Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_236.001 pwo_236.003 § 91. pwo_236.004 pwo_236.005Das deutsche Lustspiel. Dem deutschen Fastnachtspiel erwuchs eine Art Klassiker in Hans pwo_236.006 Zu eigentlichen Komödien schreitet er unter Einfluß des humanistischen pwo_236.011 Die weitere Entwicklung des deutschen Lustspiels wird zunächst pwo_236.020 Auch Andreas Gryph bewahrt im Lustspiel einen frischeren, volkstümlicheren pwo_236.029 pwo_236.001 pwo_236.003 § 91. pwo_236.004 pwo_236.005Das deutsche Lustspiel. Dem deutschen Fastnachtspiel erwuchs eine Art Klassiker in Hans pwo_236.006 Zu eigentlichen Komödien schreitet er unter Einfluß des humanistischen pwo_236.011 Die weitere Entwicklung des deutschen Lustspiels wird zunächst pwo_236.020 Auch Andreas Gryph bewahrt im Lustspiel einen frischeren, volkstümlicheren pwo_236.029 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0250" n="236"/><lb n="pwo_236.001"/> neben den Ernst des Weltlaufs die heitere Gegenseite stellt, die Tragik <lb n="pwo_236.002"/> durch Spiegelung in versöhnendem Humor überwindet.</p> </div> <div n="4"> <lb n="pwo_236.003"/> <head> <hi rendition="#c">§ 91. <lb n="pwo_236.004"/> Das deutsche Lustspiel.</hi> </head> <lb n="pwo_236.005"/> <p> Dem deutschen Fastnachtspiel erwuchs eine Art Klassiker in Hans <lb n="pwo_236.006"/> Sachs. Schon durch seine Stoffe verleiht er der Gattung Gehalt <lb n="pwo_236.007"/> und führt sie über das kleinliche Alltagsleben hinaus. So entfaltet <lb n="pwo_236.008"/> er einen ergötzlichen Spiegel der Zeit, ein heiteres Bild aller Stände, <lb n="pwo_236.009"/> eine Fülle von Charaktertypen.</p> <lb n="pwo_236.010"/> <p> Zu eigentlichen Komödien schreitet er unter Einfluß des humanistischen <lb n="pwo_236.011"/> Kunstdramas vor. Doch bleibt die Handlung in rein epischer <lb n="pwo_236.012"/> Folge stecken. Fragt man, durch welche Mittel Hans Sachs dramatische <lb n="pwo_236.013"/> Wirkung, vor allem Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit erreicht, <lb n="pwo_236.014"/> so finden wir uns in erster Linie auf den Dialog und die Scenerie, <lb n="pwo_236.015"/> aber doch ebenfalls auf intuitive Ansätze zu typischer Charakteristik <lb n="pwo_236.016"/> hingewiesen. Bezeichnend tritt, am Schluß ausdrücklich, Lehre und <lb n="pwo_236.017"/> Sittenpredigt zu der Handlung. Ein ethischer Zug ist in der Entwicklung <lb n="pwo_236.018"/> des deutschen Dramas unverkennbar mächtig.</p> <lb n="pwo_236.019"/> <p> Die weitere Entwicklung des deutschen Lustspiels wird zunächst <lb n="pwo_236.020"/> durch das Erscheinen der englischen Komödianten beeinflußt. Das <lb n="pwo_236.021"/> komische Volksschauspiel zieht mit den Wandertruppen unstät umher. <lb n="pwo_236.022"/> Unter den uns überlieferten Lustspielen aus der Wende des 16. und <lb n="pwo_236.023"/> 17. Jahrhunderts zeichnen sich die Stücke des Herzog Heinrich Julius <lb n="pwo_236.024"/> von Braunschweig mehr noch als auf tragischem Gebiete aus. Lebendiger <lb n="pwo_236.025"/> Wirklichkeitssinn und volkstümliche Frische vereint sich in ihm <lb n="pwo_236.026"/> mit den reifsten Ueberlieferungen des humanistischen und englischen <lb n="pwo_236.027"/> Dramas.</p> <lb n="pwo_236.028"/> <p> Auch Andreas Gryph bewahrt im Lustspiel einen frischeren, volkstümlicheren <lb n="pwo_236.029"/> Zug als im Trauerspiel, bleibt überdies ebenso wenig <lb n="pwo_236.030"/> von mittelbarem englischen Einfluß frei. Gryphs Scherzspiel „Die <lb n="pwo_236.031"/> geliebte Dornrose“ ist in das „Verliebte Gespenste“ verflochten: dergestalt <lb n="pwo_236.032"/> daß jenes Scherzspiel ein bäurisches Gegenstück zu dem Gesangspiel <lb n="pwo_236.033"/> der Gebildeten darstellt. Mit der Episode in Shakespeares <lb n="pwo_236.034"/> „Sommernachtstraum“ hängt „Peter Squenz“ zusammen, auch wieder </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0250]
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neben den Ernst des Weltlaufs die heitere Gegenseite stellt, die Tragik pwo_236.002
durch Spiegelung in versöhnendem Humor überwindet.
