Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Natur der Cörper.
terscheid in dem Cörper selber. Wir fin-
den aber, daß die Materie eines Cörpers
von der Materie eines andern unterschieden.
Derowegen da der innere Unterscheid von
der Bewegung herkommen muß (§. 8);
so kan nicht alle Materie, die den Raum er-
füllet, den der Cörper einnimmet, sich auf
einerley Art bewegen. Sie beweget sich
demnach auf verschiedene Art und daher
mit verschiedener Geschwindigkeit und nach
verschiedenen Gegenden. Einige von die-
ser Materie muß beständig in einem Orte
verbleiben, weil wir finden, daß die Theile
eines Cörpers zusammen hangen und sich
nicht anders als zusammen, aus einem Orte
in den andern bewegen lassen, unter einan-
der selbst aber keine Bewegung haben. Da
sie nun aber gleichwohl in Bewegung seyn
müssen (§. 8.); so müssen sie sich mit glei-
cher Krafft einander entgegen bewegen.
Hingegen da andere mit diesen Theilen nicht
zusammen hänget, sondern vielmehr durch
ihre Bewegung die Grösse und Figur der-
selben determiniret; so muß sie sich nach ei-
ner anderen Gegend als jene bewegen.

§. 10.

Wir haben vorhin gesehen, daßWelche
sich nicht
genau
determi-
ni
ren
lasset.

die Stäublein des Goldes sich sehr subtile
theilen lassen und doch immer noch Gold
bleiben (§. 3.). Da wir uns nun keine
Rechnung machen dörffen, daß wir in Thei-
lung der Materie des Goldes biß auf solche

Theile
B 5

und der Natur der Coͤrper.
terſcheid in dem Coͤrper ſelber. Wir fin-
den aber, daß die Materie eines Coͤrpers
von der Materie eines andern unterſchieden.
Derowegen da der innere Unterſcheid von
der Bewegung herkommen muß (§. 8);
ſo kan nicht alle Materie, die den Raum er-
fuͤllet, den der Coͤrper einnimmet, ſich auf
einerley Art bewegen. Sie beweget ſich
demnach auf verſchiedene Art und daher
mit verſchiedener Geſchwindigkeit und nach
verſchiedenen Gegenden. Einige von die-
ſer Materie muß beſtaͤndig in einem Orte
verbleiben, weil wir finden, daß die Theile
eines Coͤrpers zuſammen hangen und ſich
nicht anders als zuſammen, aus einem Orte
in den andern bewegen laſſen, unter einan-
der ſelbſt aber keine Bewegung haben. Da
ſie nun aber gleichwohl in Bewegung ſeyn
muͤſſen (§. 8.); ſo muͤſſen ſie ſich mit glei-
cher Krafft einander entgegen bewegen.
Hingegen da andere mit dieſen Theilen nicht
zuſammen haͤnget, ſondern vielmehr durch
ihre Bewegung die Groͤſſe und Figur der-
ſelben determiniret; ſo muß ſie ſich nach ei-
ner anderen Gegend als jene bewegen.

§. 10.

Wir haben vorhin geſehen, daßWelche
ſich nicht
genau
determi-
ni
ren
laſſet.

die Staͤublein des Goldes ſich ſehr ſubtile
theilen laſſen und doch immer noch Gold
bleiben (§. 3.). Da wir uns nun keine
Rechnung machen doͤrffen, daß wir in Thei-
lung der Materie des Goldes biß auf ſolche

