Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.Vorrede. gehöret, und zur Glückseeligkeit dienet;so sind die bürgerlichen Gesellschaften dem Gesetz der Natur gemäß zuwege gebracht worden, und so ist aus der Unterwer- fung die bürgerliche oder öffentliche Herr- schaft, aus welcher alles öffentliche oder allgemeine Staatsrecht hergeleitet wird, entstanden. Endlich da die Staaten nun- mehro als eintzelne Personen, welche im natürlichen Zustande leben, angesehen werden müßen; so treffen sie alle Ver- bindlichkeiten und Rechte, welche alle und jede, die im natürlichen Zustande leben, angehen. Weil nun unter diese Rechte auch das Recht sich einen andern zu ge- wissen Leistungen zu verbinden gerechnet wird; so fliessen daraus die Rechte der Bündnisse und anderer Verträge der Völcker. Und weil dadurch, daß sich eintzelne Personen in bürgerliche Gesell- schaften begeben haben, die Verbindlich- keit das gemeinsame Wohl mit vereinigten Kräften zu befördern nicht aufgehoben werden können; so hat, gleichwie selbst die Natur alle und jede Menschen ver- möge derselben in eine Gesellschaft ver- setzet hat, auch eben diese Natur unter den )( )( 5
Vorrede. gehoͤret, und zur Gluͤckſeeligkeit dienet;ſo ſind die buͤrgerlichen Geſellſchaften dem Geſetz der Natur gemaͤß zuwege gebracht worden, und ſo iſt aus der Unterwer- fung die buͤrgerliche oder oͤffentliche Herr- ſchaft, aus welcher alles oͤffentliche oder allgemeine Staatsrecht hergeleitet wird, entſtanden. Endlich da die Staaten nun- mehro als eintzelne Perſonen, welche im natuͤrlichen Zuſtande leben, angeſehen werden muͤßen; ſo treffen ſie alle Ver- bindlichkeiten und Rechte, welche alle und jede, die im natuͤrlichen Zuſtande leben, angehen. Weil nun unter dieſe Rechte auch das Recht ſich einen andern zu ge- wiſſen Leiſtungen zu verbinden gerechnet wird; ſo flieſſen daraus die Rechte der Buͤndniſſe und anderer Vertraͤge der Voͤlcker. Und weil dadurch, daß ſich eintzelne Perſonen in buͤrgerliche Geſell- ſchaften begeben haben, die Verbindlich- keit das gemeinſame Wohl mit vereinigten Kraͤften zu befoͤrdern nicht aufgehoben werden koͤnnen; ſo hat, gleichwie ſelbſt die Natur alle und jede Menſchen ver- moͤge derſelben in eine Geſellſchaft ver- ſetzet hat, auch eben dieſe Natur unter den )( )( 5
<TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0029"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> gehoͤret, und zur Gluͤckſeeligkeit dienet;<lb/> ſo ſind die buͤrgerlichen Geſellſchaften dem<lb/> Geſetz der Natur gemaͤß zuwege gebracht<lb/> worden, und ſo iſt aus der Unterwer-<lb/> fung die buͤrgerliche oder oͤffentliche Herr-<lb/> ſchaft, aus welcher alles oͤffentliche oder<lb/> allgemeine Staatsrecht hergeleitet wird,<lb/> entſtanden. Endlich da die Staaten nun-<lb/> mehro als eintzelne Perſonen, welche im<lb/> natuͤrlichen Zuſtande leben, angeſehen<lb/> werden muͤßen; ſo treffen ſie alle Ver-<lb/> bindlichkeiten und Rechte, welche alle und<lb/> jede, die im natuͤrlichen Zuſtande leben,<lb/> angehen. Weil nun unter dieſe Rechte<lb/> auch das Recht ſich einen andern zu ge-<lb/> wiſſen Leiſtungen zu verbinden gerechnet<lb/> wird; ſo flieſſen daraus die Rechte der<lb/> Buͤndniſſe und anderer Vertraͤge der<lb/> Voͤlcker. Und weil dadurch, daß ſich<lb/> eintzelne Perſonen in buͤrgerliche Geſell-<lb/> ſchaften begeben haben, die Verbindlich-<lb/> keit das gemeinſame Wohl mit vereinigten<lb/> Kraͤften zu befoͤrdern nicht aufgehoben<lb/> werden koͤnnen; ſo hat, gleichwie ſelbſt<lb/> die Natur alle und jede Menſchen ver-<lb/> moͤge derſelben in eine Geſellſchaft ver-<lb/> ſetzet hat, auch eben dieſe Natur unter<lb/> <fw place="bottom" type="sig">)( )( 5</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0029]
Vorrede.
gehoͤret, und zur Gluͤckſeeligkeit dienet;
ſo ſind die buͤrgerlichen Geſellſchaften dem
Geſetz der Natur gemaͤß zuwege gebracht
worden, und ſo iſt aus der Unterwer-
fung die buͤrgerliche oder oͤffentliche Herr-
ſchaft, aus welcher alles oͤffentliche oder
allgemeine Staatsrecht hergeleitet wird,
entſtanden. Endlich da die Staaten nun-
mehro als eintzelne Perſonen, welche im
natuͤrlichen Zuſtande leben, angeſehen
werden muͤßen; ſo treffen ſie alle Ver-
bindlichkeiten und Rechte, welche alle und
jede, die im natuͤrlichen Zuſtande leben,
angehen. Weil nun unter dieſe Rechte
auch das Recht ſich einen andern zu ge-
wiſſen Leiſtungen zu verbinden gerechnet
wird; ſo flieſſen daraus die Rechte der
Buͤndniſſe und anderer Vertraͤge der
Voͤlcker. Und weil dadurch, daß ſich
eintzelne Perſonen in buͤrgerliche Geſell-
ſchaften begeben haben, die Verbindlich-
keit das gemeinſame Wohl mit vereinigten
Kraͤften zu befoͤrdern nicht aufgehoben
werden koͤnnen; ſo hat, gleichwie ſelbſt
die Natur alle und jede Menſchen ver-
moͤge derſelben in eine Geſellſchaft ver-
ſetzet hat, auch eben dieſe Natur unter
den
)( )( 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |