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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XIV. Von den Sinnen.
Das Licht, welches auf dem netzförmigen
Häutlein ein der Sache ähnliches Bildlein
formiret, theilet dem Gesichts-Nerven eine
Bewegung mit, die bis in das Gehirne ge-
bracht wird (§. 778 Met.). Und hierinnen
bestehet die Veränderung, welche in dem
Leibe vorgehet, indem wir sehen.

§. 427.

Zu dem Gehöre ist das OhreWas im
Leibe ge-
schiehet,
wenn wir
hören.

gewiedmet. Der äussere Theil (auricula)
ist zwar weich, damit man nicht gedruckt
wird, wenn man darauf lieget, jedoch aber
bestehet er aus einem Knorpel, damit der
Schall, der davon aufgefangen wird, in
das innere Ohre sich reflectiren lässet. Der
Schall, sowohl derjenige, der vor sich hin-
ein fället, als von dem äusseren Theile re-
flectiret wird, paßiret den Gehör-Gang
(meatum auditorium) und ist von innen
gantz knochig, weil der Schall von dem wei-
chen geschwächt wird, aber nicht von har-
tem. Die darinnen vorhandene kleine Drü-
sen sondern das Ohrenschmaltz ab, welches
durch seinen bitteren Geschmack das Unge-
ziefer vertreibet, daß es in das Ohre hinein
kreucht. Zu Ende des Gehör-Ganges
stösset der Schall an das Trummel-Fell
(membranam tympani), welches vermit-
telst der Gehör-Knochen, als dem Ham-
mer
(malleo), Ambose (incude), Steig-
biegel
(Stapede) und dem rundten Bein-
lein
(orbiculari) starck gespannet, wenn

der

Cap. XIV. Von den Sinnen.
Das Licht, welches auf dem netzfoͤrmigen
Haͤutlein ein der Sache aͤhnliches Bildlein
formiret, theilet dem Geſichts-Nerven eine
Bewegung mit, die bis in das Gehirne ge-
bracht wird (§. 778 Met.). Und hierinnen
beſtehet die Veraͤnderung, welche in dem
Leibe vorgehet, indem wir ſehen.

§. 427.

Zu dem Gehoͤre iſt das OhreWas im
Leibe ge-
ſchiehet,
wenn wir
hoͤren.

gewiedmet. Der aͤuſſere Theil (auricula)
iſt zwar weich, damit man nicht gedruckt
wird, wenn man darauf lieget, jedoch aber
beſtehet er aus einem Knorpel, damit der
Schall, der davon aufgefangen wird, in
das innere Ohre ſich reflectiren laͤſſet. Der
Schall, ſowohl derjenige, der vor ſich hin-
ein faͤllet, als von dem aͤuſſeren Theile re-
flectiret wird, paßiret den Gehoͤr-Gang
(meatum auditorium) und iſt von innen
gantz knochig, weil der Schall von dem wei-
chen geſchwaͤcht wird, aber nicht von har-
tem. Die darinnen vorhandene kleine Druͤ-
ſen ſondern das Ohrenſchmaltz ab, welches
durch ſeinen bitteren Geſchmack das Unge-
ziefer vertreibet, daß es in das Ohre hinein
kreucht. Zu Ende des Gehoͤr-Ganges
ſtoͤſſet der Schall an das Trummel-Fell
(membranam tympani), welches vermit-
telſt der Gehoͤr-Knochen, als dem Ham-
mer
(malleo), Amboſe (incude), Steig-
biegel
(Stapede) und dem rundten Bein-
lein
(orbiculari) ſtarck geſpannet, wenn

der
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[687/0723] Cap. XIV. Von den Sinnen. Das Licht, welches auf dem netzfoͤrmigen Haͤutlein ein der Sache aͤhnliches Bildlein formiret, theilet dem Geſichts-Nerven eine Bewegung mit, die bis in das Gehirne ge- bracht wird (§. 778 Met.). Und hierinnen beſtehet die Veraͤnderung, welche in dem Leibe vorgehet, indem wir ſehen. §. 427. Zu dem Gehoͤre iſt das Ohre gewiedmet. Der aͤuſſere Theil (auricula) iſt zwar weich, damit man nicht gedruckt wird, wenn man darauf lieget, jedoch aber beſtehet er aus einem Knorpel, damit der Schall, der davon aufgefangen wird, in das innere Ohre ſich reflectiren laͤſſet. Der Schall, ſowohl derjenige, der vor ſich hin- ein faͤllet, als von dem aͤuſſeren Theile re- flectiret wird, paßiret den Gehoͤr-Gang (meatum auditorium) und iſt von innen gantz knochig, weil der Schall von dem wei- chen geſchwaͤcht wird, aber nicht von har- tem. Die darinnen vorhandene kleine Druͤ- ſen ſondern das Ohrenſchmaltz ab, welches durch ſeinen bitteren Geſchmack das Unge- ziefer vertreibet, daß es in das Ohre hinein kreucht. Zu Ende des Gehoͤr-Ganges ſtoͤſſet der Schall an das Trummel-Fell (membranam tympani), welches vermit- telſt der Gehoͤr-Knochen, als dem Ham- mer (malleo), Amboſe (incude), Steig- biegel (Stapede) und dem rundten Bein- lein (orbiculari) ſtarck geſpannet, wenn der Was im Leibe ge- ſchiehet, wenn wir hoͤren.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/723>, abgerufen am 17.06.2024.