Haut abziehet, und die Ader von dem Flei- sche so weit ablöset, daß man mit einem Fa- den darzwischen kommen und sie binden kan, dieselbe zwischen dem Orte, wo man sie gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird, von der andern Seite aber aufschwellt: da- her auch das Blut von dieser Seite häuffig heraus sprützet, wenn man sie eröffnet, aus jener hingegen nur gantz wenig heraus tröpffelt. Und hieraus ist klar, daß die ge- meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen zuführen. Man kan auf eben die Weise erken- nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem Hertzen wegführen: es folget aber auch vor sich, daß es geschehen müsse, wenn einmahl gewiß ist, daß es die Adern hinbringen. Das Hertze wird durch einen Unterscheid in zwey Höhlen eingetheilet, deren eine die rechte, die andere die lincke Hertzkammer genen- net wird. Jch habe schon erinert, daß die grosse Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam- mer gehet, und daraus zugleich die Lungen- Puls-Ader entspringet, die ihre Aeste durch die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das Geblütte demnach, was die Hohl-Ader in das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun- gen-Puls-Ader ausgesprützet und die be- sonderen Ventile oder Fallen hindern, daß es weder aus dem Hertzen wieder zurücke in die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls- Ader in das Hertze treten kan. Weil nun
die
Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung
Haut abziehet, und die Ader von dem Flei- ſche ſo weit abloͤſet, daß man mit einem Fa- den darzwiſchen kommen und ſie binden kan, dieſelbe zwiſchen dem Orte, wo man ſie gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird, von der andern Seite aber aufſchwellt: da- her auch das Blut von dieſer Seite haͤuffig heraus ſpruͤtzet, wenn man ſie eroͤffnet, aus jener hingegen nur gantz wenig heraus troͤpffelt. Und hieraus iſt klar, daß die ge- meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen zufuͤhrẽ. Man kan auf eben die Weiſe erken- nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem Hertzen wegfuͤhren: es folget aber auch vor ſich, daß es geſchehen muͤſſe, wenn einmahl gewiß iſt, daß es die Adern hinbringen. Das Hertze wird durch einen Unterſcheid in zwey Hoͤhlen eingetheilet, deren eine die rechte, die andere die lincke Hertzkammer genen- net wird. Jch habe ſchon erinert, daß die groſſe Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam- mer gehet, und daraus zugleich die Lungen- Puls-Ader entſpringet, die ihre Aeſte durch die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das Gebluͤtte demnach, was die Hohl-Ader in das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun- gen-Puls-Ader ausgeſpruͤtzet und die be- ſonderen Ventile oder Fallen hindern, daß es weder aus dem Hertzen wieder zuruͤcke in die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls- Ader in das Hertze treten kan. Weil nun
die
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Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung
Haut abziehet, und die Ader von dem Flei-
ſche ſo weit abloͤſet, daß man mit einem Fa-
den darzwiſchen kommen und ſie binden
kan, dieſelbe zwiſchen dem Orte, wo man ſie
gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird,
von der andern Seite aber aufſchwellt: da-
her auch das Blut von dieſer Seite haͤuffig
heraus ſpruͤtzet, wenn man ſie eroͤffnet, aus
jener hingegen nur gantz wenig heraus
troͤpffelt. Und hieraus iſt klar, daß die ge-
meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen
zufuͤhrẽ. Man kan auf eben die Weiſe erken-
nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem
Hertzen wegfuͤhren: es folget aber auch vor
ſich, daß es geſchehen muͤſſe, wenn einmahl
gewiß iſt, daß es die Adern hinbringen. Das
Hertze wird durch einen Unterſcheid in zwey
Hoͤhlen eingetheilet, deren eine die rechte,
die andere die lincke Hertzkammer genen-
net wird. Jch habe ſchon erinert, daß die
groſſe Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam-
mer gehet, und daraus zugleich die Lungen-
Puls-Ader entſpringet, die ihre Aeſte durch
die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das
Gebluͤtte demnach, was die Hohl-Ader in
das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun-
gen-Puls-Ader ausgeſpruͤtzet und die be-
ſonderen Ventile oder Fallen hindern, daß
es weder aus dem Hertzen wieder zuruͤcke in
die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/700>, abgerufen am 25.11.2024.
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