Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
re Rechtswissenschaft erhalten werde, da
er denn das vollständigste Licht, so bald
es seine Schärfe des Gesichtes nicht mehr
verletzet, aus dem grössern Werck erwar-
ten muß; und wenn er sich auf das bür-
gerliche Recht befleißiget, so wird er sich
fast ohne Mühe eine Erkäntniß desselben
zuwege bringen. Eines ist noch zurück,
was ich zu erinnern für nöthig erachtet
habe, daß ich nehmlich in diesen Grund-
sätzen nichts angenommen, was man an-
derswo herholen müße, gleichwie hinge-
gen das Natur- und Völckerrecht in dem
grössern Werck mit den übrigen Theilen
der Weltweisheit zusammen gehänget ist;
damit man ohne Anstoß in denselben fort-
gehen könne, wenn auch gleich ein Leser
in meinen philosophischen Wercken nicht
sollte bewandert, oder auch so gar in der
Weltweisheit noch im höchsten Grade ein
Fremdling und Ankömmling seyn. Denn
wenn einige Begriffe anderswoher zu ent-
lehnen waren, so habe ich dieselben zu-
gleich erkläret. Gleichwie ich aber hier-
mit dem mir aufgetragenen Amte ein Ge-

nügen

Vorrede.
re Rechtswiſſenſchaft erhalten werde, da
er denn das vollſtaͤndigſte Licht, ſo bald
es ſeine Schaͤrfe des Geſichtes nicht mehr
verletzet, aus dem groͤſſern Werck erwar-
ten muß; und wenn er ſich auf das buͤr-
gerliche Recht befleißiget, ſo wird er ſich
faſt ohne Muͤhe eine Erkaͤntniß deſſelben
zuwege bringen. Eines iſt noch zuruͤck,
was ich zu erinnern fuͤr noͤthig erachtet
habe, daß ich nehmlich in dieſen Grund-
ſaͤtzen nichts angenommen, was man an-
derswo herholen muͤße, gleichwie hinge-
gen das Natur- und Voͤlckerrecht in dem
groͤſſern Werck mit den uͤbrigen Theilen
der Weltweisheit zuſammen gehaͤnget iſt;
damit man ohne Anſtoß in denſelben fort-
gehen koͤnne, wenn auch gleich ein Leſer
in meinen philoſophiſchen Wercken nicht
ſollte bewandert, oder auch ſo gar in der
Weltweisheit noch im hoͤchſten Grade ein
Fremdling und Ankoͤmmling ſeyn. Denn
wenn einige Begriffe anderswoher zu ent-
lehnen waren, ſo habe ich dieſelben zu-
gleich erklaͤret. Gleichwie ich aber hier-
mit dem mir aufgetragenen Amte ein Ge-

nuͤgen
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0031"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
re Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft erhalten werde, da<lb/>
er denn das voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te Licht, &#x017F;o bald<lb/>
es &#x017F;eine Scha&#x0364;rfe des Ge&#x017F;ichtes nicht mehr<lb/>
verletzet, aus dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Werck erwar-<lb/>
ten muß; und wenn er &#x017F;ich auf das bu&#x0364;r-<lb/>
gerliche Recht befleißiget, &#x017F;o wird er &#x017F;ich<lb/>
fa&#x017F;t ohne Mu&#x0364;he eine Erka&#x0364;ntniß de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
zuwege bringen. Eines i&#x017F;t noch zuru&#x0364;ck,<lb/>
was ich zu erinnern fu&#x0364;r no&#x0364;thig erachtet<lb/>
habe, daß ich nehmlich in die&#x017F;en Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen nichts angenommen, was man an-<lb/>
derswo herholen mu&#x0364;ße, gleichwie hinge-<lb/>
gen das Natur- und Vo&#x0364;lckerrecht in dem<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Werck mit den u&#x0364;brigen Theilen<lb/>
der Weltweisheit zu&#x017F;ammen geha&#x0364;nget i&#x017F;t;<lb/>
damit man ohne An&#x017F;toß in den&#x017F;elben fort-<lb/>
gehen ko&#x0364;nne, wenn auch gleich ein Le&#x017F;er<lb/>
in meinen philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Wercken nicht<lb/>
&#x017F;ollte bewandert, oder auch &#x017F;o gar in der<lb/>
Weltweisheit noch im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade ein<lb/>
Fremdling und Anko&#x0364;mmling &#x017F;eyn. Denn<lb/>
wenn einige Begriffe anderswoher zu ent-<lb/>
lehnen waren, &#x017F;o habe ich die&#x017F;elben zu-<lb/>
gleich erkla&#x0364;ret. Gleichwie ich aber hier-<lb/>
mit dem mir aufgetragenen Amte ein Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nu&#x0364;gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0031] Vorrede. re Rechtswiſſenſchaft erhalten werde, da er denn das vollſtaͤndigſte Licht, ſo bald es ſeine Schaͤrfe des Geſichtes nicht mehr verletzet, aus dem groͤſſern Werck erwar- ten muß; und wenn er ſich auf das buͤr- gerliche Recht befleißiget, ſo wird er ſich faſt ohne Muͤhe eine Erkaͤntniß deſſelben zuwege bringen. Eines iſt noch zuruͤck, was ich zu erinnern fuͤr noͤthig erachtet habe, daß ich nehmlich in dieſen Grund- ſaͤtzen nichts angenommen, was man an- derswo herholen muͤße, gleichwie hinge- gen das Natur- und Voͤlckerrecht in dem groͤſſern Werck mit den uͤbrigen Theilen der Weltweisheit zuſammen gehaͤnget iſt; damit man ohne Anſtoß in denſelben fort- gehen koͤnne, wenn auch gleich ein Leſer in meinen philoſophiſchen Wercken nicht ſollte bewandert, oder auch ſo gar in der Weltweisheit noch im hoͤchſten Grade ein Fremdling und Ankoͤmmling ſeyn. Denn wenn einige Begriffe anderswoher zu ent- lehnen waren, ſo habe ich dieſelben zu- gleich erklaͤret. Gleichwie ich aber hier- mit dem mir aufgetragenen Amte ein Ge- nuͤgen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/31
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/31>, abgerufen am 23.11.2024.