Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Menschen und Thiere. etc. ner-Eye über einer Lampe ausgebrüttet. DieLampe giebet ihm nichts mehr als Wär- me. Derowegen weil sie die Stelle der Henne vertreten kan; so kan auch diese nichts weiter dabey thun, als daß sie es erwärmet. Blosse Wärme kan aus einer unförmigen Materie keinen Cörper her- vorbringen, der aus soviel Gliedmassen zu- sammengesetzet ist. Denn die Wärme bringet bloß eine unordentliche Bewegung unter einander vor. Derowegen muß etwas aus Gliedmassen zusammengesetztes schon im kleinen vorhanden seyn, das bloß von der im Eye vorhandenen Nahrung erwachsen darf, und da ein Eye nicht frucht- bahr ist, es habe denn der Hahn die Henne getreten, muß dasselbe durch den männli- chen Saamen hinein gebracht werden. Da nun darinnen eine grosse Menge Thierlein vorhanden sind (§. 99. T. III. Exper.); so findet man etwas dergleichen in ihm, was man dazu nöthig hat, daß ein Eyerlein fruchtbahr wird. Malpighius (a), der die ungebrütteten Eyer mit Fleiß betrachtet, sowohl die fruchtbahren als die unfruchtbahren, hat zwischen beyden eben diesen Unterscheid gefunden, daß er in je- nen mitten darinnen wie ein aschenfarbiges Säcklein gesehen, darinnen er eine kleine Frucht (a) de ovo incubato.
der Menſchen und Thiere. ꝛc. ner-Eye uͤber einer Lampe ausgebruͤttet. DieLampe giebet ihm nichts mehr als Waͤr- me. Derowegen weil ſie die Stelle der Henne vertreten kan; ſo kan auch dieſe nichts weiter dabey thun, als daß ſie es erwaͤrmet. Bloſſe Waͤrme kan aus einer unfoͤrmigen Materie keinen Coͤrper her- vorbringen, der aus ſoviel Gliedmaſſen zu- ſammengeſetzet iſt. Denn die Waͤrme bringet bloß eine unordentliche Bewegung unter einander vor. Derowegen muß etwas aus Gliedmaſſen zuſammengeſetztes ſchon im kleinen vorhanden ſeyn, das bloß von der im Eye vorhandenen Nahrung erwachſen darf, und da ein Eye nicht frucht- bahr iſt, es habe denn der Hahn die Henne getreten, muß daſſelbe durch den maͤnnli- chen Saamen hinein gebracht werden. Da nun darinnen eine groſſe Menge Thierlein vorhanden ſind (§. 99. T. III. Exper.); ſo findet man etwas dergleichen in ihm, was man dazu noͤthig hat, daß ein Eyerlein fruchtbahr wird. Malpighius (a), der die ungebruͤtteten Eyer mit Fleiß betrachtet, ſowohl die fruchtbahren als die unfruchtbahren, hat zwiſchen beyden eben dieſen Unterſcheid gefunden, daß er in je- nen mitten darinnen wie ein aſchenfarbiges Saͤcklein geſehen, darinnen er eine kleine Frucht (a) de ovo incubato.
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der Menſchen und Thiere. ꝛc.
ner-Eye uͤber einer Lampe ausgebruͤttet. Die
Lampe giebet ihm nichts mehr als Waͤr-
me. Derowegen weil ſie die Stelle der
Henne vertreten kan; ſo kan auch dieſe
nichts weiter dabey thun, als daß ſie es
erwaͤrmet. Bloſſe Waͤrme kan aus einer
unfoͤrmigen Materie keinen Coͤrper her-
vorbringen, der aus ſoviel Gliedmaſſen zu-
ſammengeſetzet iſt. Denn die Waͤrme
bringet bloß eine unordentliche Bewegung
unter einander vor. Derowegen muß
etwas aus Gliedmaſſen zuſammengeſetztes
ſchon im kleinen vorhanden ſeyn, das bloß
von der im Eye vorhandenen Nahrung
erwachſen darf, und da ein Eye nicht frucht-
bahr iſt, es habe denn der Hahn die Henne
getreten, muß daſſelbe durch den maͤnnli-
chen Saamen hinein gebracht werden.
Da nun darinnen eine groſſe Menge
Thierlein vorhanden ſind (§. 99. T. III.
Exper.); ſo findet man etwas dergleichen
in ihm, was man dazu noͤthig hat, daß ein
Eyerlein fruchtbahr wird. Malpighius
(a), der die ungebruͤtteten Eyer mit Fleiß
betrachtet, ſowohl die fruchtbahren als die
unfruchtbahren, hat zwiſchen beyden eben
dieſen Unterſcheid gefunden, daß er in je-
nen mitten darinnen wie ein aſchenfarbiges
Saͤcklein geſehen, darinnen er eine kleine
Frucht
(a) de ovo incubato.
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