir auf der dunkeln Straße des Todes keinen Geleitsmann um uns sehn; an die Erde uns umsonst halten, und zum Himmel emporzuschwe- ben keine Kraft fühlen; wenn, zwischen Leben und Tod beklemmt, Leib und Seele uns ver- schmachten: -- in dem lezten Kampf verlaß uns nicht! unsre Zuflucht! unsre Stärke! da- mit wir, nach errungnem Siege, freudig zu dir dringen. Vater! erbarme dich unser! Jesus Christus! erbarme dich unser! Wann der Erde Gründe beben, Und in Todtengrüften Leben, Und im Staube Jugendstärke wallt; Wann des Auferweckers Stimme schallt: Gott, erbarm dich unser! Wann mit donnerndem Getümmel, O Allmächtger! deine Himmel Und des Erdballs Neiche schnell vergehn, Und wir wankend auf den Trümmern stehn: Gott, erbarm dich unser! Wann
erbarme dich unſer! Einſt, wenn der lezte Schmerz, zu unſrer ſinkenden Hütte, die lezte Angſt zu unſerm brechenden Herzen dringt; wenn der Tod ſeine Pfeile wieder uns richtet, wenn das Grab ſich uns eröffnet, und die Verweſung über unſre Gebeine zuſammenſtürzen will; wenn wir auf der dunkeln Straße des Todes keinen Geleitsmann um uns ſehn; an die Erde uns umſonſt halten, und zum Himmel emporzuſchwe- ben keine Kraft fühlen; wenn, zwiſchen Leben und Tod beklemmt, Leib und Seele uns ver- ſchmachten: — in dem lezten Kampf verlaß uns nicht! unſre Zuflucht! unſre Stärke! da- mit wir, nach errungnem Siege, freudig zu dir dringen. Vater! erbarme dich unſer! Jeſus Chriſtus! erbarme dich unſer! Wann der Erde Gründe beben, Und in Todtengrüften Leben, Und im Staube Jugendſtärke wallt; Wann des Auferweckers Stimme ſchallt: Gott, erbarm dich unſer! Wann mit donnerndem Getümmel, O Allmächtger! deine Himmel Und des Erdballs Neiche ſchnell vergehn, Und wir wankend auf den Trümmern ſtehn: Gott, erbarm dich unſer! Wann
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erbarme dich unſer! Einſt, wenn der lezte
Schmerz, zu unſrer ſinkenden Hütte, die lezte
Angſt zu unſerm brechenden Herzen dringt; wenn
der Tod ſeine Pfeile wieder uns richtet, wenn
das Grab ſich uns eröffnet, und die Verweſung
über unſre Gebeine zuſammenſtürzen will; wenn
wir auf der dunkeln Straße des Todes keinen
Geleitsmann um uns ſehn; an die Erde uns
umſonſt halten, und zum Himmel emporzuſchwe-
ben keine Kraft fühlen; wenn, zwiſchen Leben
und Tod beklemmt, Leib und Seele uns ver-
ſchmachten: — in dem lezten Kampf verlaß
uns nicht! unſre Zuflucht! unſre Stärke! da-
mit wir, nach errungnem Siege, freudig zu
dir dringen. Vater! erbarme dich unſer!
Jeſus Chriſtus! erbarme dich unſer!
Wann der Erde Gründe beben,
Und in Todtengrüften Leben,
Und im Staube Jugendſtärke wallt;
Wann des Auferweckers Stimme ſchallt:
Gott, erbarm dich unſer!
Wann mit donnerndem Getümmel,
O Allmächtger! deine Himmel
Und des Erdballs Neiche ſchnell vergehn,
Und wir wankend auf den Trümmern ſtehn:
Gott, erbarm dich unſer!
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Zitationshilfe: | Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/191>, abgerufen am 16.02.2025. |