Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_225.001 "Sag, willst du deine Diäten nicht pwo_225.006 pwo_225.007Gleich nehmen und dann wieder gehn?" "Gewiß, sehr gern!" pwo_225.008ist seine von Ratefreund erwartete, den Mann genugsam charakterisierende pwo_225.009 "Da nimm! das sind die Diäten, die man bei uns zahlt." pwo_225.011Ersichtliche Elemente des Lebens, die uns im Leben Aerger bereiten pwo_225.012 Ein heiteres Gegenbild des Lebens, eine Art Parodie bewirkt pwo_225.015 "Jetzt hurtig, Gespielin, verscheuche den Schlaf, pwo_225.024 pwo_225.026Laß ertönen die Weisen geweihten Gesangs, pwo_225.025 Die aus göttlichem Munde dir quellen hervor" u. s. f. Jmmer erzielt die Aristophanische Komödie ihre eigenartige pwo_225.027 So wirkt die griechische Komödie auf dieser Höhe ihres Könnens pwo_225.031 pwo_225.001 „Sag, willst du deine Diäten nicht pwo_225.006 pwo_225.007Gleich nehmen und dann wieder gehn?“ „Gewiß, sehr gern!“ pwo_225.008ist seine von Ratefreund erwartete, den Mann genugsam charakterisierende pwo_225.009 „Da nimm! das sind die Diäten, die man bei uns zahlt.“ pwo_225.011Ersichtliche Elemente des Lebens, die uns im Leben Aerger bereiten pwo_225.012 Ein heiteres Gegenbild des Lebens, eine Art Parodie bewirkt pwo_225.015 „Jetzt hurtig, Gespielin, verscheuche den Schlaf, pwo_225.024 pwo_225.026Laß ertönen die Weisen geweihten Gesangs, pwo_225.025 Die aus göttlichem Munde dir quellen hervor“ u. s. f. Jmmer erzielt die Aristophanische Komödie ihre eigenartige pwo_225.027 So wirkt die griechische Komödie auf dieser Höhe ihres Könnens pwo_225.031 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0239" n="225"/><lb n="pwo_225.001"/> nichts anderes als Prügel zu ernten. Nicht lange, so wird natürlich <lb n="pwo_225.002"/> auch ein staatlicher Kommissar in die neue Bundesstadt gesandt. <lb n="pwo_225.003"/> Ratefreund glaubt ihm den freundlichsten Empfang durch die Frage <lb n="pwo_225.004"/> vorzuspiegeln:</p> <lb n="pwo_225.005"/> <lg> <l> „Sag, willst du deine Diäten nicht</l> <lb n="pwo_225.006"/> <l>Gleich nehmen und dann wieder gehn?“</l> </lg> <lb n="pwo_225.007"/> <p> <hi rendition="#right">„Gewiß, sehr gern!“</hi> </p> <lb n="pwo_225.008"/> <p>ist seine von Ratefreund erwartete, den Mann genugsam charakterisierende <lb n="pwo_225.009"/> Gegenäußerung. So zahlt ihm Ratefreund mit Prügeln heim:</p> <lb n="pwo_225.010"/> <lg> <l>„Da nimm! das sind die Diäten, die man bei uns zahlt.“</l> </lg> <lb n="pwo_225.011"/> <p>Ersichtliche Elemente des Lebens, die uns im Leben Aerger bereiten <lb n="pwo_225.012"/> würden, sind in einer andern Sphäre gespiegelt und konsequent bis <lb n="pwo_225.013"/> zur äußersten Zuspitzung durchgeführt.</p> <lb n="pwo_225.014"/> <p> Ein heiteres Gegenbild des Lebens, eine Art Parodie bewirkt <lb n="pwo_225.015"/> namentlich auch die Uebertragung des Chors in diese andere, kleinlichere <lb n="pwo_225.016"/> Sphäre. Das anapästische Versmaß, die geflissentliche Feierlichkeit, <lb n="pwo_225.017"/> die dem ernst tragischen Ton nacheifert, ruft hier, wo man ihn <lb n="pwo_225.018"/> garnicht erwartet, eine ausgeprägt heitere Stimmung hervor. Die <lb n="pwo_225.019"/> gleiche Wirkung erzielt die pedantisch gewissenhafte Nachahmung der <lb n="pwo_225.020"/> menschlichen Opfergebräuche wie aller Elemente des Kultus. Gerade <lb n="pwo_225.021"/> der Wiedehopf ist es, der die feierliche Aufforderung an die Nachtigall <lb n="pwo_225.022"/> anstimmt:</p> <lb n="pwo_225.023"/> <lg> <l>„Jetzt hurtig, Gespielin, verscheuche den Schlaf,</l> <lb n="pwo_225.024"/> <l>Laß ertönen die Weisen geweihten Gesangs,</l> <lb n="pwo_225.025"/> <l>Die aus göttlichem Munde dir quellen hervor“</l> </lg> <lb n="pwo_225.026"/> <p>u. s. f. Jmmer erzielt die Aristophanische Komödie ihre eigenartige <lb n="pwo_225.027"/> Wirkung durch Verkehrung der ernsten oder selbst ärgerlichen Seiten <lb n="pwo_225.028"/> des Lebens in ihr Gegenstück; oft auch geschieht diese Verkehrung in <lb n="pwo_225.029"/> die entgegengesetzte Wirkung durch Uebertreibung des ernsten Objektes.