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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Und, Benedikt, lieb' immer, so gewöhn' ich pwo_235.002
Mein wildes Herz an deine teure Hand! pwo_235.003
Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön' ich pwo_235.004
Und unsre Herzen bind' ein heilig Band! pwo_235.005
Man sagt, du bist es wert, und ich kann schwören: pwo_235.006
Jch wußt' es schon, und besser als vom Hören!"
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Wiederum beruht die heitere Wirkung auf dem Gefühl des Gegensatzes. pwo_235.008
Oft führt der Verlauf der Handlung die komischen Hauptfiguren pwo_235.009
wenigstens zur Beschämung. Das ist selbst der Ausklang pwo_235.010
eines Falstaff:

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"Habe ich denn mein Gehirn in der Sonne gehabt und es pwo_235.012
getrocknet, daß es nicht vermochte, einer so groben Uebertölpelung pwo_235.013
zu begegnen? ... Nun ja, ich bin euer Text, und pwo_235.014
ihr seid im Vorsprung, ich bin in der Hinterhand ... Macht pwo_235.015
mit mir, was ihr wollt."

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Aber "demungeachtet" läßt ihn der Dichter ermuntern, "guter Dinge" pwo_235.017
zu sein: die ihn gefoppt, sind in anderer Weise ebenfalls beschämt, pwo_235.018
und alles klingt versöhnlich aus.

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Shakespeare giebt uns nach alledem nicht nur die Freude an pwo_235.020
einzelnen Narrheiten, den Genuß der heitern Seite an einzelnen Leidenschaften: pwo_235.021
er giebt uns die Freude am ganzen Menschen, die heitere pwo_235.022
Betrachtung einer vollen Persönlichkeit. Dabei stellt er Handlung und pwo_235.023
Charakter in Wechselwirkung; doch üben die Ereignisse, ja ausdrücklich pwo_235.024
angesponnene Jntriguen, mehr Einfluß auf den Charakter, als dieser pwo_235.025
auf den Gang der Handlung.

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Nicht außer Acht darf bleiben, daß Shakespeare auch im ernsten pwo_235.027
Drama komische Figuren verwendet. Vor allem erschien Falstaff pwo_235.028
früher als in den "Lustigen Weibern" bereits in "Heinrich IV." pwo_235.029
Daneben geht die Figur des Narren durch, die man im edleren Sinne pwo_235.030
als den Arlecchino die Verkörperung des komischen Wesens nennen pwo_235.031
muß: wie er, auch wo ihm eine bitter ernste Absicht vorschwebt, allen pwo_235.032
Dingen dieser Welt die heitere Gegenseite abzugewinnen weiß, stellt pwo_235.033
er unmittelbar vor, was die Seele des Lustspiels ausmacht, und pwo_235.034
repräsentiert somit andauernd im Trauerspiel die Funktion des Lustspiels. pwo_235.035
Damit benimmt er dem Weltbild die Einseitigkeit, indem er

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Und, Benedikt, lieb' immer, so gewöhn' ich pwo_235.002
Mein wildes Herz an deine teure Hand! pwo_235.003
Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön' ich pwo_235.004
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zu begegnen? ... Nun ja, ich bin euer Text, und pwo_235.014
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Aber „demungeachtet“ läßt ihn der Dichter ermuntern, „guter Dinge“ pwo_235.017
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und alles klingt versöhnlich aus.

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  Shakespeare giebt uns nach alledem nicht nur die Freude an pwo_235.020
einzelnen Narrheiten, den Genuß der heitern Seite an einzelnen Leidenschaften: pwo_235.021
er giebt uns die Freude am ganzen Menschen, die heitere pwo_235.022
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Charakter in Wechselwirkung; doch üben die Ereignisse, ja ausdrücklich pwo_235.024
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Drama komische Figuren verwendet. Vor allem erschien Falstaff pwo_235.028
früher als in den „Lustigen Weibern“ bereits in „Heinrich IV.“ pwo_235.029
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/249>, abgerufen am 24.11.2024.