Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite



mit so mannigfaltigen Mängeln untermischt sind:
Herr, erbarme dich unser! Wenn ein blenden-
des Gut der Erde uns täuscht, sein Nichts zu
vergessen; wenn unsre heiligste Freuden, der
Schwachheit unsrer Natur unterliegen: Herr,
erbarme dich unser!
Wenn uns die traurigen
Folgen unsrer Uebereilungen und Vergehungen
fühlbar werden: daß wir uns dadurch warnen,
zur Weisheit und Vorsicht ermuntern laßen:
Herr, erbarme dich unser! Wenn das reue-
volle Gefühl unsrer Sünden uns vor dir beugt;
daß wir Zuversicht zu deiner Gnade gewinnen:
Herr, erbarme dich unser! Wenn so manche
Sorge und Noth des Lebens uns beschwert; wenn
Mangel uns nagt und versucht; wenn Menschen
uns beeinträchtigen, unterdrücken und beleidigen;
wenn dringende Gefahren des Lebens uns ängsti-
gen; -- in Zeiten der Seuchen, des Kriegs
und der Verwüstung; wenn um uns her alles
bebt; in mühevollen Tagen, wenn der sauer er-
preßte Schweiß der Arbeit uns von der Wange
träufelt; in thränenvollen Nächten, wenn der
sanfte Schlummer von unserm Lager flieht: in
der Stunde der wehmüthigsten Traurigkeit, am
Grabe unsrer Geliebten: -- daß wir still und
gelaßen leiden, und dir vertraun; ach Herr,

er-



mit ſo mannigfaltigen Mängeln untermiſcht ſind:
Herr, erbarme dich unſer! Wenn ein blenden-
des Gut der Erde uns täuſcht, ſein Nichts zu
vergeſſen; wenn unſre heiligſte Freuden, der
Schwachheit unſrer Natur unterliegen: Herr,
erbarme dich unſer!
Wenn uns die traurigen
Folgen unſrer Uebereilungen und Vergehungen
fühlbar werden: daß wir uns dadurch warnen,
zur Weisheit und Vorſicht ermuntern laßen:
Herr, erbarme dich unſer! Wenn das reue-
volle Gefühl unſrer Sünden uns vor dir beugt;
daß wir Zuverſicht zu deiner Gnade gewinnen:
Herr, erbarme dich unſer! Wenn ſo manche
Sorge und Noth des Lebens uns beſchwert; wenn
Mangel uns nagt und verſucht; wenn Menſchen
uns beeinträchtigen, unterdrücken und beleidigen;
wenn dringende Gefahren des Lebens uns ängſti-
gen; — in Zeiten der Seuchen, des Kriegs
und der Verwüſtung; wenn um uns her alles
bebt; in mühevollen Tagen, wenn der ſauer er-
preßte Schweiß der Arbeit uns von der Wange
träufelt; in thränenvollen Nächten, wenn der
ſanfte Schlummer von unſerm Lager flieht: in
der Stunde der wehmüthigſten Traurigkeit, am
Grabe unſrer Geliebten: — daß wir ſtill und
gelaßen leiden, und dir vertraun; ach Herr,

er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="138"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mit &#x017F;o mannigfaltigen Mängeln untermi&#x017F;cht &#x017F;ind:<lb/><hi rendition="#fr">Herr, erbarme dich un&#x017F;er!</hi> Wenn ein blenden-<lb/>
des Gut der Erde uns täu&#x017F;cht, &#x017F;ein Nichts zu<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en; wenn un&#x017F;re heilig&#x017F;te Freuden, der<lb/>
Schwachheit un&#x017F;rer Natur unterliegen: <hi rendition="#fr">Herr,<lb/>
erbarme dich un&#x017F;er!</hi> Wenn uns die traurigen<lb/>
Folgen un&#x017F;rer Uebereilungen und Vergehungen<lb/>
fühlbar werden: daß wir uns dadurch warnen,<lb/>
zur Weisheit und Vor&#x017F;icht ermuntern laßen:<lb/><hi rendition="#fr">Herr, erbarme dich un&#x017F;er!</hi> Wenn das reue-<lb/>
volle Gefühl un&#x017F;rer Sünden uns vor dir beugt;<lb/>
daß wir Zuver&#x017F;icht zu deiner Gnade gewinnen:<lb/><hi rendition="#fr">Herr, erbarme dich un&#x017F;er!</hi> Wenn &#x017F;o manche<lb/>
Sorge und Noth des Lebens uns be&#x017F;chwert; wenn<lb/>
Mangel uns nagt und ver&#x017F;ucht; wenn Men&#x017F;chen<lb/>
uns beeinträchtigen, unterdrücken und beleidigen;<lb/>
wenn dringende Gefahren des Lebens uns äng&#x017F;ti-<lb/>
gen; &#x2014; in Zeiten der Seuchen, des Kriegs<lb/>
und der Verwü&#x017F;tung; wenn um uns her alles<lb/>
bebt; in mühevollen Tagen, wenn der &#x017F;auer er-<lb/>
preßte Schweiß der Arbeit uns von der Wange<lb/>
träufelt; in thränenvollen Nächten, wenn der<lb/>
&#x017F;anfte Schlummer von un&#x017F;erm Lager flieht: in<lb/>
der Stunde der wehmüthig&#x017F;ten Traurigkeit, am<lb/>
Grabe un&#x017F;rer Geliebten: &#x2014; daß wir &#x017F;till und<lb/>
gelaßen leiden, und dir vertraun; <hi rendition="#fr">ach Herr,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">er-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0190] mit ſo mannigfaltigen Mängeln untermiſcht ſind: Herr, erbarme dich unſer! Wenn ein blenden- des Gut der Erde uns täuſcht, ſein Nichts zu vergeſſen; wenn unſre heiligſte Freuden, der Schwachheit unſrer Natur unterliegen: Herr, erbarme dich unſer! Wenn uns die traurigen Folgen unſrer Uebereilungen und Vergehungen fühlbar werden: daß wir uns dadurch warnen, zur Weisheit und Vorſicht ermuntern laßen: Herr, erbarme dich unſer! Wenn das reue- volle Gefühl unſrer Sünden uns vor dir beugt; daß wir Zuverſicht zu deiner Gnade gewinnen: Herr, erbarme dich unſer! Wenn ſo manche Sorge und Noth des Lebens uns beſchwert; wenn Mangel uns nagt und verſucht; wenn Menſchen uns beeinträchtigen, unterdrücken und beleidigen; wenn dringende Gefahren des Lebens uns ängſti- gen; — in Zeiten der Seuchen, des Kriegs und der Verwüſtung; wenn um uns her alles bebt; in mühevollen Tagen, wenn der ſauer er- preßte Schweiß der Arbeit uns von der Wange träufelt; in thränenvollen Nächten, wenn der ſanfte Schlummer von unſerm Lager flieht: in der Stunde der wehmüthigſten Traurigkeit, am Grabe unſrer Geliebten: — daß wir ſtill und gelaßen leiden, und dir vertraun; ach Herr, er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/190
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/190>, abgerufen am 29.08.2024.