Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_131.001 Mit einer Jnterjektion hebt auch er gern an, um ihr alsbald durch pwo_131.002 "Auf in den Kampf, ihr Enkel des unbezwungnen Herakles! pwo_131.004 pwo_131.005Streitet getrost! Noch nie wandt' euch den Rücken der Gott." Jn seiner Eunomia umfaßte Tyrtäos vollends - wie selbst die spärlichen pwo_131.006 Die Blüte des Melos knüpft sich vor allem an die Namen pwo_131.011 "Zeus kommt im Regen, mächtig vom Himmel braust pwo_131.017 pwo_131.020Der Wintersturm, schon stockt der Gewässer Lauf pwo_131.018 Jm scharfen Frost und kaum im Wetter pwo_131.019 Hält der bewipfelte Forst sich aufrecht." Daran schließt sich die Ausmalung der häuslichen Situation: pwo_131.021"Beut Trotz dem Eiswind! Schür' auf dem Herd empor pwo_131.022 pwo_131.025Die Lohe, schenk' süßpurpurnen Traubensaft, pwo_131.023 Schenk' reichlich und zum Trunk gelagert pwo_131.024 Lehne das Haupt in die weichen Kissen." Die politischen Lieder des Alkäos kleiden sich schon gern in allegorisches pwo_131.026 Charakteristisch für das Vordringen der lyrischen Form sind pwo_131.030 pwo_131.001 Mit einer Jnterjektion hebt auch er gern an, um ihr alsbald durch pwo_131.002 „Auf in den Kampf, ihr Enkel des unbezwungnen Herakles! pwo_131.004 pwo_131.005Streitet getrost! Noch nie wandt' euch den Rücken der Gott.“ Jn seiner Eunomia umfaßte Tyrtäos vollends – wie selbst die spärlichen pwo_131.006 Die Blüte des Melos knüpft sich vor allem an die Namen pwo_131.011 „Zeus kommt im Regen, mächtig vom Himmel braust pwo_131.017 pwo_131.020Der Wintersturm, schon stockt der Gewässer Lauf pwo_131.018 Jm scharfen Frost und kaum im Wetter pwo_131.019 Hält der bewipfelte Forst sich aufrecht.“ Daran schließt sich die Ausmalung der häuslichen Situation: pwo_131.021„Beut Trotz dem Eiswind! Schür' auf dem Herd empor pwo_131.022 pwo_131.025Die Lohe, schenk' süßpurpurnen Traubensaft, pwo_131.023 Schenk' reichlich und zum Trunk gelagert pwo_131.024 Lehne das Haupt in die weichen Kissen.“ Die politischen Lieder des Alkäos kleiden sich schon gern in allegorisches pwo_131.026 Charakteristisch für das Vordringen der lyrischen Form sind pwo_131.030 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0145" n="131"/> <lb n="pwo_131.001"/> <p>Mit einer Jnterjektion hebt auch er gern an, um ihr alsbald durch <lb n="pwo_131.002"/> geschichtliche Erinnerungen Rückhalt zu geben:</p> <lb n="pwo_131.003"/> <lg> <l>„Auf in den Kampf, ihr Enkel des unbezwungnen Herakles!</l> <lb n="pwo_131.004"/> <l>Streitet getrost! 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Nach Zeit und Ort für Auge und Ohr versinnlicht ein Trinklied <lb n="pwo_131.015"/> die zum Trinken einladende Situation:</p> <lb n="pwo_131.016"/> <lg> <l>„Zeus kommt im Regen, mächtig vom Himmel braust</l> <lb n="pwo_131.017"/> <l>Der Wintersturm, schon stockt der Gewässer Lauf</l> <lb n="pwo_131.018"/> <l>Jm scharfen Frost und kaum im Wetter</l> <lb n="pwo_131.019"/> <l>Hält der bewipfelte Forst sich aufrecht.“</l> </lg> <lb n="pwo_131.020"/> <p>Daran schließt sich die Ausmalung der häuslichen Situation:</p> <lb n="pwo_131.021"/> <lg> <l>„Beut Trotz dem Eiswind! Schür' auf dem Herd empor</l> <lb n="pwo_131.022"/> <l>Die Lohe, schenk' süßpurpurnen Traubensaft,</l> <lb n="pwo_131.023"/> <l>Schenk' reichlich und zum Trunk gelagert</l> <lb n="pwo_131.024"/> <l>Lehne das Haupt in die weichen Kissen.“</l> </lg> <lb n="pwo_131.025"/> <p>Die politischen Lieder des Alkäos kleiden sich schon gern in <hi rendition="#g">allegorisches</hi> <lb n="pwo_131.026"/> Gewand. So stellt er die Verwirrungen, denen die öffentlichen <lb n="pwo_131.027"/> Zustände durch die Umtriebe des Myrsilos verfallen waren, <lb n="pwo_131.028"/> unter dem Bilde des Sturmes auf See dar.