Allwißenden und Allerheiligsten und Allmächtigen, mit Schrecken gegen uns bewaffnen; jede unge- stüme Leidenschaft, könnte mit ihrer Heftigkeit unsre Gesundheit zerrütten, unser Leben zerstören; jede unweise sündliche That, könnte die furcht- barsten Strafen über uns häuffen. Wider uns wäre endlich, nach so viel Feinden, die unsrer irdischen Glückseligkeit drohn, nach allen über- standnen Gefahren und Leiden des Lebens, der Tod: er führte uns, aus allen Zerstreuungen der Sinne, aus allen Blendwerken der Hoheit und Reichthümer; entgegen, der langen furchtba- ren Nacht der Verwesung im Grabe, und der Vergeßenheit auf Erden; entgegen, dem Rich- terstuhl des Allerheiligsten, vor dem wir nicht bestehn können; entgegen, einem namenlosen Elende, in welchem wir ohne Retter verschmach- ten würden. -- So unglücklich, so hülflos wä- ren wir; -- dem ähnlich, der auf dem weiten Meere, vom Ungestüm der Wellen hin und her geschleudert, jeden Augenblick fürchtet, an ei- ner verborgenen Klippe zu scheitern, und doch kein Ufer, an dem er landen könnte, keinen Freund, der ihm in der Noth seine Hand reicht, um sich sieht; -- ja, unglückseliger, als wären wir nie geboren, würden wir in Zeit und Ewig- keit seyn: lebte und sorgte Gott nicht für uns.
Aber
Allwißenden und Allerheiligſten und Allmächtigen, mit Schrecken gegen uns bewaffnen; jede unge- ſtüme Leidenſchaft, könnte mit ihrer Heftigkeit unſre Geſundheit zerrütten, unſer Leben zerſtören; jede unweiſe ſündliche That, könnte die furcht- barſten Strafen über uns häuffen. Wider uns wäre endlich, nach ſo viel Feinden, die unſrer irdiſchen Glückſeligkeit drohn, nach allen über- ſtandnen Gefahren und Leiden des Lebens, der Tod: er führte uns, aus allen Zerſtreuungen der Sinne, aus allen Blendwerken der Hoheit und Reichthümer; entgegen, der langen furchtba- ren Nacht der Verweſung im Grabe, und der Vergeßenheit auf Erden; entgegen, dem Rich- terſtuhl des Allerheiligſten, vor dem wir nicht beſtehn können; entgegen, einem namenloſen Elende, in welchem wir ohne Retter verſchmach- ten würden. — So unglücklich, ſo hülflos wä- ren wir; — dem ähnlich, der auf dem weiten Meere, vom Ungeſtüm der Wellen hin und her geſchleudert, jeden Augenblick fürchtet, an ei- ner verborgenen Klippe zu ſcheitern, und doch kein Ufer, an dem er landen könnte, keinen Freund, der ihm in der Noth ſeine Hand reicht, um ſich ſieht; — ja, unglückſeliger, als wären wir nie geboren, würden wir in Zeit und Ewig- keit ſeyn: lebte und ſorgte Gott nicht für uns.
Aber
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0162"n="110"/>
Allwißenden und Allerheiligſten und Allmächtigen,<lb/>
mit Schrecken gegen uns bewaffnen; jede unge-<lb/>ſtüme Leidenſchaft, könnte mit ihrer Heftigkeit<lb/>
unſre Geſundheit zerrütten, unſer Leben zerſtören;<lb/>
jede unweiſe ſündliche That, könnte die furcht-<lb/>
barſten Strafen über uns häuffen. <hirendition="#fr">Wider</hi> uns<lb/>
wäre endlich, nach ſo viel Feinden, die unſrer<lb/>
irdiſchen Glückſeligkeit drohn, nach allen über-<lb/>ſtandnen Gefahren und Leiden des Lebens, der<lb/><hirendition="#fr">Tod:</hi> er führte uns, aus allen Zerſtreuungen<lb/>
der Sinne, aus allen Blendwerken der Hoheit<lb/>
und Reichthümer; entgegen, der langen furchtba-<lb/>
ren Nacht der Verweſung im Grabe, und der<lb/>
Vergeßenheit auf Erden; entgegen, dem Rich-<lb/>
terſtuhl des Allerheiligſten, vor dem wir nicht<lb/>
beſtehn können; entgegen, einem namenloſen<lb/>
Elende, in welchem wir ohne Retter verſchmach-<lb/>
ten würden. — So unglücklich, ſo hülflos wä-<lb/>
ren wir; — dem ähnlich, der auf dem weiten<lb/>
Meere, vom Ungeſtüm der Wellen hin und her<lb/>
geſchleudert, jeden Augenblick fürchtet, an ei-<lb/>
ner verborgenen Klippe zu ſcheitern, und doch<lb/>
kein Ufer, an dem er landen könnte, keinen<lb/>
Freund, der ihm in der Noth ſeine Hand reicht,<lb/>
um ſich ſieht; — ja, unglückſeliger, als wären<lb/>
wir nie geboren, würden wir in Zeit und Ewig-<lb/>
keit ſeyn: lebte und ſorgte Gott nicht für uns.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Aber</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[110/0162]
Allwißenden und Allerheiligſten und Allmächtigen,
mit Schrecken gegen uns bewaffnen; jede unge-
ſtüme Leidenſchaft, könnte mit ihrer Heftigkeit
unſre Geſundheit zerrütten, unſer Leben zerſtören;
jede unweiſe ſündliche That, könnte die furcht-
barſten Strafen über uns häuffen. Wider uns
wäre endlich, nach ſo viel Feinden, die unſrer
irdiſchen Glückſeligkeit drohn, nach allen über-
ſtandnen Gefahren und Leiden des Lebens, der
Tod: er führte uns, aus allen Zerſtreuungen
der Sinne, aus allen Blendwerken der Hoheit
und Reichthümer; entgegen, der langen furchtba-
ren Nacht der Verweſung im Grabe, und der
Vergeßenheit auf Erden; entgegen, dem Rich-
terſtuhl des Allerheiligſten, vor dem wir nicht
beſtehn können; entgegen, einem namenloſen
Elende, in welchem wir ohne Retter verſchmach-
ten würden. — So unglücklich, ſo hülflos wä-
ren wir; — dem ähnlich, der auf dem weiten
Meere, vom Ungeſtüm der Wellen hin und her
geſchleudert, jeden Augenblick fürchtet, an ei-
ner verborgenen Klippe zu ſcheitern, und doch
kein Ufer, an dem er landen könnte, keinen
Freund, der ihm in der Noth ſeine Hand reicht,
um ſich ſieht; — ja, unglückſeliger, als wären
wir nie geboren, würden wir in Zeit und Ewig-
keit ſeyn: lebte und ſorgte Gott nicht für uns.
Aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/162>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.