</p> <lb n="pwo_225.030"/> <p> So wirkt die griechische Komödie auf dieser Höhe ihres Könnens <lb n="pwo_225.031"/> nicht anders wie in ihren Anfängen helles Lachen ausschließlich durch <lb n="pwo_225.032"/> Auffassung des Lebens von der heitern Seite. Sie ist deshalb durchaus <lb n="pwo_225.033"/> nicht auf eine ausgleichend und befriedigend zugespitzte Schlußwirkung <lb n="pwo_225.034"/> gestellt, die in unkünstlerischer Absichtlichkeit Lob und Tadel, <lb n="pwo_225.035"/> Lohn und Strafe unmittelbar austeilt. Auch wo ausdrücklich der <lb n="pwo_225.036"/> Bessere triumphiert oder der Verächtlichere beschämt von dannen zieht, </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0239]
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nichts anderes als Prügel zu ernten. Nicht lange, so wird natürlich pwo_225.002
auch ein staatlicher Kommissar in die neue Bundesstadt gesandt. pwo_225.003
Ratefreund glaubt ihm den freundlichsten Empfang durch die Frage pwo_225.004
vorzuspiegeln:
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„Sag, willst du deine Diäten nicht pwo_225.006
Gleich nehmen und dann wieder gehn?“
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„Gewiß, sehr gern!“
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ist seine von Ratefreund erwartete, den Mann genugsam charakterisierende pwo_225.009
Gegenäußerung. So zahlt ihm Ratefreund mit Prügeln heim:
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„Da nimm! das sind die Diäten, die man bei uns zahlt.“
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Ersichtliche Elemente des Lebens, die uns im Leben Aerger bereiten pwo_225.012
würden, sind in einer andern Sphäre gespiegelt und konsequent bis pwo_225.013
zur äußersten Zuspitzung durchgeführt.
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Ein heiteres Gegenbild des Lebens, eine Art Parodie bewirkt pwo_225.015
namentlich auch die Uebertragung des Chors in diese andere, kleinlichere pwo_225.016
Sphäre. Das anapästische Versmaß, die geflissentliche Feierlichkeit, pwo_225.017
die dem ernst tragischen Ton nacheifert, ruft hier, wo man ihn pwo_225.018
garnicht erwartet, eine ausgeprägt heitere Stimmung hervor. Die pwo_225.019
gleiche Wirkung erzielt die pedantisch gewissenhafte Nachahmung der pwo_225.020
menschlichen Opfergebräuche wie aller Elemente des Kultus. Gerade pwo_225.021
der Wiedehopf ist es, der die feierliche Aufforderung an die Nachtigall pwo_225.022
anstimmt:
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„Jetzt hurtig, Gespielin, verscheuche den Schlaf, pwo_225.024
Laß ertönen die Weisen geweihten Gesangs, pwo_225.025
Die aus göttlichem Munde dir quellen hervor“
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u. s. f. Jmmer erzielt die Aristophanische Komödie ihre eigenartige pwo_225.027
Wirkung durch Verkehrung der ernsten oder selbst ärgerlichen Seiten pwo_225.028
des Lebens in ihr Gegenstück; oft auch geschieht diese Verkehrung in pwo_225.029
die entgegengesetzte Wirkung durch Uebertreibung des ernsten Objektes.
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So wirkt die griechische Komödie auf dieser Höhe ihres Könnens pwo_225.031
nicht anders wie in ihren Anfängen helles Lachen ausschließlich durch pwo_225.032
Auffassung des Lebens von der heitern Seite. Sie ist deshalb durchaus pwo_225.033
nicht auf eine ausgleichend und befriedigend zugespitzte Schlußwirkung pwo_225.034
gestellt, die in unkünstlerischer Absichtlichkeit Lob und Tadel, pwo_225.035
Lohn und Strafe unmittelbar austeilt. Auch wo ausdrücklich der pwo_225.036
Bessere triumphiert oder der Verächtlichere beschämt von dannen zieht,
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