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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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festhält, ist Anakreon zum Klassiker des heiteren, freien, dabei immer pwo_134.002
geistvollen Tones geworden.

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"Mir zuwerfend den Purpurball, pwo_134.004
Fordert Eros im Goldgelock pwo_134.005
Mich zum Spiel mit dem zierlichen pwo_134.006
Buntsandaligen Kind auf. pwo_134.007
Doch sie stammt von der prangenden pwo_134.008
Lesbosinsel und rügt mein Haar; pwo_134.009
Grau ja sei's, und in Sehnsucht, ach, pwo_134.010
An ein blondes gedenkt sie."
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Wenigstens die Rudimente einer plastischen Scene sind hier wie oft pwo_134.012
noch erkennbar; bisweilen entwindet sich der Dichter aber auch dieser pwo_134.013
Anschaulichkeit, um sich ganz auf das innere Gefühl zurückzuziehen.

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Die weitere Entwicklung des Melos wird durch den Abstand pwo_134.015
der anakreontischen Schule von ihrem Meister bezeichnet. Für Anakreon pwo_134.016
ist Eros der Repräsentant wild begehrender männlicher Liebe; pwo_134.017
den Anakreontikern gilt er als loser Knabe, sie führen die seitdem herrschende pwo_134.018
Amorettenspielerei ein. Die Leidenschaft eines Jbykos stürmt:

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"Doch nicht achtet der lieblichen pwo_134.020
Jahrszeit Eros und läßt mich ruhn; pwo_134.021
Nein, wie thrakischer Wintersturm pwo_134.022
Widerleuchtend von Blitzesschein pwo_134.023
Fällt er, Kyprias wilder Sohn, pwo_134.024
Mit blindsengender Wut mich an pwo_134.025
Und erschüttert gewaltsam mir pwo_134.026
Die Grundfesten des Herzens."
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Als wuchtiger Schmied offenbart sich Eros einem Anakreon:

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"Mit schwerwuchtendem Hammerschlag, pwo_134.029
Wie die glühende Stang' ein Schmied, pwo_134.030
Trifft mich Eros und taucht mich dann pwo_134.031
Jn eiskaltes Gewässer."
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Dagegen nur als

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"ein Knäbchen, pwo_134.034
Kleingeflügelt, ausgerüstet pwo_134.035
Mit dem Bogen und dem Köcher,"
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erscheint er den Epigonen. Tändelei, die sehr bald konventionell erstarrt, pwo_134.037
wird ihnen die Liebe: nicht mehr aus Herzensnötigung, aus

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festhält, ist Anakreon zum Klassiker des heiteren, freien, dabei immer pwo_134.002
geistvollen Tones geworden.

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Fordert Eros im Goldgelock pwo_134.005
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Wenigstens die Rudimente einer plastischen Scene sind hier wie oft pwo_134.012
noch erkennbar; bisweilen entwindet sich der Dichter aber auch dieser pwo_134.013
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Als wuchtiger Schmied offenbart sich Eros einem Anakreon:

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Kleingeflügelt, ausgerüstet pwo_134.035
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erscheint er den Epigonen. Tändelei, die sehr bald konventionell erstarrt, pwo_134.037
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/148>, abgerufen am 22.11.2024.