nun dessen desto mehr versichert wäre, hat Nucke folgenden Versuch angestellet. Er schnitt einen Hund, nach dem er gelauffen hatte, von der lincken Seite auf und nahm den daselbst liegenden Theil von der Ge- bähr-Mutter heraus. Weil er nun merck- te, daß im Eyer-Stocke zwey Eyer grös- ser aussahen als die übrigen, band er zwi- schen dem Eyer-Stocke und der Mutter- Scheide die Gebähr-Mutter und heilete innerhalb 8 Tagen die Wunde wieder zu. Als er nach 20 Tagen den Hund eröffnete, fand er in dem verbundenen Theile zwey junge: hingegen in dem andern Theile ge- gen die Scheide war keines anzutreffen. Es war demnach hieraus klar, daß das Ey- erlein durch den männlichen Saamen an- fängt zu wachsen und aus dem Eyer-Sto- cke in die Mutter gebracht wird. So bald es nun da hinein kommet und hinten an- wächst; so ist auch die Empfängniß gesche- hen.
§. 443.
Man findet keinen Weg, da-Wie das Eyerlein an die Mutter kommet. durch der Saame zu dem Eyer-Stocke und aus diesem das Eyerlein in die Mutter kom- men kan, als die Mutter-Trompeten (tu- bas Fallopianas), die zu beyden Seiten der Mutter über den Eyer-Stöcken liegen. Da man nun bey schwangeren Weibern, wel- che verstorben, Kinder in der Mutter-Trom- pete gefunden, woselbst das Eyerlein ange-
wach-
der Menſchen und Thiere ꝛc.
nun deſſen deſto mehr verſichert waͤre, hat Nucke folgenden Verſuch angeſtellet. Er ſchnitt einen Hund, nach dem er gelauffen hatte, von der lincken Seite auf und nahm den daſelbſt liegenden Theil von der Ge- baͤhr-Mutter heraus. Weil er nun merck- te, daß im Eyer-Stocke zwey Eyer groͤſ- ſer ausſahen als die uͤbrigen, band er zwi- ſchen dem Eyer-Stocke und der Mutter- Scheide die Gebaͤhr-Mutter und heilete innerhalb 8 Tagen die Wunde wieder zu. Als er nach 20 Tagen den Hund eroͤffnete, fand er in dem verbundenen Theile zwey junge: hingegen in dem andern Theile ge- gen die Scheide war keines anzutreffen. Es war demnach hieraus klar, daß das Ey- erlein durch den maͤnnlichen Saamen an- faͤngt zu wachſen und aus dem Eyer-Sto- cke in die Mutter gebracht wird. So bald es nun da hinein kommet und hinten an- waͤchſt; ſo iſt auch die Empfaͤngniß geſche- hen.
§. 443.
Man findet keinen Weg, da-Wie das Eyerlein an die Mutter kommet. durch der Saame zu dem Eyer-Stocke und aus dieſem das Eyerlein in die Mutter kom- men kan, als die Mutter-Trompeten (tu- bas Fallopianas), die zu beyden Seiten der Mutter uͤber den Eyer-Stoͤcken liegen. Da man nun bey ſchwangeren Weibern, wel- che verſtorben, Kinder in der Mutter-Trom- pete gefunden, woſelbſt das Eyerlein ange-
wach-
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der Menſchen und Thiere ꝛc.
nun deſſen deſto mehr verſichert waͤre, hat
Nucke folgenden Verſuch angeſtellet. Er
ſchnitt einen Hund, nach dem er gelauffen
hatte, von der lincken Seite auf und nahm
den daſelbſt liegenden Theil von der Ge-
baͤhr-Mutter heraus. Weil er nun merck-
te, daß im Eyer-Stocke zwey Eyer groͤſ-
ſer ausſahen als die uͤbrigen, band er zwi-
ſchen dem Eyer-Stocke und der Mutter-
Scheide die Gebaͤhr-Mutter und heilete
innerhalb 8 Tagen die Wunde wieder zu.
Als er nach 20 Tagen den Hund eroͤffnete,
fand er in dem verbundenen Theile zwey
junge: hingegen in dem andern Theile ge-
gen die Scheide war keines anzutreffen.
Es war demnach hieraus klar, daß das Ey-
erlein durch den maͤnnlichen Saamen an-
faͤngt zu wachſen und aus dem Eyer-Sto-
cke in die Mutter gebracht wird. So bald
es nun da hinein kommet und hinten an-
waͤchſt; ſo iſt auch die Empfaͤngniß geſche-
hen.
§. 443. Man findet keinen Weg, da-
durch der Saame zu dem Eyer-Stocke und
aus dieſem das Eyerlein in die Mutter kom-
men kan, als die Mutter-Trompeten (tu-
bas Fallopianas), die zu beyden Seiten der
Mutter uͤber den Eyer-Stoͤcken liegen. Da
man nun bey ſchwangeren Weibern, wel-
che verſtorben, Kinder in der Mutter-Trom-
pete gefunden, woſelbſt das Eyerlein ange-
wach-
Wie das
Eyerlein
an die
Mutter
kommet.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/751>, abgerufen am 22.11.2024.
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