änderung, die in seiner Seele vorgeht, und die ih- ren Grund in vorhergehenden Veränderungen, nicht aber in Jhnen hat. Was wollen Sie also machen?
Jn eben diesem Zustande würde ich seyn, wenn ich in meinen Beweisen nothwendig auf dem Satze, was ich nicht sehe, ist nicht da, als auf einem Grundsatze, zurück gehn müste. Demon- striren Sie mir einmahl, daß etwas, Sie mögen es sehn oder nicht sehn, oder auf irgend eine an- dere Art, wie sie immer wollen, nicht empfinden, deswegen nicht da sey! demonstriren Sie mir das einmahl! Wenn Sie Salomons Weisheit hätten, so sind Sie es nicht im Stande.
Jch aber will Jhnen wohl demonstriren, daß eine solche Demonstration unmöglich sey. Jst das Ding, davon Sie beweisen sollen, daß es nicht da sey, würklich da; so werden Sie gewiß nicht demonstriren können, daß es nicht da sey. Jst es aber nicht da, so kann es vors erste auf kei- ne Art empfunden werden; also können Sie auch durch unmittelbahre Erfahrungen nichts von ihm entdecken, und nichts von ihm beweisen. Es kan sich aber auch durch Würkungen nicht offenba- ren; folglich bekommen Sie gar keine Gründe, woraus Sie etwas von ihm schließen könnten. Da Sie aber wenn Sie etwas schließen sollen Gründe haben müssen, woraus Sie es schließen, und aus nichts nichts schließen können; so kön- nen Sie auch unmöglich von einem Dinge, das
nicht
Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſ.
aͤnderung, die in ſeiner Seele vorgeht, und die ih- ren Grund in vorhergehenden Veraͤnderungen, nicht aber in Jhnen hat. Was wollen Sie alſo machen?
Jn eben dieſem Zuſtande wuͤrde ich ſeyn, wenn ich in meinen Beweiſen nothwendig auf dem Satze, was ich nicht ſehe, iſt nicht da, als auf einem Grundſatze, zuruͤck gehn muͤſte. Demon- ſtriren Sie mir einmahl, daß etwas, Sie moͤgen es ſehn oder nicht ſehn, oder auf irgend eine an- dere Art, wie ſie immer wollen, nicht empfinden, deswegen nicht da ſey! demonſtriren Sie mir das einmahl! Wenn Sie Salomons Weisheit haͤtten, ſo ſind Sie es nicht im Stande.
Jch aber will Jhnen wohl demonſtriren, daß eine ſolche Demonſtration unmoͤglich ſey. Jſt das Ding, davon Sie beweiſen ſollen, daß es nicht da ſey, wuͤrklich da; ſo werden Sie gewiß nicht demonſtriren koͤnnen, daß es nicht da ſey. Jſt es aber nicht da, ſo kann es vors erſte auf kei- ne Art empfunden werden; alſo koͤnnen Sie auch durch unmittelbahre Erfahrungen nichts von ihm entdecken, und nichts von ihm beweiſen. Es kan ſich aber auch durch Wuͤrkungen nicht offenba- ren; folglich bekommen Sie gar keine Gruͤnde, woraus Sie etwas von ihm ſchließen koͤnnten. Da Sie aber wenn Sie etwas ſchließen ſollen Gruͤnde haben muͤſſen, woraus Sie es ſchließen, und aus nichts nichts ſchließen koͤnnen; ſo koͤn- nen Sie auch unmoͤglich von einem Dinge, das
nicht
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Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſ.
aͤnderung, die in ſeiner Seele vorgeht, und die ih-
ren Grund in vorhergehenden Veraͤnderungen,
nicht aber in Jhnen hat. Was wollen Sie alſo
machen?
Jn eben dieſem Zuſtande wuͤrde ich ſeyn,
wenn ich in meinen Beweiſen nothwendig auf dem
Satze, was ich nicht ſehe, iſt nicht da, als auf
einem Grundſatze, zuruͤck gehn muͤſte. Demon-
ſtriren Sie mir einmahl, daß etwas, Sie moͤgen
es ſehn oder nicht ſehn, oder auf irgend eine an-
dere Art, wie ſie immer wollen, nicht empfinden,
deswegen nicht da ſey! demonſtriren Sie mir das
einmahl! Wenn Sie Salomons Weisheit haͤtten,
ſo ſind Sie es nicht im Stande.
Jch aber will Jhnen wohl demonſtriren, daß
eine ſolche Demonſtration unmoͤglich ſey. Jſt
das Ding, davon Sie beweiſen ſollen, daß es
nicht da ſey, wuͤrklich da; ſo werden Sie gewiß
nicht demonſtriren koͤnnen, daß es nicht da ſey.
Jſt es aber nicht da, ſo kann es vors erſte auf kei-
ne Art empfunden werden; alſo koͤnnen Sie auch
durch unmittelbahre Erfahrungen nichts von ihm
entdecken, und nichts von ihm beweiſen. Es kan
ſich aber auch durch Wuͤrkungen nicht offenba-
ren; folglich bekommen Sie gar keine Gruͤnde,
woraus Sie etwas von ihm ſchließen koͤnnten.
Da Sie aber wenn Sie etwas ſchließen ſollen
Gruͤnde haben muͤſſen, woraus Sie es ſchließen,
und aus nichts nichts ſchließen koͤnnen; ſo koͤn-
nen Sie auch unmoͤglich von einem Dinge, das
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/90>, abgerufen am 28.07.2024.
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