was geschehen würde, wenn es aus einer Spritze heraus gespritzt würde, und begreift demnach ein jeder, daß dadurch keine Aen- derung in dem mit dem Geblütte vermisch- ten Nahrungs-Saffte sich ereignen kan. Wenn etwas eine wesentliche Verände- rung leiden soll, so müssen die Theile, die durch Vermischung anderer Materien ent- standen, aufgelöset, einige Materien abge- sondert, andere von neuem damit vermen- get werden. Dieses aber geschiehet in dem Nahrungs-Saffte nicht auf einmahl, son- dern nach und nach, indem er viele Wege mit dem Geblüte durchpaßiret. Und da- her ist nöthig, daß wir die Bewegung des Geblüttes genauer erwegen, und was sich mit ihm unterwegens zuträget, überlegen.
§. 415.
Wenn man acht giebet, wie dieWie sich das Ge- blütte im Leibe be- weget. Blut-Adern und Puls-Adern mit dem Her- tzen zusammen hangen; so kan man auch begreiffen, wie sich das Geblütte in dem Lei- be herum beweget. Der Unterscheid der gemeinen Blut-Adern und der Puls-Adern bestehet darinnen, daß jene das Blut dem Hertzen zuführen, diese hingegen es von ihm wieder wegbringen. Es hat schon Rohault (a) angemercket, daß, wenn man einem le- bendigen Hunde oder einem andern Thiere an einem Orte, wo eine Ader srey lieget, die
Haut
(a)Tract. Phys. part. 4. c. 12. §. 9. p. m. 473.
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der Menſchen und Thiere.
was geſchehen wuͤrde, wenn es aus einer Spritze heraus geſpritzt wuͤrde, und begreift demnach ein jeder, daß dadurch keine Aen- derung in dem mit dem Gebluͤtte vermiſch- ten Nahrungs-Saffte ſich ereignen kan. Wenn etwas eine weſentliche Veraͤnde- rung leiden ſoll, ſo muͤſſen die Theile, die durch Vermiſchung anderer Materien ent- ſtanden, aufgeloͤſet, einige Materien abge- ſondert, andere von neuem damit vermen- get werden. Dieſes aber geſchiehet in dem Nahrungs-Saffte nicht auf einmahl, ſon- dern nach und nach, indem er viele Wege mit dem Gebluͤte durchpaßiret. Und da- her iſt noͤthig, daß wir die Bewegung des Gebluͤttes genauer erwegen, und was ſich mit ihm unterwegens zutraͤget, uͤberlegen.
§. 415.
Wenn man acht giebet, wie dieWie ſich das Ge- bluͤtte im Leibe be- weget. Blut-Adern und Puls-Adern mit dem Her- tzen zuſammen hangen; ſo kan man auch begreiffen, wie ſich das Gebluͤtte in dem Lei- be herum beweget. Der Unterſcheid der gemeinen Blut-Adern und der Puls-Adern beſtehet darinnen, daß jene das Blut dem Hertzen zufuͤhren, dieſe hingegen es von ihm wieder wegbringen. Es hat ſchon Rohault (a) angemercket, daß, wenn man einem le- bendigen Hunde oder einem andern Thiere an einem Orte, wo eine Ader ſrey lieget, die
Haut
(a)Tract. Phyſ. part. 4. c. 12. §. 9. p. m. 473.
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der Menſchen und Thiere.
was geſchehen wuͤrde, wenn es aus einer
Spritze heraus geſpritzt wuͤrde, und begreift
demnach ein jeder, daß dadurch keine Aen-
derung in dem mit dem Gebluͤtte vermiſch-
ten Nahrungs-Saffte ſich ereignen kan.
Wenn etwas eine weſentliche Veraͤnde-
rung leiden ſoll, ſo muͤſſen die Theile, die
durch Vermiſchung anderer Materien ent-
ſtanden, aufgeloͤſet, einige Materien abge-
ſondert, andere von neuem damit vermen-
get werden. Dieſes aber geſchiehet in dem
Nahrungs-Saffte nicht auf einmahl, ſon-
dern nach und nach, indem er viele Wege
mit dem Gebluͤte durchpaßiret. Und da-
her iſt noͤthig, daß wir die Bewegung des
Gebluͤttes genauer erwegen, und was ſich
mit ihm unterwegens zutraͤget, uͤberlegen.
§. 415. Wenn man acht giebet, wie die
Blut-Adern und Puls-Adern mit dem Her-
tzen zuſammen hangen; ſo kan man auch
begreiffen, wie ſich das Gebluͤtte in dem Lei-
be herum beweget. Der Unterſcheid der
gemeinen Blut-Adern und der Puls-Adern
beſtehet darinnen, daß jene das Blut dem
Hertzen zufuͤhren, dieſe hingegen es von ihm
wieder wegbringen. Es hat ſchon Rohault
(a) angemercket, daß, wenn man einem le-
bendigen Hunde oder einem andern Thiere
an einem Orte, wo eine Ader ſrey lieget, die
Haut
Wie ſich
das Ge-
bluͤtte im
Leibe be-
weget.
(a) Tract. Phyſ. part. 4. c. 12. §. 9. p. m. 473.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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