Theile
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0061" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Natur der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/>
ter&#x017F;cheid in dem Co&#x0364;rper &#x017F;elber. Wir fin-<lb/>
den aber, daß die Materie eines Co&#x0364;rpers<lb/>
von der Materie eines andern unter&#x017F;chieden.<lb/>
Derowegen da der innere Unter&#x017F;cheid von<lb/>
der Bewegung herkommen muß (§. 8);<lb/>
&#x017F;o kan nicht alle Materie, die den Raum er-<lb/>
fu&#x0364;llet, den der Co&#x0364;rper einnimmet, &#x017F;ich auf<lb/>
einerley Art bewegen. Sie beweget &#x017F;ich<lb/>
demnach auf ver&#x017F;chiedene Art und daher<lb/>
mit ver&#x017F;chiedener Ge&#x017F;chwindigkeit und nach<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Gegenden. Einige von die-<lb/>
&#x017F;er Materie muß be&#x017F;ta&#x0364;ndig in einem Orte<lb/>
verbleiben, weil wir finden, daß die Theile<lb/>
eines Co&#x0364;rpers zu&#x017F;ammen hangen und &#x017F;ich<lb/>
nicht anders als zu&#x017F;ammen, aus einem Orte<lb/>
in den andern bewegen la&#x017F;&#x017F;en, unter einan-<lb/>
der &#x017F;elb&#x017F;t aber keine Bewegung haben. Da<lb/>
&#x017F;ie nun aber gleichwohl in Bewegung &#x017F;eyn<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en (§. 8.); &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich mit glei-<lb/>
cher Krafft einander entgegen bewegen.<lb/>
Hingegen da andere mit die&#x017F;en Theilen nicht<lb/>
zu&#x017F;ammen ha&#x0364;nget, &#x017F;ondern vielmehr durch<lb/>
ihre Bewegung die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Figur der-<lb/>
&#x017F;elben <hi rendition="#aq">determini</hi>ret; &#x017F;o muß &#x017F;ie &#x017F;ich nach ei-<lb/>
ner anderen Gegend als jene bewegen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 10.</head>
              <p>Wir haben vorhin ge&#x017F;ehen, daß<note place="right">Welche<lb/>
&#x017F;ich nicht<lb/>
genau<lb/><hi rendition="#aq">determi-<lb/>
ni</hi>ren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et.</note><lb/>
die Sta&#x0364;ublein des Goldes &#x017F;ich &#x017F;ehr &#x017F;ubtile<lb/>
theilen la&#x017F;&#x017F;en und doch immer noch Gold<lb/>
bleiben (§. 3.). Da wir uns nun keine<lb/>
Rechnung machen do&#x0364;rffen, daß wir in Thei-<lb/>
lung der Materie des Goldes biß auf &#x017F;olche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Theile</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0061] und der Natur der Coͤrper. terſcheid in dem Coͤrper ſelber. Wir fin- den aber, daß die Materie eines Coͤrpers von der Materie eines andern unterſchieden. Derowegen da der innere Unterſcheid von der Bewegung herkommen muß (§. 8); ſo kan nicht alle Materie, die den Raum er- fuͤllet, den der Coͤrper einnimmet, ſich auf einerley Art bewegen. Sie beweget ſich demnach auf verſchiedene Art und daher mit verſchiedener Geſchwindigkeit und nach verſchiedenen Gegenden. Einige von die- ſer Materie muß beſtaͤndig in einem Orte verbleiben, weil wir finden, daß die Theile eines Coͤrpers zuſammen hangen und ſich nicht anders als zuſammen, aus einem Orte in den andern bewegen laſſen, unter einan- der ſelbſt aber keine Bewegung haben. Da ſie nun aber gleichwohl in Bewegung ſeyn muͤſſen (§. 8.); ſo muͤſſen ſie ſich mit glei- cher Krafft einander entgegen bewegen. Hingegen da andere mit dieſen Theilen nicht zuſammen haͤnget, ſondern vielmehr durch ihre Bewegung die Groͤſſe und Figur der- ſelben determiniret; ſo muß ſie ſich nach ei- ner anderen Gegend als jene bewegen. §. 10. Wir haben vorhin geſehen, daß die Staͤublein des Goldes ſich ſehr ſubtile theilen laſſen und doch immer noch Gold bleiben (§. 3.). Da wir uns nun keine Rechnung machen doͤrffen, daß wir in Thei- lung der Materie des Goldes biß auf ſolche Theile Welche ſich nicht genau determi- niren laſſet. B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/61
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/61>, abgerufen am 30.04.2024.