Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XIII. Von der Ernährung
Haut abziehet, und die Ader von dem Flei-
sche so weit ablöset, daß man mit einem Fa-
den darzwischen kommen und sie binden
kan, dieselbe zwischen dem Orte, wo man sie
gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird,
von der andern Seite aber aufschwellt: da-
her auch das Blut von dieser Seite häuffig
heraus sprützet, wenn man sie eröffnet, aus
jener hingegen nur gantz wenig heraus
tröpffelt. Und hieraus ist klar, daß die ge-
meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen
zuführen. Man kan auf eben die Weise erken-
nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem
Hertzen wegführen: es folget aber auch vor
sich, daß es geschehen müsse, wenn einmahl
gewiß ist, daß es die Adern hinbringen. Das
Hertze wird durch einen Unterscheid in zwey
Höhlen eingetheilet, deren eine die rechte,
die andere die lincke Hertzkammer genen-
net wird. Jch habe schon erinert, daß die
grosse Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam-
mer gehet, und daraus zugleich die Lungen-
Puls-Ader entspringet, die ihre Aeste durch
die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das
Geblütte demnach, was die Hohl-Ader in
das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun-
gen-Puls-Ader ausgesprützet und die be-
sonderen Ventile oder Fallen hindern, daß
es weder aus dem Hertzen wieder zurücke in
die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls-
Ader in das Hertze treten kan. Weil nun

die

Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung
Haut abziehet, und die Ader von dem Flei-
ſche ſo weit abloͤſet, daß man mit einem Fa-
den darzwiſchen kommen und ſie binden
kan, dieſelbe zwiſchen dem Orte, wo man ſie
gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird,
von der andern Seite aber aufſchwellt: da-
her auch das Blut von dieſer Seite haͤuffig
heraus ſpruͤtzet, wenn man ſie eroͤffnet, aus
jener hingegen nur gantz wenig heraus
troͤpffelt. Und hieraus iſt klar, daß die ge-
meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen
zufuͤhrẽ. Man kan auf eben die Weiſe erken-
nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem
Hertzen wegfuͤhren: es folget aber auch vor
ſich, daß es geſchehen muͤſſe, wenn einmahl
gewiß iſt, daß es die Adern hinbringen. Das
Hertze wird durch einen Unterſcheid in zwey
Hoͤhlen eingetheilet, deren eine die rechte,
die andere die lincke Hertzkammer genen-
net wird. Jch habe ſchon erinert, daß die
groſſe Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam-
mer gehet, und daraus zugleich die Lungen-
Puls-Ader entſpringet, die ihre Aeſte durch
die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das
Gebluͤtte demnach, was die Hohl-Ader in
das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun-
gen-Puls-Ader ausgeſpruͤtzet und die be-
ſonderen Ventile oder Fallen hindern, daß
es weder aus dem Hertzen wieder zuruͤcke in
die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls-
Ader in das Hertze treten kan. Weil nun

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0700" n="664"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XIII.</hi> Von der Erna&#x0364;hrung</hi></fw><lb/>
Haut abziehet, und die Ader von dem Flei-<lb/>
&#x017F;che &#x017F;o weit ablo&#x0364;&#x017F;et, daß man mit einem Fa-<lb/>
den darzwi&#x017F;chen kommen und &#x017F;ie binden<lb/>
kan, die&#x017F;elbe zwi&#x017F;chen dem Orte, wo man &#x017F;ie<lb/>
gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird,<lb/>
von der andern Seite aber auf&#x017F;chwellt: da-<lb/>
her auch das Blut von die&#x017F;er Seite ha&#x0364;uffig<lb/>
heraus &#x017F;pru&#x0364;tzet, wenn man &#x017F;ie ero&#x0364;ffnet, aus<lb/>
jener hingegen nur gantz wenig heraus<lb/>
tro&#x0364;pffelt. Und hieraus i&#x017F;t klar, daß die ge-<lb/>
meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen<lb/>
zufu&#x0364;hr&#x1EBD;. Man kan auf eben die Wei&#x017F;e erken-<lb/>
nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem<lb/>
Hertzen wegfu&#x0364;hren: es folget aber auch vor<lb/>
&#x017F;ich, daß es ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wenn einmahl<lb/>
gewiß i&#x017F;t, daß es die Adern hinbringen. Das<lb/>
Hertze wird durch einen Unter&#x017F;cheid in zwey<lb/><hi rendition="#fr">Ho&#x0364;hlen</hi> eingetheilet, deren eine die <hi rendition="#fr">rechte,</hi><lb/>
die andere die <hi rendition="#fr">lincke Hertzkammer</hi> genen-<lb/>
net wird. Jch habe &#x017F;chon erinert, daß die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam-<lb/>
mer gehet, und daraus zugleich die Lungen-<lb/>
Puls-Ader ent&#x017F;pringet, die ihre Ae&#x017F;te durch<lb/>
die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das<lb/>
Geblu&#x0364;tte demnach, was die Hohl-Ader in<lb/>
das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun-<lb/>
gen-Puls-Ader ausge&#x017F;pru&#x0364;tzet und die be-<lb/>
&#x017F;onderen <hi rendition="#fr">Ventile</hi> oder <hi rendition="#fr">Fallen</hi> hindern, daß<lb/>
es weder aus dem Hertzen wieder zuru&#x0364;cke in<lb/>
die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls-<lb/>
Ader in das Hertze treten kan. Weil nun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[664/0700] Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung Haut abziehet, und die Ader von dem Flei- ſche ſo weit abloͤſet, daß man mit einem Fa- den darzwiſchen kommen und ſie binden kan, dieſelbe zwiſchen dem Orte, wo man ſie gebunden, und dem Hertzen gantz leer wird, von der andern Seite aber aufſchwellt: da- her auch das Blut von dieſer Seite haͤuffig heraus ſpruͤtzet, wenn man ſie eroͤffnet, aus jener hingegen nur gantz wenig heraus troͤpffelt. Und hieraus iſt klar, daß die ge- meinen Blut-Adern das Blut dem Hertzen zufuͤhrẽ. Man kan auf eben die Weiſe erken- nen, daß die Puls-Adern das Blut von dem Hertzen wegfuͤhren: es folget aber auch vor ſich, daß es geſchehen muͤſſe, wenn einmahl gewiß iſt, daß es die Adern hinbringen. Das Hertze wird durch einen Unterſcheid in zwey Hoͤhlen eingetheilet, deren eine die rechte, die andere die lincke Hertzkammer genen- net wird. Jch habe ſchon erinert, daß die groſſe Hohl-Ader in die rechte Hertz-Kam- mer gehet, und daraus zugleich die Lungen- Puls-Ader entſpringet, die ihre Aeſte durch die gantze Lunge zertheilet (§. 414). Das Gebluͤtte demnach, was die Hohl-Ader in das Hertze bringet, wird von ihm in die Lun- gen-Puls-Ader ausgeſpruͤtzet und die be- ſonderen Ventile oder Fallen hindern, daß es weder aus dem Hertzen wieder zuruͤcke in die Hohl-Ader, noch aus der Lungen-Puls- Ader in das Hertze treten kan. Weil nun die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/700
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/700>, abgerufen am 17.06.2024.