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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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wäre Armuth und Riedrigkeit, Krankheit und
Schmerzen, wider uns alle Leiden des Le-
bens:
wo fände das arme geängstete Herz, Hoff-
nung auf den künftigen Morgen, am Abend,
und Sicherheit zur Ruhe in der Nacht, und
Trost für jeden neuaufgehenden Tag des Lebens?
Wider uns wäre die ganze Natur um uns her,
in jedem Augenblick könnte die Erde ihre Ab-
gründe unter uns eröffnen, uns in ihre Tieffen
zu begraben; jeder Blitzstrahl könnte uns treffen,
jede schwüle Wärme uns ersticken, jeder Wurm
uns tödten. Wider uns wären unsre Freunde:
ihre zärtlichste Sorgfalt könnte uns nachthei-
lig werden, ihre Freundschaft erkalten, Schick-
sale könnten sie von uns trennen, Unglück sie
hülfloser als uns machen, der Tod sie uns auf
ewig entreißen. Wider uns, unsre Feinde:
ihre Bosheit könnt uns überlisten, ihre Macht
uns überwältigen. Wider uns wären unsre
Tugenden, unsre edelste Gesinnungen, unsre
beste weiseste Thaten: wozu würden sie uns nüz-
zen, wenn sie dem Gott nicht theuer wären,
der allein belohnen und selig machen kann? Wi
der
uns wären unsre Sünden; jeder böse Ge-
danke, jede auch nur im Herzen genährte unhei-
lige Begierde, könnte die strafende Hand des

All-

wäre Armuth und Riedrigkeit, Krankheit und
Schmerzen, wider uns alle Leiden des Le-
bens:
wo fände das arme geängſtete Herz, Hoff-
nung auf den künftigen Morgen, am Abend,
und Sicherheit zur Ruhe in der Nacht, und
Troſt für jeden neuaufgehenden Tag des Lebens?
Wider uns wäre die ganze Natur um uns her,
in jedem Augenblick könnte die Erde ihre Ab-
gründe unter uns eröffnen, uns in ihre Tieffen
zu begraben; jeder Blitzſtrahl könnte uns treffen,
jede ſchwüle Wärme uns erſticken, jeder Wurm
uns tödten. Wider uns wären unſre Freunde:
ihre zärtlichſte Sorgfalt könnte uns nachthei-
lig werden, ihre Freundſchaft erkalten, Schick-
ſale könnten ſie von uns trennen, Unglück ſie
hülfloſer als uns machen, der Tod ſie uns auf
ewig entreißen. Wider uns, unſre Feinde:
ihre Bosheit könnt uns überliſten, ihre Macht
uns überwältigen. Wider uns wären unſre
Tugenden, unſre edelſte Geſinnungen, unſre
beſte weiſeſte Thaten: wozu würden ſie uns nüz-
zen, wenn ſie dem Gott nicht theuer wären,
der allein belohnen und ſelig machen kann? Wi
der
uns wären unſre Sünden; jeder böſe Ge-
danke, jede auch nur im Herzen genährte unhei-
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[109/0161] wäre Armuth und Riedrigkeit, Krankheit und Schmerzen, wider uns alle Leiden des Le- bens: wo fände das arme geängſtete Herz, Hoff- nung auf den künftigen Morgen, am Abend, und Sicherheit zur Ruhe in der Nacht, und Troſt für jeden neuaufgehenden Tag des Lebens? Wider uns wäre die ganze Natur um uns her, in jedem Augenblick könnte die Erde ihre Ab- gründe unter uns eröffnen, uns in ihre Tieffen zu begraben; jeder Blitzſtrahl könnte uns treffen, jede ſchwüle Wärme uns erſticken, jeder Wurm uns tödten. Wider uns wären unſre Freunde: ihre zärtlichſte Sorgfalt könnte uns nachthei- lig werden, ihre Freundſchaft erkalten, Schick- ſale könnten ſie von uns trennen, Unglück ſie hülfloſer als uns machen, der Tod ſie uns auf ewig entreißen. Wider uns, unſre Feinde: ihre Bosheit könnt uns überliſten, ihre Macht uns überwältigen. Wider uns wären unſre Tugenden, unſre edelſte Geſinnungen, unſre beſte weiſeſte Thaten: wozu würden ſie uns nüz- zen, wenn ſie dem Gott nicht theuer wären, der allein belohnen und ſelig machen kann? Wi der uns wären unſre Sünden; jeder böſe Ge- danke, jede auch nur im Herzen genährte unhei- lige Begierde, könnte die ſtrafende Hand des All-

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/161>, abgerufen am 21.11.2024.