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§ 91. pwo_236.004
Das deutsche Lustspiel. pwo_236.005
Dem deutschen Fastnachtspiel erwuchs eine Art Klassiker in Hans pwo_236.006
Sachs. Schon durch seine Stoffe verleiht er der Gattung Gehalt pwo_236.007
und führt sie über das kleinliche Alltagsleben hinaus. So entfaltet pwo_236.008
er einen ergötzlichen Spiegel der Zeit, ein heiteres Bild aller Stände, pwo_236.009
eine Fülle von Charaktertypen.
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Zu eigentlichen Komödien schreitet er unter Einfluß des humanistischen pwo_236.011
Kunstdramas vor. Doch bleibt die Handlung in rein epischer pwo_236.012
Folge stecken. Fragt man, durch welche Mittel Hans Sachs dramatische pwo_236.013
Wirkung, vor allem Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit erreicht, pwo_236.014
so finden wir uns in erster Linie auf den Dialog und die Scenerie, pwo_236.015
aber doch ebenfalls auf intuitive Ansätze zu typischer Charakteristik pwo_236.016
hingewiesen. Bezeichnend tritt, am Schluß ausdrücklich, Lehre und pwo_236.017
Sittenpredigt zu der Handlung. Ein ethischer Zug ist in der Entwicklung pwo_236.018
des deutschen Dramas unverkennbar mächtig.
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Die weitere Entwicklung des deutschen Lustspiels wird zunächst pwo_236.020
durch das Erscheinen der englischen Komödianten beeinflußt. Das pwo_236.021
komische Volksschauspiel zieht mit den Wandertruppen unstät umher. pwo_236.022
Unter den uns überlieferten Lustspielen aus der Wende des 16. und pwo_236.023
17. Jahrhunderts zeichnen sich die Stücke des Herzog Heinrich Julius pwo_236.024
von Braunschweig mehr noch als auf tragischem Gebiete aus. Lebendiger pwo_236.025
Wirklichkeitssinn und volkstümliche Frische vereint sich in ihm pwo_236.026
mit den reifsten Ueberlieferungen des humanistischen und englischen pwo_236.027
Dramas.
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Auch Andreas Gryph bewahrt im Lustspiel einen frischeren, volkstümlicheren pwo_236.029
Zug als im Trauerspiel, bleibt überdies ebenso wenig pwo_236.030
von mittelbarem englischen Einfluß frei. Gryphs Scherzspiel „Die pwo_236.031
geliebte Dornrose“ ist in das „Verliebte Gespenste“ verflochten: dergestalt pwo_236.032
daß jenes Scherzspiel ein bäurisches Gegenstück zu dem Gesangspiel pwo_236.033
der Gebildeten darstellt. Mit der Episode in Shakespeares pwo_236.034
„Sommernachtstraum“ hängt „Peter Squenz“ zusammen, auch wieder
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