befindete: weil aber durch die Transpira- tion ohne Unterlaß viel weggehet (§. 422), so muß es wieder ersetzet werden, wenn er nicht abnehmen soll. Aber eben weil der Leib durch die blosse Transpiration gantz verfället und abnimmet, wenn nicht durch Speise und Tranck der Abgang wieder er- setzet wird; so gehet nicht allein das unnü- tze, sondern zugleich das nütze weg. Wenn man durch Fasten oder Kranckheit, da man wenig oder gar keine Speise geniessen kön- nen, gantz abgenommen; so wird durch Speise und Tranck der Abgang nach und nach wieder ersetzet (§. 25). Und deswegen er- hellet, daß die Materie, welche ausdunstet nicht bloß dieienige ist, welche durch den Ge- nuß der Speise zuletzt in den Leib hinein kommen, sondern viel mehr diejenige, welche die Substantz des Leibes ausgemacht. Es bestehet demnach unser Leib nicht beständig aus einerley Materie.
Das XIV. Capitel. Von den Sinnen.
§. 424.
Worin- nen die Thiere von den
DJe Pflantzen werden gleichfalls er- nähret und muß durch die Nah- rung bey ihnen ersetzet werden,
was
Cap. XIV. Von den Sinnen.
befindete: weil aber durch die Tranſpira- tion ohne Unterlaß viel weggehet (§. 422), ſo muß es wieder erſetzet werden, wenn er nicht abnehmen ſoll. Aber eben weil der Leib durch die bloſſe Tranſpiration gantz verfaͤllet und abnimmet, wenn nicht durch Speiſe und Tranck der Abgang wieder er- ſetzet wird; ſo gehet nicht allein das unnuͤ- tze, ſondern zugleich das nuͤtze weg. Wenn man durch Faſten oder Kranckheit, da man wenig oder gar keine Speiſe genieſſen koͤn- nen, gantz abgenommen; ſo wird durch Speiſe und Tranck der Abgang nach und nach wieder erſetzet (§. 25). Und deswegen er- hellet, daß die Materie, welche ausdunſtet nicht bloß dieienige iſt, welche durch den Ge- nuß der Speiſe zuletzt in den Leib hinein kommen, ſondern viel mehr diejenige, welche die Subſtantz des Leibes ausgemacht. Es beſtehet demnach unſer Leib nicht beſtaͤndig aus einerley Materie.
Das XIV. Capitel. Von den Sinnen.
§. 424.
Worin- nen die Thiere von den
DJe Pflantzen werden gleichfalls er- naͤhret und muß durch die Nah- rung bey ihnen erſetzet werden,
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Cap. XIV. Von den Sinnen.
befindete: weil aber durch die Tranſpira-
tion ohne Unterlaß viel weggehet (§. 422),
ſo muß es wieder erſetzet werden, wenn er
nicht abnehmen ſoll. Aber eben weil der
Leib durch die bloſſe Tranſpiration gantz
verfaͤllet und abnimmet, wenn nicht durch
Speiſe und Tranck der Abgang wieder er-
ſetzet wird; ſo gehet nicht allein das unnuͤ-
tze, ſondern zugleich das nuͤtze weg. Wenn
man durch Faſten oder Kranckheit, da man
wenig oder gar keine Speiſe genieſſen koͤn-
nen, gantz abgenommen; ſo wird durch
Speiſe und Tranck der Abgang nach und
nach wieder erſetzet (§. 25). Und deswegen er-
hellet, daß die Materie, welche ausdunſtet
nicht bloß dieienige iſt, welche durch den Ge-
nuß der Speiſe zuletzt in den Leib hinein
kommen, ſondern viel mehr diejenige, welche
die Subſtantz des Leibes ausgemacht. Es
beſtehet demnach unſer Leib nicht beſtaͤndig
aus einerley Materie.
Das XIV. Capitel.
Von den Sinnen.
§. 424.
DJe Pflantzen werden gleichfalls er-
naͤhret und muß durch die Nah-
rung bey ihnen erſetzet werden,
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/718>, abgerufen am 17.06.2024.
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