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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und ihrer Zurechnung.
gentia), welcher ihr entgegen gesetzet wird,
darinnen bestehet, daß man alles dasjenige
thut, was in einer gewissen Absicht gesche-
hen muß.

§. 22.

Man hat auch einen Mangel der Rich-Das
mittlere,
oder vor-
setzliche
Verse-
hen.

tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle
entstehet, da gewisse Pflichten nicht zugleich
beobachtet werden können, und die Ausnah-
me nicht recht gemacht wird. Diese wol-
len wir das mitlere Versehen, oder das
Mitlere zwischen Versehen und Boß-
heit
(culpam mediam) nennen, andere
nennen sie ein vorsetzliches Vorsehen
(culpam propositi); als z. E. wenn je-
mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an-
dern, der gefesselt ist, die Ketten loß macht,
damit er davon laufen kan. Was also
durch eine mitlere Handlung zwi-
schen Versehen und Boßheit ge-
schieht, das weiß einer zwar, aber
er will es doch nicht vor und an sich
selbst
(directe). Dieses Mitlere zwi-
schen Versehen und Boßheit wird unten, bey
der Abhandlung von den Pflichten, die nicht
zugleich beobachtet werden können (collisio-
ne officiorum),
klärer werden.

§. 23.

Die Intention (intentio agentis) ist dasDie In-
tention,

sowohl
die ei-

Wollen desjenigen (volitio ejus), warum
man etwas thut; als z. E. wenn man ein

fal-

und ihrer Zurechnung.
gentia), welcher ihr entgegen geſetzet wird,
darinnen beſtehet, daß man alles dasjenige
thut, was in einer gewiſſen Abſicht geſche-
hen muß.

§. 22.

Man hat auch einen Mangel der Rich-Das
mittlere,
oder vor-
ſetzliche
Verſe-
hen.

tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle
entſtehet, da gewiſſe Pflichten nicht zugleich
beobachtet werden koͤnnen, und die Ausnah-
me nicht recht gemacht wird. Dieſe wol-
len wir das mitlere Verſehen, oder das
Mitlere zwiſchen Verſehen und Boß-
heit
(culpam mediam) nennen, andere
nennen ſie ein vorſetzliches Vorſehen
(culpam propoſiti); als z. E. wenn je-
mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an-
dern, der gefeſſelt iſt, die Ketten loß macht,
damit er davon laufen kan. Was alſo
durch eine mitlere Handlung zwi-
ſchen Verſehen und Boßheit ge-
ſchieht, das weiß einer zwar, aber
er will es doch nicht vor und an ſich
ſelbſt
(directe). Dieſes Mitlere zwi-
ſchen Verſehen und Boßheit wird unten, bey
der Abhandlung von den Pflichten, die nicht
zugleich beobachtet werden koͤnnen (colliſio-
ne officiorum),
klaͤrer werden.

§. 23.

Die Intention (intentio agentis) iſt dasDie In-
tention,

ſowohl
die ei-

Wollen desjenigen (volitio ejus), warum
man etwas thut; als z. E. wenn man ein

fal-
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[15/0051] und ihrer Zurechnung. gentia), welcher ihr entgegen geſetzet wird, darinnen beſtehet, daß man alles dasjenige thut, was in einer gewiſſen Abſicht geſche- hen muß. §. 22. Man hat auch einen Mangel der Rich- tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle entſtehet, da gewiſſe Pflichten nicht zugleich beobachtet werden koͤnnen, und die Ausnah- me nicht recht gemacht wird. Dieſe wol- len wir das mitlere Verſehen, oder das Mitlere zwiſchen Verſehen und Boß- heit (culpam mediam) nennen, andere nennen ſie ein vorſetzliches Vorſehen (culpam propoſiti); als z. E. wenn je- mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an- dern, der gefeſſelt iſt, die Ketten loß macht, damit er davon laufen kan. Was alſo durch eine mitlere Handlung zwi- ſchen Verſehen und Boßheit ge- ſchieht, das weiß einer zwar, aber er will es doch nicht vor und an ſich ſelbſt (directe). Dieſes Mitlere zwi- ſchen Verſehen und Boßheit wird unten, bey der Abhandlung von den Pflichten, die nicht zugleich beobachtet werden koͤnnen (colliſio- ne officiorum), klaͤrer werden. Das mittlere, oder vor- ſetzliche Verſe- hen. §. 23. Die Intention (intentio agentis) iſt das Wollen desjenigen (volitio ejus), warum man etwas thut; als z. E. wenn man ein fal- Die In- tention, ſowohl die ei-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/51>, abgerufen am 23.11.2024.