den Völckern eine Gesellschaft gestiftet, aus deren Beobachtung nach Anleitung der natürlichen Theorie der bürgerlichen Gesetze ein gewisses Recht, so mit dem bürgerlichen verwandt ist, und welches, daß ich mit dem Ulpiano rede, weder gantz von dem natürlichen abweichet, noch auch sich aller Orten nach demsel- ben richtet, hergeleitet wird. Aus dem, was nur kürtzlich gesagt worden, kann, wie ich meyne, nicht undeutlich erhellen, daß alle Rechte, als welche unter einan- der in beständigen Zusammenhange sind, aus der menschlichen Natur selbst herge- leitet werden, und daß hiermit klar sey, was die Alten gesagt haben, daß das Recht selbst durch die Natur aufgerichtet worden sey. Man wird diesen Zusam- menhang vollständiger einsehen, wenn man diese Grundsätze selbst mit aufmerk- samen Gemüth durchzulesen beliebet. Jm übrigen werde ich kein eitler Prophet seyn, wenn ich vorhersage, daß, wenn sich iemand diese Grundsätze fein bekant gemacht hat, er eine gründliche und wah-
re
Vorrede.
den Voͤlckern eine Geſellſchaft geſtiftet, aus deren Beobachtung nach Anleitung der natuͤrlichen Theorie der buͤrgerlichen Geſetze ein gewiſſes Recht, ſo mit dem buͤrgerlichen verwandt iſt, und welches, daß ich mit dem Ulpiano rede, weder gantz von dem natuͤrlichen abweichet, noch auch ſich aller Orten nach demſel- ben richtet, hergeleitet wird. Aus dem, was nur kuͤrtzlich geſagt worden, kann, wie ich meyne, nicht undeutlich erhellen, daß alle Rechte, als welche unter einan- der in beſtaͤndigen Zuſammenhange ſind, aus der menſchlichen Natur ſelbſt herge- leitet werden, und daß hiermit klar ſey, was die Alten geſagt haben, daß das Recht ſelbſt durch die Natur aufgerichtet worden ſey. Man wird dieſen Zuſam- menhang vollſtaͤndiger einſehen, wenn man dieſe Grundſaͤtze ſelbſt mit aufmerk- ſamen Gemuͤth durchzuleſen beliebet. Jm uͤbrigen werde ich kein eitler Prophet ſeyn, wenn ich vorherſage, daß, wenn ſich iemand dieſe Grundſaͤtze fein bekant gemacht hat, er eine gruͤndliche und wah-
re
<TEI><text><front><divtype="preface"><p><pbfacs="#f0030"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
den Voͤlckern eine Geſellſchaft geſtiftet,<lb/>
aus deren Beobachtung nach Anleitung<lb/>
der natuͤrlichen Theorie der buͤrgerlichen<lb/>
Geſetze ein gewiſſes Recht, ſo mit dem<lb/>
buͤrgerlichen verwandt iſt, und welches,<lb/>
daß ich mit dem <hirendition="#fr">Ulpiano</hi> rede, weder<lb/>
gantz von dem natuͤrlichen abweichet,<lb/>
noch auch ſich aller Orten nach demſel-<lb/>
ben richtet, hergeleitet wird. Aus dem,<lb/>
was nur kuͤrtzlich geſagt worden, kann,<lb/>
wie ich meyne, nicht undeutlich erhellen,<lb/>
daß alle Rechte, als welche unter einan-<lb/>
der in beſtaͤndigen Zuſammenhange ſind,<lb/>
aus der menſchlichen Natur ſelbſt herge-<lb/>
leitet werden, und daß hiermit klar ſey,<lb/>
was die Alten geſagt haben, daß das<lb/>
Recht ſelbſt durch die Natur aufgerichtet<lb/>
worden ſey. Man wird dieſen Zuſam-<lb/>
menhang vollſtaͤndiger einſehen, wenn<lb/>
man dieſe Grundſaͤtze ſelbſt mit aufmerk-<lb/>ſamen Gemuͤth durchzuleſen beliebet. Jm<lb/>
uͤbrigen werde ich kein eitler Prophet<lb/>ſeyn, wenn ich vorherſage, daß, wenn<lb/>ſich iemand dieſe Grundſaͤtze fein bekant<lb/>
gemacht hat, er eine gruͤndliche und wah-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">re</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0030]
Vorrede.
den Voͤlckern eine Geſellſchaft geſtiftet,
aus deren Beobachtung nach Anleitung
der natuͤrlichen Theorie der buͤrgerlichen
Geſetze ein gewiſſes Recht, ſo mit dem
buͤrgerlichen verwandt iſt, und welches,
daß ich mit dem Ulpiano rede, weder
gantz von dem natuͤrlichen abweichet,
noch auch ſich aller Orten nach demſel-
ben richtet, hergeleitet wird. Aus dem,
was nur kuͤrtzlich geſagt worden, kann,
wie ich meyne, nicht undeutlich erhellen,
daß alle Rechte, als welche unter einan-
der in beſtaͤndigen Zuſammenhange ſind,
aus der menſchlichen Natur ſelbſt herge-
leitet werden, und daß hiermit klar ſey,
was die Alten geſagt haben, daß das
Recht ſelbſt durch die Natur aufgerichtet
worden ſey. Man wird dieſen Zuſam-
menhang vollſtaͤndiger einſehen, wenn
man dieſe Grundſaͤtze ſelbſt mit aufmerk-
ſamen Gemuͤth durchzuleſen beliebet. Jm
uͤbrigen werde ich kein eitler Prophet
ſeyn, wenn ich vorherſage, daß, wenn
ſich iemand dieſe Grundſaͤtze fein bekant
gemacht hat, er eine gruͤndliche und wah-
re
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/30>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.