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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Auflösung der Schwierigkeiten,
das, wodurch ich den Embryo mit dem Herzen
in der 5ten Figur gezeichnet habe, und das ist
nur ein schwaches Mikroscop, jemahls so klein ge-
sehen habe, als ein Sandkorn? Man würde als-
dann dieses Herz, wenn es jemahls so klein exi-
stirte, mit einem weit stärkeren Vergrößerungs-
glase etwan so groß wie das in der 5ten Figur zu
sehn bekommen. Allein das geschiehet niemahls.
Das Herz ist entweder gar nicht zu sehn, oder es
ist so groß wie in dieser Figur. Dieses beweiset,
die Beobachter mögen die Stärke ihrer Vergrös-
serungsgläser bestimmt haben oder nicht, die Figur
unter welcher sich das Herz zeigt, und die übrige
Vollkommenheit des Embryo. Aus dieser Figur
schließe ich, daß ein kleiner Herz als mein ziem-
lich großes ist, welches ich in der 5ten Figur ge-
zeichnet habe, noch niemand gesehen hat. Was
auch die Durchsichtigkeit betrift, so gibt es keine
würkliche wie Wasser oder Crystall durchsichtige
Theile einmahl in dem Embryo, außer die Haut
des Gelben, die Haut des Amnii, und in Erwach-
senen das Peritonäum und die Pleura. Diese
Theile aber sind von den organischen Theilen, wor-
aus das Thier zusammengesetzt ist, sehr unterschie-
den, und man muß nicht von dem einen auf das
andere schließen. Sie bestehen nicht aus Kügel-
chen, wie alle übrige Theile; sie haben keine Ge-
fäße und keine Nerven, und sie bleiben, welches
wohl zu merken ist, zu allen Zeiten gleich durch-
sichtig. Diese also, welche unsern Augen auch
nicht zwar entwischt sind, könnten doch aber wohl

bis-

Aufloͤſung der Schwierigkeiten,
das, wodurch ich den Embryo mit dem Herzen
in der 5ten Figur gezeichnet habe, und das iſt
nur ein ſchwaches Mikroſcop, jemahls ſo klein ge-
ſehen habe, als ein Sandkorn? Man wuͤrde als-
dann dieſes Herz, wenn es jemahls ſo klein exi-
ſtirte, mit einem weit ſtaͤrkeren Vergroͤßerungs-
glaſe etwan ſo groß wie das in der 5ten Figur zu
ſehn bekommen. Allein das geſchiehet niemahls.
Das Herz iſt entweder gar nicht zu ſehn, oder es
iſt ſo groß wie in dieſer Figur. Dieſes beweiſet,
die Beobachter moͤgen die Staͤrke ihrer Vergroͤſ-
ſerungsglaͤſer beſtimmt haben oder nicht, die Figur
unter welcher ſich das Herz zeigt, und die uͤbrige
Vollkommenheit des Embryo. Aus dieſer Figur
ſchließe ich, daß ein kleiner Herz als mein ziem-
lich großes iſt, welches ich in der 5ten Figur ge-
zeichnet habe, noch niemand geſehen hat. Was
auch die Durchſichtigkeit betrift, ſo gibt es keine
wuͤrkliche wie Waſſer oder Cryſtall durchſichtige
Theile einmahl in dem Embryo, außer die Haut
des Gelben, die Haut des Amnii, und in Erwach-
ſenen das Peritonaͤum und die Pleura. Dieſe
Theile aber ſind von den organiſchen Theilen, wor-
aus das Thier zuſammengeſetzt iſt, ſehr unterſchie-
den, und man muß nicht von dem einen auf das
andere ſchließen. Sie beſtehen nicht aus Kuͤgel-
chen, wie alle uͤbrige Theile; ſie haben keine Ge-
faͤße und keine Nerven, und ſie bleiben, welches
wohl zu merken iſt, zu allen Zeiten gleich durch-
ſichtig. Dieſe alſo, welche unſern Augen auch
nicht zwar entwiſcht ſind, koͤnnten doch aber wohl

bis-
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[90/0112] Aufloͤſung der Schwierigkeiten, das, wodurch ich den Embryo mit dem Herzen in der 5ten Figur gezeichnet habe, und das iſt nur ein ſchwaches Mikroſcop, jemahls ſo klein ge- ſehen habe, als ein Sandkorn? Man wuͤrde als- dann dieſes Herz, wenn es jemahls ſo klein exi- ſtirte, mit einem weit ſtaͤrkeren Vergroͤßerungs- glaſe etwan ſo groß wie das in der 5ten Figur zu ſehn bekommen. Allein das geſchiehet niemahls. Das Herz iſt entweder gar nicht zu ſehn, oder es iſt ſo groß wie in dieſer Figur. Dieſes beweiſet, die Beobachter moͤgen die Staͤrke ihrer Vergroͤſ- ſerungsglaͤſer beſtimmt haben oder nicht, die Figur unter welcher ſich das Herz zeigt, und die uͤbrige Vollkommenheit des Embryo. Aus dieſer Figur ſchließe ich, daß ein kleiner Herz als mein ziem- lich großes iſt, welches ich in der 5ten Figur ge- zeichnet habe, noch niemand geſehen hat. Was auch die Durchſichtigkeit betrift, ſo gibt es keine wuͤrkliche wie Waſſer oder Cryſtall durchſichtige Theile einmahl in dem Embryo, außer die Haut des Gelben, die Haut des Amnii, und in Erwach- ſenen das Peritonaͤum und die Pleura. Dieſe Theile aber ſind von den organiſchen Theilen, wor- aus das Thier zuſammengeſetzt iſt, ſehr unterſchie- den, und man muß nicht von dem einen auf das andere ſchließen. Sie beſtehen nicht aus Kuͤgel- chen, wie alle uͤbrige Theile; ſie haben keine Ge- faͤße und keine Nerven, und ſie bleiben, welches wohl zu merken iſt, zu allen Zeiten gleich durch- ſichtig. Dieſe alſo, welche unſern Augen auch nicht zwar entwiſcht ſind, koͤnnten doch aber wohl bis-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/112>, abgerufen am 22.11.2024.