Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. XIII. Von Ernährung Safftesund seine Bewe- gung ins Geblüte.ete Speise gedruckt: wodurch der Nah- rungs-Safft herausgepresset und von den Milch-Adern aufgefangen und aus den Gedärmen in den Sammel-Kasten (cister- nam lacteam) geleitet wird. Die Milch- Adern sind durch das Gekröse (Mesenteri- um) zerstreuet, aber wegen ihrer Subtilität nicht zu sehen, als wenn sie voll Nahrungs- Safft sind. Derowegen gehet es am be- sten an, wenn man ein Thier wohl füttert und es nach geschehener Dauung eröff- net. Verheyen recommendiret (b), man solle einem hungerigen Hunde so viel Milch zu sauffen geben, biß er nicht mehr mag, und ihn eine Stunde darnach eröff- nen; so wird man sie in dem Netze oder Ge- kröse liegen sehen wie weisse Fädlein Seide. Sie zerstreuen noch viel subtilere Aestlein in überaus grosser Menge in die Gedär- me: unerachtet man aber keine Eröff- nungen in der spannadrigen Haut von ih- nen sehen kan, so darf man sie deswegen doch nicht leugnen, weil sie nur wegen ihrer Subtilität sich nicht entdecken lassen. Da sie aber so subtile sind, so kan auch nichts grobes mit durchkommen, wenn der reine Nahrungs-Safft hineingedruckt wird. Das Gekröse ist valler Drüsen und abson- derlich in der Mitten eine sehr grosse, die Pan- (b) Anaton. lib. 1. Tract. 2. c. 13. p. m. 72
Cap. XIII. Von Ernaͤhrung Safftesund ſeine Bewe- gung ins Gebluͤte.ete Speiſe gedruckt: wodurch der Nah- rungs-Safft herausgepreſſet und von den Milch-Adern aufgefangen und aus den Gedaͤrmen in den Sammel-Kaſten (ciſter- nam lacteam) geleitet wird. Die Milch- Adern ſind durch das Gekroͤſe (Meſenteri- um) zerſtreuet, aber wegen ihrer Subtilitaͤt nicht zu ſehen, als wenn ſie voll Nahrungs- Safft ſind. Derowegen gehet es am be- ſten an, wenn man ein Thier wohl fuͤttert und es nach geſchehener Dauung eroͤff- net. Verheyen recommendiret (b), man ſolle einem hungerigen Hunde ſo viel Milch zu ſauffen geben, biß er nicht mehr mag, und ihn eine Stunde darnach eroͤff- nen; ſo wird man ſie in dem Netze oder Ge- kroͤſe liegen ſehen wie weiſſe Faͤdlein Seide. Sie zerſtreuen noch viel ſubtilere Aeſtlein in uͤberaus groſſer Menge in die Gedaͤr- me: unerachtet man aber keine Eroͤff- nungen in der ſpannadrigen Haut von ih- nen ſehen kan, ſo darf man ſie deswegen doch nicht leugnen, weil ſie nur wegen ihrer Subtilitaͤt ſich nicht entdecken laſſen. Da ſie aber ſo ſubtile ſind, ſo kan auch nichts grobes mit durchkommen, wenn der reine Nahrungs-Safft hineingedruckt wird. Das Gekroͤſe iſt valler Druͤſen und abſon- derlich in der Mitten eine ſehr groſſe, die Pan- (b) Anaton. lib. 1. Tract. 2. c. 13. p. m. 72
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Cap. XIII. Von Ernaͤhrung
ete Speiſe gedruckt: wodurch der Nah-
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Milch-Adern aufgefangen und aus den
Gedaͤrmen in den Sammel-Kaſten (ciſter-
nam lacteam) geleitet wird. Die Milch-
Adern ſind durch das Gekroͤſe (Meſenteri-
um) zerſtreuet, aber wegen ihrer Subtilitaͤt
nicht zu ſehen, als wenn ſie voll Nahrungs-
Safft ſind. Derowegen gehet es am be-
ſten an, wenn man ein Thier wohl fuͤttert
und es nach geſchehener Dauung eroͤff-
net. Verheyen recommendiret (b),
man ſolle einem hungerigen Hunde ſo viel
Milch zu ſauffen geben, biß er nicht mehr
mag, und ihn eine Stunde darnach eroͤff-
nen; ſo wird man ſie in dem Netze oder Ge-
kroͤſe liegen ſehen wie weiſſe Faͤdlein Seide.
Sie zerſtreuen noch viel ſubtilere Aeſtlein in
uͤberaus groſſer Menge in die Gedaͤr-
me: unerachtet man aber keine Eroͤff-
nungen in der ſpannadrigen Haut von ih-
nen ſehen kan, ſo darf man ſie deswegen
doch nicht leugnen, weil ſie nur wegen ihrer
Subtilitaͤt ſich nicht entdecken laſſen. Da
ſie aber ſo ſubtile ſind, ſo kan auch nichts
grobes mit durchkommen, wenn der reine
Nahrungs-Safft hineingedruckt wird.
Das Gekroͤſe iſt valler Druͤſen und abſon-
derlich in der Mitten eine ſehr groſſe, die
Pan-
Safftes
und ſeine
Bewe-
gung ins
Gebluͤte.
(b) Anaton. lib. 1. Tract. 2. c. 13. p. m. 72
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