</p> <lb n="pwo_131.029"/> <p> Charakteristisch für das Vordringen der lyrischen Form sind <lb n="pwo_131.030"/> schließlich seine Hymnen, die in ihrem melischen Versmaß das leisten, <lb n="pwo_131.031"/> was vordem die hexametrischen, rein episch gehaltenen Proömien bezweckten: <lb n="pwo_131.032"/> Verherrlichung der Götter als Einleitung für Vorträge der <lb n="pwo_131.033"/> Rhapsoden an Festtagen. Dabei erzählen diese melischen Mythendichtungen <lb n="pwo_131.034"/> gestalten- und farbenreich, mit Glanz und Fülle: auch die <lb n="pwo_131.035"/> epischen Elemente sind durchgeistigt und verklärt. So wird Apoll bei <lb n="pwo_131.036"/> seiner Rückkehr nach Delphi von dem Gesang der Nachtigallen und <lb n="pwo_131.037"/> Cikaden begrüßt, und heller rauscht die kastalische Quelle.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0145]
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Mit einer Jnterjektion hebt auch er gern an, um ihr alsbald durch pwo_131.002
geschichtliche Erinnerungen Rückhalt zu geben:
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„Auf in den Kampf, ihr Enkel des unbezwungnen Herakles! pwo_131.004
Streitet getrost! Noch nie wandt' euch den Rücken der Gott.“
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Jn seiner Eunomia umfaßte Tyrtäos vollends – wie selbst die spärlichen pwo_131.006
Bruchstücke erkennen lassen – neben dem gegenwärtigen Zustand pwo_131.007
Spartas auch dessen Vergangenheit; aber diese objektive Darstellung pwo_131.008
ist auf die Mahnung zugespitzt, an den alten Jnstitutionen pwo_131.009
festzuhalten und vom Kampf gegen die Messenier nicht abzulassen.
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Die Blüte des Melos knüpft sich vor allem an die Namen pwo_131.011
Alkäos und Sappho. Wie das Lied noch immer um so eindrucksvoller pwo_131.012
wirkt, je umfassender es sich plastische Scenerie bewahrt, veranschaulichen pwo_131.013
sowohl die geselligen als die politischen Gedichte des pwo_131.014
Alkäos. Nach Zeit und Ort für Auge und Ohr versinnlicht ein Trinklied pwo_131.015
die zum Trinken einladende Situation:
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„Zeus kommt im Regen, mächtig vom Himmel braust pwo_131.017
Der Wintersturm, schon stockt der Gewässer Lauf pwo_131.018
Jm scharfen Frost und kaum im Wetter pwo_131.019
Hält der bewipfelte Forst sich aufrecht.“
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Daran schließt sich die Ausmalung der häuslichen Situation:
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„Beut Trotz dem Eiswind! Schür' auf dem Herd empor pwo_131.022
Die Lohe, schenk' süßpurpurnen Traubensaft, pwo_131.023
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Lehne das Haupt in die weichen Kissen.“
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Die politischen Lieder des Alkäos kleiden sich schon gern in allegorisches pwo_131.026
Gewand. So stellt er die Verwirrungen, denen die öffentlichen pwo_131.027
Zustände durch die Umtriebe des Myrsilos verfallen waren, pwo_131.028
unter dem Bilde des Sturmes auf See dar.
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Charakteristisch für das Vordringen der lyrischen Form sind pwo_131.030
schließlich seine Hymnen, die in ihrem melischen Versmaß das leisten, pwo_131.031
was vordem die hexametrischen, rein episch gehaltenen Proömien bezweckten: pwo_131.032
Verherrlichung der Götter als Einleitung für Vorträge der pwo_131.033
Rhapsoden an Festtagen. Dabei erzählen diese melischen Mythendichtungen pwo_131.034
gestalten- und farbenreich, mit Glanz und Fülle: auch die pwo_131.035
epischen Elemente sind durchgeistigt und verklärt. So wird Apoll bei pwo_131.036
seiner Rückkehr nach Delphi von dem Gesang der Nachtigallen und pwo_131.037
Cikaden begrüßt, und heller rauscht die kastalische Quelle.
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